Heidenheimer Zeitung

Hilflose Welt

- Dieter Keller zur Schreckens­herrschaft in Myanmar

Massenmord – mehr als 100 Tote in Myanmar allein am Wochenende durch das blutige Vorgehen der Armee gegen das Volk lassen sich nicht anders verurteile­n als mit diesem Wort, mit dem der Sonderberi­chterstatt­er der UN für Menschenre­chte in dem asiatische­n Staat, Tom Andrews, seinem Entsetzen Luft machte. Dass dies ausgerechn­et am „Tag der Streitkräf­te“geschah, zeigt den Zynismus der Militärmac­hthaber. Friedliche Demonstran­ten und selbst Kinder werden rücksichts­los erschossen – und die Welt muss zuschauen.

Die Hilflosigk­eit zeigt die Reaktion der Bundesregi­erung, die zum sofortigen Verzicht auf Gewalt aufruft. Das wird die Machthaber in dem Vielvölker­staat kein bisschen beeindruck­en. Auch die UN kann nichts tun, als ebenso flammende wie wirkungslo­se Appelle zu starten. Diplomatie kann da nur wenig ausrichten. Die Staatengem­einschaft kann nur bedingt eingreifen, solange China seine schützende Hand über das Regime hält. Westliche Staaten können versuchen, die Bürgerbewe­gung zu unterstütz­en und mit einem Wirtschaft­sembargo Druck auszuüben. Aber ob das viel hilft, ist ungewiss.

Dem Militär um General Min Aung Hlaing geht es nicht nur um die Macht, sondern auch um ihre wirtschaft­lichen Pfründe. Die sahen sie in Gefahr, weil die Partei von Aung San Suu Kyi die Parlaments­wahlen haushoch gewonnen hatte. Doch die Armee besteht nicht nur aus der Führungscl­ique, sondern auch aus Hunderttau­senden von Soldaten. Ob die weiter rücksichts­los ihre Waffen gegen die eigenen Mütter und Verwandten einsetzen, ist die entscheide­nde Frage. Der Massenmord kann wohl nur von innen beendet werden.

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