Heidenheimer Zeitung

Atemloses Duell in der Wüste

Mit einem wilden Rennen ist die Königsklas­se in ihre neue Saison gestartet. Weltmeiste­r Lewis Hamilton schlägt im Endspurt Max Verstappen. Sebastian Vettel erlebt einen Albtraum in Grün.

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Unter dem Feuerwerk von Bahrain zerplatzte­n Sebastian Vettels Träume von einem glitzernde­n Neustart bei Aston Martin. Weltmeiste­r Lewis Hamilton feierte seinen hart erkämpften Sieg, Mick Schumacher freute sich über einen langen, aufschluss­reichen ersten Grand Prix in der Formel 1 – doch die tragische Figur des Abends hieß einmal mehr Sebastian Vettel auf Rang 15. Und er sagte Sätze, wie er sie schon vor Monaten bei Ferrari gesagt hatte.

„Ich fühle mich nicht zu Hause im Auto, viele Dinge kämpfen da gegen mich, sodass ich mich nicht aufs Fahren konzentrie­ren kann“, sagte Vettel, bei weniger als 50 Prozent sehe er sich mit dem neuen Boliden: „Es gibt viele Dinge, um die wir uns kümmern müssen. Die anderen waren teilweise zwei Sekunden schneller.“

Weltmeiste­r muss alles geben

Held des Tages in der Wüste war Weltmeiste­r Hamilton, der den Angriff seines aufmüpfige­n Herausford­erers Max Verstappen abwehrte. Der Mercedes-star gewann das Rennen vor dem Red-bull-piloten und seinem Teamkolleg­en Valtteri Bottas.

„Wow, was für ein schwierige­s Rennen war das? Max saß mir im Genick. Mir ist es gerade noch so gelungen, ihn auf Distanz zu halten“, sagte Hamilton, der seinen 96. Sieg der Karriere feierte. Verstappen haderte nur kurz: „Es ist sehr, sehr schade, aber wir müssen das Positive sehen. Wir konnten gegenhalte­n.“

Dabei war das Ergebnis schon ein Fingerzeig für den weiteren Saisonverl­auf. Bei den Testfahrte­n zwei Wochen zuvor hatte sich noch ein Umbruch an der Spitze angedeutet, im Qualifying am Samstag erhärtete sich dieser Eindruck dann: Red Bull, bekannt eigentlich für schwache Saisonstar­ts

und starke Schlussspr­ints, war gleich voll da, Verstappen holte die erste Eröffnungs-pole des Rennstalls seit 2013. Mercedes dagegen hatte zuvor gehadert, seit den Testfahrte­n schon hatte den schwarz lackierten Silberpfei­len die Balance gefehlt – nach dem Start waren sie allerdings auf der Höhe, Hamilton heftete sich an Verstappen­s Fersen.

Strafe nach Qualifying

Auch weit hinten im Feld tat sich einiges. Vettel war im Qualifying durch eine Gelbphase auf seiner schnellen Runde eingebrems­t worden und früh ausgeschie­den, eine Strafe ließ ihn dann sogar

nach dem Rennen ans Ende der Startaufst­ellung rutschen. Für das Rennen plante er daher eine Aufholjagd.

Die gelang aber nur in der ersten Runde, Vettel machte sechs Plätze gut. Es sollte ernüchtern­d weitergehe­n. Vettel hing in der Folge fest und konnte auch die Rundenzeit­en seines deutlich besser platzierte­n Teamkolleg­en Lance Stroll (am Ende Zehnter) nicht annähernd mitgehen. Zeitweise war er langsamste­r Fahrer im Feld, deutlich langsamer auch als Mick Schumacher.

An der Spitze lieferten sich Verstappen und Hamilton ein stetes Hin und Her, nach jeder Boxenstopp-phase wechselte die Führung. Die Taktik sollte mitentsche­idend sein bei einem Duell, das die Sehnsucht nach einem echten Wm-kampf befeuerte. Mit frischen Reifen 16 Runden vor Schluss nahm Verstappen die Jagd auf Hamilton so richtig auf. Bei einem Überholver­such kam er auch vorbei, verließ aber die Strecke und musste Hamilton wieder die Vorfahrt gewähren.

Der Mercedes-kommandost­and wollte mit Tipps helfen, Hamilton wollte seine Ruhe: „Überlasst das mir“, funkte er – und gewann das Eins gegen Eins mit all seiner Erfahrung.

Ging seine Premiere schwungvol­l an: Mick Schumacher.

einfach zu gut. 30 Jahre nach seinem Vater bestreitet nun auch Mick Schumacher seine Debütsaiso­n, und wie der Rekordwelt­meister startet auch der Sohn unter dem Kürzel „MSC“. Allein dieses kleine Detail, sagt er selbst, „ist sehr schön und sehr emotional für mich“.

Der Rookie begegnet dem Wirbel um ihn mit Ruhe. Schumacher sei „sehr selbstsich­er“, sagt sein Teamchef Günther Steiner, „es geht alles, als ob er es schon seit fünf Jahren machen würde. Er hat viel Zeit investiert, um so vorbereite­t zu sein.“

Ich fühle mich nicht zu Hause im Auto.

Sebastian Vettel

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Foto: dpa

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