Bittere Saison für Friedrichshafen
Tag Anfang Februar dieses Jahres, da stand Matthias Liebhardt, Teammanager und Presseverantwortlicher beim Volleyball-bundesligisten VFB Friedrichshafen, alleine in der Messehalle und verstand die Welt nicht mehr. In eigener Halle sollte ein Champions-league-qualifikationsturnier um den Einzug ins Viertelfinale stattfinden. Kurz zuvor krallte sich das Coronavirus sechs Spieler vom VFB, der Rest musste in Quarantäne. Nichts war es mit der Champions League, aber das Turnier mit drei weiteren europäischen Teams musste dennoch ausgerichtet werden. „Diese Spiele zu sehen und selbst draußen zu sitzen, das hat weh getan“, erinnert sich Liebhardt an den absoluten Tiefpunkt der Saison.
Corona, Augen zu und durch – in dem kreativen und qualvollen Umgang mit dem Virus haben die „Häfler“viele Erfahrungen sammeln können. Die Vorbereitung auf die aktuelle Runde war geprägt von der Frage: Wie können wir das Überleben sichern? Nötig waren viele Gespräche mit Sponsoren, einige konnten oder wollten nicht mehr bei der Stange bleiben, sagt Liebhardt. Mit Premolab wurde ein neuer Sponsor gefunden, der die Coronaschnelltests zur Verfügung stellt. „Wir brauchen viele für die Spiele“, sagt Liebhardt: „Unterm Strich hatten wir kaum Einbußen im Sponsoring.“
Dabei hat auch geholfen, dass die Volleyballer es geschafft haben, die mediale Präsenz zu verbessern. Das kostenlose Streaming-angebot wurde deutlich verbessert, zum Beispiel mit mehr Kameras in der Halle. Zeitlupen wurde ebenso möglich gemacht wie das Einblenden von Sponsoren. Auf einer Videowand werden Bilder oder kurze Clips von Fans gezeigt. „Das mit dem Ziel, unsere Spiele den Zuschauern und den Sponsoren näher zu bringen“, erklärt Liebhardt.
Gerade das Thema Streaming oder das Produzieren eines eigenen Tv-signals, somit die grundsätzliche Frage, wie erreicht ein Klub Zuschauer, wenn die nicht in die Halle kommen, ist ein Aspekt, der auch nach Corona weiterhin im Fokus bleibt, glaubt Liebhardt.
Was für Konsequenzen die Pandemie für die Jugendarbeit hat, darüber kann Liebhardt nur spekulieren. Die Volleyballer, die als Sportkapitalgesellschaft auftreten, arbeiten in der Nachwuchsförderung eng mit dem eingetragenen Verein VFB Friedrichshafen zusammen, beschäftigen zum Beispiel einen hauptamtlichen Jugendtrainer, der einen großen Aufwand betreibt, um die Jugendlichen mit Videotrainings und ähnlichem weiter im Verein zu halten. Das habe gut funktioniert, meint Liebhardt, allerdings „war das für die Ausbildung von Talenten ein verlorenes Jahr“.