Abholzungen aus gutem Grund
In den vergangenen Wochen wurde entlang des Königsbronner Spazierwegs viel Holz eingeschlagen. Hauptgrund für die Arbeiten war die Verkehrssicherung für Passanten und Anwohner.
Königsbronn. Warum entlang des Panoramawegs in den vergangenen Wochen 450 Festmeter Holz geschlagen wurden.
Etwa 450 Festmeter Holz wurden in den vergangenen Wochen entlang des Königsbronner Panoramawegs geschlagen. Die dicken Stämme und das dünnere Schlagholz stapelt sich neben dem beliebten Spazierweg. Die Rodung ist sogar von der B 19 aus zu erkennen. Kein Wunder also, dass der Königsbronner Forst-bw-revierleiter Jörg Weiler in der vergangenen Wochen den ein oder anderen Beschwerde-anruf hatte. Auch bei Dr. Hans Untheim, Leiter des Forst-bw-bezirks Östliche Alb, gingen Nachfragen und Beschwerden ein.
Dass der Holzeinschlag auf den ersten Blick massiv wirkt, ist beiden bewusst. Auch dass die Menschen generell das Gefühl haben, dass im Raum Königsbronn derzeit extrem viel Holz geschlagen wird, haben sie bereits mitbekommen. Untheim aber relativiert das: „Wir haben in den letzten Jahren eher wenig eingeschlagen.“Und er kann das anhand von Zahlen auch belegen: Der jährliche Holzzuwachs in den Revieren Königsbronn, Ochsenberg und Zang liegt derzeit bei etwa 12,6 Kubikmeter pro Hektar, die ursprünglich vorgesehene jährliche Nutzung beträgt 7,9 Kubikmeter pro Hektar. Tatsächlich aber wurden in den vergangenen vier Jahren lediglich 4,5 Kubikmeter pro Hektar eingeschlagen. Grund dafür ist unter anderem der Einschlagsstopp für Fichte, die durch extreme Trockenjahre den Holzmarkt geflutet hatte.
An exponierten Stellen
Dass die Menschen nun vermehrt Ausholzungen wahrnehmen, hat für Weiler zwei Gründe: Zum einen wird gerade in den Königsbronner Revieren derzeit viel entlang frequentierter Wege eingeschlagen. Zum anderen sind die Menschen aufgrund der Corona-pandemie generell viel mehr in den heimischen Wäldern unterwegs.
Die Bäume entlang des Panoramawegs wurden vor allem aus einem Grund geschlagen: Verkehrssicherung. Waldeigentümer des Staatswalds ist die Forst BW und damit hat sie auch die Verkehrssicherungspflicht. Soll heißen: Revierleiter Jörg Weiler muss dafür Sorge tragen, dass für die Menschen, die den Panoramaweg nutzen bzw. unterhalb des Panoramawegs wohnen, keine Gefahr besteht. Aus demselben Grund wurden im Übrigen zwischen Königsbronn und Oberkochen entlang der B 19 die Bäume gefällt.
Bäume größtenteils krank
Die Bäume, die gefällt werden mussten, waren krank oder mussten weichen, um die kranken Bäume erreichen zu können. Gerade in süd- oder westexponierten Lagen mit flachgründigen Böden leiden die Buchen unter der Trockenheit. Die extrem heißen und trockenen Jahre 2018, 2019 und teilweise auch 2020 haben damit auch gerade an den Hängen links und rechts des Panoramawegs ihre Spuren hinterlassen.
Wer derzeit dort oben unterwegs ist, kann sich die Stämme selbst einmal genauer ansehen. Jörg Weiler erklärt bei einem VorOrt-termin, woran die Schäden an den Baumscheiben zu erkennen sind: Im Innern des Baumes hat sich die Weißfäule ausgebreitet und Teile des Holzes bereits verfärbt. An der Rinde erkennt man, wie der Baum versucht hat, sich selbst zu schützen. Durch die extreme Trockenheit und die Verdunstung gerade an Süd- und Westhängen sind die Bäume nicht mehr in der Lage, genügend Wasser in die Kronen zu transportieren. Sie brechen und sterben.
Boden wird nicht austrocknen
Sorgen, dass durch die Rodungen der Boden nun kahlgelegt wurde und austrocknet, sind laut Weiler unbegründet: Unter fast allen entnommenen Bäumen wachse die nächste Generation bereits nach. Dass es auf die Menschen dennoch so wirkt, als sei es doch enorm viel Einschlag auf einmal, kann Weiler nachvollziehen. Er betont aber auch: „Ich kann entweder jedes Jahr oder jedes zweite Jahr ein bisschen machen. Oder wir machen es eben in einem Jahr auf einmal und dann sind wir für die kommenden zehn Jahre erst einmal weg.“
Der Bereich oberhalb des Panoramawegs zwischen der Weggabelung zum Flachsberg und der Herrensteinstraße ist seit 2018 ein sogenanntes Waldrefugium und damit stillgelegt. Das heißt: Der Wald wird sich selbst überlassen und nicht mehr weiter bewirtschaftet. „Bis zu einer Baumlänge vom Weg aus in den Wald hinein können wir aber aus Verkehrssicherungsgründen einschlagen“, erklärt Weiler.
Refugien sollen größer werden
Vorgesehen wäre von Forst BW die Erweiterung dieser bereits bestehenden Waldrefugien einmal nördlich Richtung Flachsberg und süd-östlich bis zum ehemaligen Steinbruch Vollmer. Ob daraus etwas wird, muss sich noch zeigen. Die Entscheidung liegt beim Land.
Gerade zwischen Panoramaweg und dem darunter liegenden Wanderweg stehen nun nach den Holzfällarbeiten aber immer noch einige Altholzbestände, knorrige Buchen etwa, die in der Mitte bereits gebrochen oder von Pilzkonsolen übersät sind. Diese Bäume hat Weiler absichtlich aus Gründen des Naturschutzes stehen lassen, weil sie etlichen Tieren wie beispielsweise dem Specht oder der Fledermaus als Heimat dienen.
Und die Verkehrssicherung? Weiler schlägt vor, im Falle des ohnehin engen Wanderwegs, der bei Königsbronnern eher als Trampelpfad bekannt ist, ein Schild aufzustellen, dass er während eines Sturmes eben nicht benutzt werden darf. Hier setzt der Revierleiter dann auch auf die Vernunft der Menschen.
A propos Vernunft: Weiler hat nun auch die Hoffnung, dass diejenigen, die die Natur nun neu und verstärkt für sich entdecken und zur Erholung nutzen, ihr Eigenes dazu beitragen, um sie zu erhalten – und ihren Müll nicht einfach an Ort und Stelle liegen lassen.