Blüten im Zwielicht
Schattige Bereiche sind oft Stiefkinder des Gartens. Doch mit der richtigen Pflanzenwahl blühen auch dunkle Ecken auf.
Im Schatten wächst nichts? Stimmt nicht – man braucht nur Pflanzen, die an diesen speziellen Standort angepasst sind. Sei es der Boden unter Büschen und Bäumen oder der Bereich, in dem Schuppen oder Haus ihre Schatten werfen. Ein Beet mit bis zu vier Stunden Sonne pro Tag wird als halbschattig bezeichnet. Lichter Schatten entsteht im ständigen Wechsel von Sonne und Schatten, wie ihn das Blätterdach von Gehölzen produziert. Sonnenliebende Prachtstauden gedeihen an den lichtarmen Standorten nicht. Mit robusten Bodendeckern können aber auch diese Plätze attraktiv begrünt werden. Etliche der pflegeleichten Gewächse weben sogar Blütenteppiche im Schatten.
Besonders gut angepasst an einen Platz mit wenig Licht und Nährstoffen sowie den Wurzeldruck von Gehölzen sind bodendeckende Pflanzen aus dem Laubund Mischwald. Einige dieser Arten zählen zu den bewährten Garten-bodendeckern, wie beispielsweise die Taubnessel (Lamium). Die wintergrüne, nur 15 Zentimeter hohe Pflanze entfaltet von Mai bis Juni kleine Lippenblüten in Weiß, Violett oder Gelb. Manche Arten beeindrucken auch mit attraktiv weiß geflecktem Blattwerk. Taubnesseln bilden einen dichten Teppich, jedoch ohne zu wuchern und sind deshalb auch für kleinere Gärten empfehlenswert.
Apart getüpfelte Blätter und zierliche, schon im zeitigen Frühjahr erscheinende Blüten in Pastellfarben
hat das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) zu bieten. Züchtungen mit unterschiedlichen Blattzeichnungen machen die immergrüne Pflanze zu einer der beliebtesten Blattschmuckstauden. Mit einer Höhe zwischen 15 und 30 Zentimetern passt das Lungenkraut auch gut an den Rand eines halbschattigen bis schattigen Blumenbeetes. Der Boden sollte humus- und nährstoffreich und nicht zu trocken sein, ansonsten ist das Lungenkraut völlig anspruchslos.
Das Kleine Immergrün (Vinca minor), ebenfalls ein ursprünglicher Waldbewohner, gedeiht problemlos unter Gehölzen. Unbeeindruckt vom Wurzeldruck der Sträucher schickt es seine langen Triebe mit den ledrig glänzenden Blättern auf Wanderschaft. Von April bis Mai entfaltet der Bodendecker seine blauvioletten Sternenblüten. Sehr hübsch sind auch weißblühende Immergrünsorten, wie zum Beispiel V. minor „Alba“.
Mit attraktiven nierenförmigen und glänzenden Blättern schmückt sich die Haselwurz (Asarum caudatum). Ihre braunroten, glöckchenförmigen Blüten, die bereits im März erscheinen, wirken eher unscheinbar. Die Pflanze besitzt ein unterirdisches Rhizom mit schleimhautreizenden Inhaltsstoffen, was ihr in früheren Zeiten die Verwendung für Schnupftabak einbrachte.
Ebenfalls im zeitigen Frühjahr blüht der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava). Seine gestielten Blütentrauben in Rosa, Violett und Weiß lassen dunkle Ecken richtiggehend aufleuchten. Das gilt auch für seinen Verwandten, den Gelben Lerchensporn. Die Pflanzen lieben kalkhaltige und feuchte Böden, wobei sich der Gelbe Lerchensporn auch oft an allen möglichen Stellen selbst aussät.
Nicht aus heimischen Wäldern, sondern aus Südeuropa stammt das Frühlings-gedenkemein (Omphalodes verna). Das unvergleichliche Himmelblau seiner
Blüten wertet jeden Schattenbereich auf. Zusammen mit der weißblühenden Schwester O. verna „Alba“sorgt das Frühlings-gedenkemein für blau-weiße Blütenfreude schon im März. Der wüchsige Bodendecker bildet teppichartige Bestände und bevorzugt humosen Boden im lichten Schatten.
Von robuster Natur, verträgt das Frühlings-gedenkemein auch die Wurzelkonkurrenz größerer Gehölze und kann sehr gut zur Unterpflanzung dienen. Mit himmelblauen Blüten besticht auch das Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) zwischen April und Juni. Mit 30 bis 50 Zentimetern zählt die Staude zu den höherwachsenden Bodendeckern. Ihr dichtes Blattwerk aus weichen, herzförmigen Blättern bildet rasch einen grünen Teppich, wenn der Boden humusreich und leicht feucht ist.
Alle schattenliebenden Bodendecker wollen am liebsten in Ruhe vor sich hin wachsen. Dünger, Hacke und Gießkanne brauchen sie nicht. Bodenbearbeitung kann ihnen sogar eher schaden als nützen.
Das prächtige Himmelblau des Gedenkemein wertet jeden Bereich im Schatten auf.