Liebe Osterbräuche (I),
in einer kleinen Reihe wollen wir ab heute auf Euch eingehen an dieser Stelle. Denn obwohl es viele von Euch bis heute gibt (Ostereier, Schokohasen, sich im Eselsburger Tal auf den Füßen stehen), und obwohl es womöglich künftig ganz neue Bräuche geben wird (nachts „Osterruhe“verkünden und bei Sonnenaufgang wieder absagen), so klar ist auch: Einige Bräuche sind auf dem absteigenden Ast, andere bereits völlig vergessen. Wie gut, dass es die HZ gibt!
Heute geht es um den schönen Brauch der Ostermärsche. Man muss dazu wissen, dass
1958 in England Atomwaffengegner von London zu einer Atomforschungsanlage in der Grafschaft Berkshire marschierten. Das taten sie an Ostern, weil man für die über 80 Kilometer doch einige Tage brauchte. Im Folgejahr zog man dann gleich wieder los, und bums: Der Ostermarsch war geboren.
Der Ostermarsch hat also inhaltlich nicht wirklich mit Ostern zu tun. Beliebig ist der Inhalt aber nicht. Pazifistisch sollten die Anliegen sein, gegen Krieg und Atomkraft, für Weltfrieden und so. Auch wenn der Querdenker am Karsamstag Unfug schwurbelt, ist das noch kein Ostermarsch.
Im Archiv haben wir dieses Bild eines Ostermarsches gefunden, der im Jahr 1977 stattfand. Und wir drucken es heute auch ab, um für die heute etwas betagtere Generation zu werben bei der Jugend: Ja, stimmt, damals ging man noch nicht fürs Klima auf die Straße und die weltbekannteste Greta hieß noch Garbo (kam aber auch schon aus Schweden) – aber da man die Welt damals gerade mit Atomwaffen zustellte, hatte man andere Prioritäten.
Es ist nun an der Zeit, sich abzusichern vor in Ehren ergrauten Ostermarschierern: Jajaja, natürlich gibt es noch Ostermärsche, nur dieses Jahr wegen der Pandemie nicht, wissen wir auch ohne Leserbriefe.
Wir wollen nur darauf hinweisen, dass man 1979 noch in Sakko und Krawatte zum Ostermarschieren ging. Das ist ein Brauch, der wirklich ausgestorben ist. Aber Ihr lest das ja wieder nicht.