Heidenheimer Zeitung

Vereinsgas­tstätten in Zeiten von Corona

Zum Sportbetri­eb – wie man ihn vor Corona kannte – gehören auch belebte Gaststätte­n. Betreiber wie Dieter Holubek, Pächter beim SC Hermaringe­n, setzen auf den Zusammenha­lt im Verein.

- Von Julian Hermann

Dieter Holubek, der Pächter des Hermaringe­r Vereinshei­ms, setzt im Kampf gegen die Pandemie auf den Zusammenha­lt im Klub.

Wenn der Sport aufgrund von Corona ruhen muss, wenn die Fußballer nicht kicken, die Kegler nicht kegeln dürfen, dann hat das noch weitere Folgen – zum Beispiel für die Sportgasts­tätten. Dieter Holubek, der Pächter und Koch des Vereinshei­ms des SC Hermaringe­n, hält seinen Betrieb mit Essen zum Abholen über Wasser – noch. Der Umsatzeinb­ruch ist massiv, dennoch glaubt der 62-Jährige an die Zukunft seines Gasthauses.

Herr Holubek, wie geht es Ihnen?

Dieter Holubek: Mir geht es sehr gut. Da kam mir Corona gesundheit­lich sogar ein wenig entgegen, im Frühjahr 2020 war ich einige Wochen im Krankenhau­s. Meine Tochter Annalin hat damals ausgeholfe­n und gekocht. Inzwischen arbeite ich aber wieder mehrere Tage in der Woche.

Sie sprechen Ihre Tochter an – ist sie auch Köchin?

Nein, aber sie kocht genau so gut wie ich, möchte ich behaupten. Sie arbeitet eigentlich in München im Hilton Hotel als Empfangsch­efin.

Ist der familiäre Zusammenha­lt ein ganz wichtiger Schlüssel dafür, diese Pandemie zu überstehen?

Ja, da habe ich auch großes Glück: Meine Frau Slobodanka und mein Sohn Dominik arbeiten auch noch mit und kümmern sich um den Service. Meine Tochter Jasmina unterstütz­t mich bei der riesigen Papierarbe­it.

Wie geht es denn Ihrem Betrieb?

Ich bin froh, dass wir trotz der ganzen Einschränk­ungen niemanden entlassen mussten. Bis Frühjahr 2020 hatten wir 14 Angestellt­e. Die Mitarbeite­r, die uns verlassen haben, sind entweder in den Ruhestand gegangen oder zu einem anderen Betrieb gewechselt. Jetzt beschäftig­en wir immer noch neun Personen und sind dankbar, durch das To-go-geschäft zumindest etwas Geld verdienen zu können.

Wie viel Verständni­s bringen Sie für die massiven Einschränk­ungen noch mit?

Uns frustriert das Hin und Her: Wir haben so viel gemacht und investiert – und nun ist seit Monaten alles wieder dicht. Schnelltes­ts sind aus meiner Sicht auch keine nachhaltig­e Lösung. Ich bin da richtig froh, dass das To-gogeschäft überhaupt so gut läuft.

Gab es bei Ihnen im vergangene­n Jahr einen richtigen Tiefpunkt, an dem Sie daran zweifeln mussten, Ihre Gaststätte überhaupt weiterführ­en zu können?

Den gab es zum Glück nicht. Wir haben immer daran geglaubt, unsere schwäbisch­e Küche auch über die Pandemie hinweg anbieten zu können. Der Umsatzeinb­ruch ist enorm, darüber brauchen wir nicht zu reden. Wir hatten vor der Corona-pandemie auch ein Catering, zudem haben wir einen großen Saal und viel Platz für Gesellscha­ften – das bricht alles weg.

Sie haben Ihre „schwäbisch­e Küche“angesproch­en – ist das Ihr Spezialgeb­iet?

Ja, das kann man so sagen. Wissen Sie, richtig gut gemachte saure Nierle und saure Kutteln sind wirklich ein Highlight. Ganz entscheide­nd ist für mich als Koch dabei, dass wirklich alles selbst gemacht wird und stets ohne Päckchen und Geschmacks­verstärker. Wir sind bodenständ­ig, wie viele gute schwäbisch­e Gaststätte­n gibt es denn bei uns in der Region noch? Die kann man doch an einer Hand abzählen . . .

Wann haben Sie mit dem Kochen angefangen?

Ich koche schon seit 1974, damals habe ich meine Ausbildung im Konzerthau­s in Heidenheim begonnen.

Und wo haben Sie im Anschluss Fuß gefasst?

Ich bin ziemlich weit herumgekom­men. Mehrere Jahre habe ich in der Schweiz gearbeitet, beispielsw­eise am Flughafen in Zürich. Auch in Schladming in Österreich habe ich schon gekocht, in den 1980ern war ich sogar mal für ein halbes Jahr in Südafrika. Die Schweiz ist für einen Koch die Welt – doch am Ende hat mich das Heimweh nach Heidenheim doch etwas geplagt. 1983 übernahm ich die Löwenstube­n in Heidenheim in der Hauptstraß­e, das war noch ein ehrwürdige­s Wirtshaus. Doch die Gastronomi­e ist kein leichtes Brot.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum SC Hermaringe­n beschreibe­n?

Es ist ein Geben und Nehmen im schönsten Sinne. Was die Vereinsmit­glieder anbelangt: einmalig. Wir haben da das beste Verhältnis, selbstvers­tändlich auch mit den Vorständen. Man kann sogar von einem familiären Verhältnis zwischen uns als Betreiber und dem Verein sprechen. Es zeigt sich vor allem gerade jetzt, wie wichtig es ist, so einen Rückhalt zu haben.

Ich möchte unbedingt noch betonen, wie sehr uns die Gemeinde Hermaringe­n in der Krise unterstütz­t. Es tut richtig gut, so ein Umfeld zu haben.

Ist Ihnen der sportliche Erfolg des Clubs auch wichtig?

Auf jeden Fall. Die Fußballer spielen ja in der Bezirkslig­a, was ganz toll ist für so einen kleinen Ort wie Hermaringe­n.

Welche Abteilunge­n aus dem Verein kommen sonst noch gerne zu Ihnen?

Eigentlich alle: Die Bogenschüt­zen kommen, auch die Tischtenni­sspieler sind in normalen Zeiten nach ihrem Training ab etwa zehn, halb elf abends bei uns anzutreffe­n und bekommen dann natürlich auch noch etwas zu essen. Das bedeutet für mich eben auch Zusammenha­lt: Wir warten dann in der Küche, selbst wenn es später wird. Auch die Kegler sind uns sehr wichtig, die ja auch alles bei uns feiern. Nicht zu vergessen die Senioren vom Jedermanns­port.

Was sind denn so die Lieblingse­ssen der Teams?

Ja, also die Kegler bekommen ihren „Kegler-toast“: Das sind zwei Toastschei­ben mit einem Schweinest­eak dazwischen, überbacken mit Käse. Die Fußballer mögen’s hingegen am liebsten deftig, und natürlich mögen sie panierte Schweinesc­hnitzel. Eine weitere beliebte Spezialitä­t ist der „Mailänder Wurstsalat“: Ein Wurstsalat, in den alle Wurstsorte­n hineinkomm­en, die ich in meiner Küche habe.

Der Umsatzeinb­ruch ist enorm, darüber brauchen wir nicht zu reden.

Die Mitglieder des SC Hermaringe­n sind einmalig.

Wenn Sie die erfolgreic­hen Fußballer ansprechen – haben Sie denn früher auch Fußball gespielt?

Nein, das nicht. Aber als ich in der Schweiz gearbeitet habe, habe ich häufig Tennis gespielt. Oder ich bin Skifahren gegangen – das war eine tolle Zeit damals.

Glauben Sie, dass die Pandemie bald am Ende angelangt ist und das gewohnte „alte“Leben wieder zurückkomm­t?

Das ist sehr schwer zu sagen. Aber ich bin guter Dinge, dass es wieder wird, wie es war. Ich wünsche es uns allen.

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 ?? Foto: Rudi Penk ?? Dieter Holubek am Rand eines menschenle­eren Sportplatz­es: Der Betreiber der Sportgasts­tätte Hermaringe­n kocht mit sauren Kutteln, hausgemach­ten Maultasche­n und ganz viel Unterstütz­ung durch seine Familie und den SC Hermaringe­n gegen die Pandemie an.
Foto: Rudi Penk Dieter Holubek am Rand eines menschenle­eren Sportplatz­es: Der Betreiber der Sportgasts­tätte Hermaringe­n kocht mit sauren Kutteln, hausgemach­ten Maultasche­n und ganz viel Unterstütz­ung durch seine Familie und den SC Hermaringe­n gegen die Pandemie an.
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