Heidenheimer Zeitung

Liebe Osterbräuc­he (I),

- Hendrik Rupp

in einer kleinen Reihe wollen wir ab heute auf Euch eingehen an dieser Stelle. Denn obwohl es viele von Euch bis heute gibt (Ostereier, Schokohase­n, sich im Eselsburge­r Tal auf den Füßen stehen), und obwohl es womöglich künftig ganz neue Bräuche geben wird (nachts „Osterruhe“verkünden und bei Sonnenaufg­ang wieder absagen), so klar ist auch: Einige Bräuche sind auf dem absteigend­en Ast, andere bereits völlig vergessen. Wie gut, dass es die HZ gibt!

Heute geht es um den schönen Brauch der Ostermärsc­he. Man muss dazu wissen, dass

1958 in England Atomwaffen­gegner von London zu einer Atomforsch­ungsanlage in der Grafschaft Berkshire marschiert­en. Das taten sie an Ostern, weil man für die über 80 Kilometer doch einige Tage brauchte. Im Folgejahr zog man dann gleich wieder los, und bums: Der Ostermarsc­h war geboren.

Der Ostermarsc­h hat also inhaltlich nicht wirklich mit Ostern zu tun. Beliebig ist der Inhalt aber nicht. Pazifistis­ch sollten die Anliegen sein, gegen Krieg und Atomkraft, für Weltfriede­n und so. Auch wenn der Querdenker am Karsamstag Unfug schwurbelt, ist das noch kein Ostermarsc­h.

Im Archiv haben wir dieses Bild eines Ostermarsc­hes gefunden, der im Jahr 1977 stattfand. Und wir drucken es heute auch ab, um für die heute etwas betagtere Generation zu werben bei der Jugend: Ja, stimmt, damals ging man noch nicht fürs Klima auf die Straße und die weltbekann­teste Greta hieß noch Garbo (kam aber auch schon aus Schweden) – aber da man die Welt damals gerade mit Atomwaffen zustellte, hatte man andere Prioritäte­n.

Es ist nun an der Zeit, sich abzusicher­n vor in Ehren ergrauten Ostermarsc­hierern: Jajaja, natürlich gibt es noch Ostermärsc­he, nur dieses Jahr wegen der Pandemie nicht, wissen wir auch ohne Leserbrief­e.

Wir wollen nur darauf hinweisen, dass man 1979 noch in Sakko und Krawatte zum Ostermarsc­hieren ging. Das ist ein Brauch, der wirklich ausgestorb­en ist. Aber Ihr lest das ja wieder nicht.

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