Hilflose Welt
Massenmord – mehr als 100 Tote in Myanmar allein am Wochenende durch das blutige Vorgehen der Armee gegen das Volk lassen sich nicht anders verurteilen als mit diesem Wort, mit dem der Sonderberichterstatter der UN für Menschenrechte in dem asiatischen Staat, Tom Andrews, seinem Entsetzen Luft machte. Dass dies ausgerechnet am „Tag der Streitkräfte“geschah, zeigt den Zynismus der Militärmachthaber. Friedliche Demonstranten und selbst Kinder werden rücksichtslos erschossen – und die Welt muss zuschauen.
Die Hilflosigkeit zeigt die Reaktion der Bundesregierung, die zum sofortigen Verzicht auf Gewalt aufruft. Das wird die Machthaber in dem Vielvölkerstaat kein bisschen beeindrucken. Auch die UN kann nichts tun, als ebenso flammende wie wirkungslose Appelle zu starten. Diplomatie kann da nur wenig ausrichten. Die Staatengemeinschaft kann nur bedingt eingreifen, solange China seine schützende Hand über das Regime hält. Westliche Staaten können versuchen, die Bürgerbewegung zu unterstützen und mit einem Wirtschaftsembargo Druck auszuüben. Aber ob das viel hilft, ist ungewiss.
Dem Militär um General Min Aung Hlaing geht es nicht nur um die Macht, sondern auch um ihre wirtschaftlichen Pfründe. Die sahen sie in Gefahr, weil die Partei von Aung San Suu Kyi die Parlamentswahlen haushoch gewonnen hatte. Doch die Armee besteht nicht nur aus der Führungsclique, sondern auch aus Hunderttausenden von Soldaten. Ob die weiter rücksichtslos ihre Waffen gegen die eigenen Mütter und Verwandten einsetzen, ist die entscheidende Frage. Der Massenmord kann wohl nur von innen beendet werden.