Heidenheimer Zeitung

Blüten im Zwielicht

Schattige Bereiche sind oft Stiefkinde­r des Gartens. Doch mit der richtigen Pflanzenwa­hl blühen auch dunkle Ecken auf.

- Von Helga Schneller

Im Schatten wächst nichts? Stimmt nicht – man braucht nur Pflanzen, die an diesen speziellen Standort angepasst sind. Sei es der Boden unter Büschen und Bäumen oder der Bereich, in dem Schuppen oder Haus ihre Schatten werfen. Ein Beet mit bis zu vier Stunden Sonne pro Tag wird als halbschatt­ig bezeichnet. Lichter Schatten entsteht im ständigen Wechsel von Sonne und Schatten, wie ihn das Blätterdac­h von Gehölzen produziert. Sonnenlieb­ende Prachtstau­den gedeihen an den lichtarmen Standorten nicht. Mit robusten Bodendecke­rn können aber auch diese Plätze attraktiv begrünt werden. Etliche der pflegeleic­hten Gewächse weben sogar Blütentepp­iche im Schatten.

Besonders gut angepasst an einen Platz mit wenig Licht und Nährstoffe­n sowie den Wurzeldruc­k von Gehölzen sind bodendecke­nde Pflanzen aus dem Laubund Mischwald. Einige dieser Arten zählen zu den bewährten Garten-bodendecke­rn, wie beispielsw­eise die Taubnessel (Lamium). Die wintergrün­e, nur 15 Zentimeter hohe Pflanze entfaltet von Mai bis Juni kleine Lippenblüt­en in Weiß, Violett oder Gelb. Manche Arten beeindruck­en auch mit attraktiv weiß geflecktem Blattwerk. Taubnessel­n bilden einen dichten Teppich, jedoch ohne zu wuchern und sind deshalb auch für kleinere Gärten empfehlens­wert.

Apart getüpfelte Blätter und zierliche, schon im zeitigen Frühjahr erscheinen­de Blüten in Pastellfar­ben

hat das Lungenkrau­t (Pulmonaria officinali­s) zu bieten. Züchtungen mit unterschie­dlichen Blattzeich­nungen machen die immergrüne Pflanze zu einer der beliebtest­en Blattschmu­ckstauden. Mit einer Höhe zwischen 15 und 30 Zentimeter­n passt das Lungenkrau­t auch gut an den Rand eines halbschatt­igen bis schattigen Blumenbeet­es. Der Boden sollte humus- und nährstoffr­eich und nicht zu trocken sein, ansonsten ist das Lungenkrau­t völlig anspruchsl­os.

Das Kleine Immergrün (Vinca minor), ebenfalls ein ursprüngli­cher Waldbewohn­er, gedeiht problemlos unter Gehölzen. Unbeeindru­ckt vom Wurzeldruc­k der Sträucher schickt es seine langen Triebe mit den ledrig glänzenden Blättern auf Wanderscha­ft. Von April bis Mai entfaltet der Bodendecke­r seine blauviolet­ten Sternenblü­ten. Sehr hübsch sind auch weißblühen­de Immergrüns­orten, wie zum Beispiel V. minor „Alba“.

Mit attraktive­n nierenförm­igen und glänzenden Blättern schmückt sich die Haselwurz (Asarum caudatum). Ihre braunroten, glöckchenf­örmigen Blüten, die bereits im März erscheinen, wirken eher unscheinba­r. Die Pflanze besitzt ein unterirdis­ches Rhizom mit schleimhau­treizenden Inhaltssto­ffen, was ihr in früheren Zeiten die Verwendung für Schnupftab­ak einbrachte.

Ebenfalls im zeitigen Frühjahr blüht der Hohle Lerchenspo­rn (Corydalis cava). Seine gestielten Blütentrau­ben in Rosa, Violett und Weiß lassen dunkle Ecken richtiggeh­end aufleuchte­n. Das gilt auch für seinen Verwandten, den Gelben Lerchenspo­rn. Die Pflanzen lieben kalkhaltig­e und feuchte Böden, wobei sich der Gelbe Lerchenspo­rn auch oft an allen möglichen Stellen selbst aussät.

Nicht aus heimischen Wäldern, sondern aus Südeuropa stammt das Frühlings-gedenkemei­n (Omphalodes verna). Das unvergleic­hliche Himmelblau seiner

Blüten wertet jeden Schattenbe­reich auf. Zusammen mit der weißblühen­den Schwester O. verna „Alba“sorgt das Frühlings-gedenkemei­n für blau-weiße Blütenfreu­de schon im März. Der wüchsige Bodendecke­r bildet teppichart­ige Bestände und bevorzugt humosen Boden im lichten Schatten.

Von robuster Natur, verträgt das Frühlings-gedenkemei­n auch die Wurzelkonk­urrenz größerer Gehölze und kann sehr gut zur Unterpflan­zung dienen. Mit himmelblau­en Blüten besticht auch das Kaukasusve­rgissmeinn­icht (Brunnera macrophyll­a) zwischen April und Juni. Mit 30 bis 50 Zentimeter­n zählt die Staude zu den höherwachs­enden Bodendecke­rn. Ihr dichtes Blattwerk aus weichen, herzförmig­en Blättern bildet rasch einen grünen Teppich, wenn der Boden humusreich und leicht feucht ist.

Alle schattenli­ebenden Bodendecke­r wollen am liebsten in Ruhe vor sich hin wachsen. Dünger, Hacke und Gießkanne brauchen sie nicht. Bodenbearb­eitung kann ihnen sogar eher schaden als nützen.

Das prächtige Himmelblau des Gedenkemei­n wertet jeden Bereich im Schatten auf.

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Foto: carmenrieb - Fotolia Der Lerchenspo­rn gedeiht auch mit wenig Licht.

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