Bei den Riesen ist Einstellung gefragt
viel im Leben erreichen, wenn du nur an den Tagen arbeitest, an denen du dich wohlfühlst.“Das hat der ehemalige Us-basketball-profi Jerry Alan West gesagt. Alexander Reil, 1. Vorsitzender des Basketball-bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg, ist dieser Leitgedanke nicht fremd. „Alles ist letztendlich eine Einstellungssache, und ich bin ein Optimist“, sagt Reil, wenn er nach den Corona-erfahrungen gefragt wird. „Man braucht Personen, die sich trotz der Krise Gedanken machen, wie man mit neuen, kreativen Ideen die Verluste eindämmen kann.“Und man müsse die Situation, wie sie nun einmal ist, akzeptieren.
Rein sportlich hat das funktioniert. Nach der Vizemeisterschaft in der vergangenen Saison haben die Riesen auch in dieser Saison bisher überzeugt, konnten eine Serie von 18 Siegen in Folge feiern und sich damit ganz weit oben in der Tabelle etablieren.
Wirtschaftlich kam den Ludwigsburgern zugute, dass schon vor Ausbruch der Pandemie die finanzielle Situation bei den Riesen und bei vielen anderen Bbl-klubs nicht belastet war, sagt Reil: „Dazu kommen die staatlichen Hilfen, auch wenn sie nicht einfach zu beantragen waren. Wir sind zwar nicht beim Maximum angekommen, haben aber einen ordentlichen Betrag bekommen.“Aber ohne eine finanziell vorsichtig kalkulierte Saison, mit entsprechenden Kürzungen auch bei den Spielergehältern, wäre es dennoch schwierig geworden, so Reil, der schon früh, Mitte 2020, angefangen hatte, mit den Sponsoren darüber zu reden, was passieren würde, wenn auch die Saison 2020/21 mit wenig oder gar keinen Zuschauern bestritten werden müsste.
Wenn es also bei den Riesen kein großes Gejammer gibt, so ist Reil jedoch weit entfernt davon, die atmosphärischen Probleme nicht zu sehen. Alleine die Kommunikation im Klub war eine große Herausforderung. „Ich selbst habe seit gut einem Jahr kein persönliches Gespräch mit einem Spieler gehabt“, beschreibt der Klub-boss die Corona-konsequenzen.
Aber wichtiger ist die Kommunikation nach außen. Was tun, um die Anhänger weiter an den Klub zu binden? „Wir haben digitale, virtuelle Plattformen angeboten, um mit den Fans in Kontakt zu kommen, sie bei Laune zu halten. Da waren Trainer und Spieler dabei“, erzählt Reil, der allerdings auch zugibt: „Mit all den Maßnahmen lässt sich nicht kompensieren, dass keine Zuschauer in die Halle dürfen.“Dass die Fans wiederkommen, wenn es erlaubt ist, steht für Reil außer Frage: „An einen Entwöhnungseffekt glaube ich nicht.“