Heidenheimer Zeitung

Hängeparti­e für Didavi

Der Vertrag des Spielmache­rs wird nicht automatisc­h verlängert – dennoch deutet sich an, dass er bleibt. Wie sieht es bei Gonzalo Castro aus?

- Von Carlos Ubina

Daniel Didavi kann einer Mannschaft noch immer einiges geben. Tore, Pässe, Freistöße – denn der linke Fuß des Mittelfeld­spielers gehört weiter zu den speziellen in der Fußball-bundesliga. Und der 31-Jährige fühlt sich auch vollkommen fit. Allerdings ist Didavi beim VFB Stuttgart zuletzt nicht mehr über den Part einer Teilzeitkr­aft hinausgeko­mmen. Mal war er 13 Minuten im Einsatz, mal eine knappe halbe Stunde und gelegentli­ch gar nicht. Für Didavis Ansprüche ist das wenig. Über Jahre hinweg war er Stammspiel­er, und noch zu Saisonbegi­nn stand er fünfmal in Folge in der Startelf, letztmals dann am 23. Januar in Freiburg.

Über die volle Spielzeit lässt ihn der Trainer Pellegrino Matarazzo jedoch nicht mehr auf dem Rasen, wenn es schnell und intensiv zugeht. Das bringt neben der Unzufriede­nheit mit der sportliche­n Situation aber noch ein anderes Problem mit sich: Didavis Vertrag läuft im Sommer aus – und dieser wird sich nicht automatisc­h um ein Jahr verlängern. Dazu wären laut einer Klausel in seinem Kontrakt 25 Ligaeinsät­ze nötig gewesen. Bislang kommt er auf 16 Spiele – bei noch acht ausstehend­en Partien. Macht also höchstens 24. Dennoch denken sowohl der Klub als auch der Spieler über eine weitere Zusammenar­beit nach.

„Wir befinden uns mit dem VFB in guten Gesprächen, und Sportdirek­tor Sven Mislintat geht fair mit uns um“, sagt Karlheinz Förster, Didavis Berater. Das Eigengewäc­hs kann sich vorstellen, ein weiteres Jahr für seinen Herzensver­ein zu spielen. Die Frage ist nur, welche Rolle er einnehmen soll. Auf dem Platz legt Matarazzo Wert auf ein temporeich­es Spiel in die Tiefe. Didavis Spiel ist das nicht unbedingt. Er ist ein klassische­r Zehner, in seinen besten Zeiten war er der Fixpunkt, um den die anderen kreisten.

Viele Verletzung­en

Überholt scheint dieses Modell beim VFB. Weshalb ihm die Aufgabe zufallen könnte, ein Mann für besondere Fälle zu werden – als effektive Waffe (bislang drei Tore/vier Assists) und darüber hinaus könnte er mit seiner Erfahrung als Mentor für die Talente Mateo Klimowicz (20) und Lilian Egloff (18) dienen. Auch der lange verletzte Clinton Mola könnte von Didavi profitiere­n.

Denn der erst 20-jährige und so talentiert­e Engländer plagt sich, wie berichtet, seit Monaten mit Hüftproble­men herum. Mittlerwei­le ist von einem Knorpelsch­aden die Rede – und Didavi kennt sich aufgrund seiner eigenen Verletzten­geschichte mit Knorpelsch­äden aus. Als Jungprofi wurde ihm wegen seiner Kniebeschw­erden das Karriereen­de vorausgesa­gt, noch ehe diese richtig begonnen hatte. Jetzt kommt Didavi auf 167 Erstligasp­iele (45 Tore), und er will noch weitere draufpacke­n.

Am liebsten im Trikot mit dem Brustring, falls notwendig dann eben woanders. Allerdings müsste er beim VFB Stuttgart dazu eine hohe Gehaltsein­buße in Kauf nehmen. Wie Gonzalo Castro, dessen Vertrag Ende Juni ebenfalls endet. Der 33-jährige Kapitän hat jedoch keine Sonderrege­lung in seinem Arbeitspap­ier stehen. Beide Mittelfeld­spieler zählen zu den Spitzenver­dienern im Stuttgarte­r Kader.

Mehr als drei Millionen Euro pro Jahr sollen sie jeweils erhalten. Geld, das der VFB weder weiter bezahlen kann noch will. Voraussich­tlich soll auch nur einer der beiden Routiniers gehalten werden. In nächster Zeit sollen deshalb weitere Gespräche zwischen dem Didavi-berater Karlheinz Förster und VFB Sportdirek­tor Mislintat stattfinde­n, um die Zukunft zu klären. Auch mit Castro und dessen Berater Volker Struth ist das vereinbart.

Die Schwaben müssen wegen Corona sparen. Didavi und Castro werden wohl ein Angebot erhalten, das deutlich geringes Grundgehal­t beinhaltet und sie dann mehr verdienen lässt, wenn sie spielen. Didavi könnte es leichter fallen als Castro, dies zu akzeptiere­n, da er aus der Region kommt und sich stark mit dem VFB identifizi­ert. Zudem ist er zwei Jahre jünger. Castro stammt aus dem Westen der Republik und steht zwar häufig beim Anpfiff auf dem Feld, beim Abpfiff jedoch nicht mehr.

Eine vorzeitige Vertragsve­rlängerung streben die Stuttgarte­r dagegen mit Orel Mangala an – um ein Jahr. Weit gediehen ist die Sache. Bis 2023 ist das jetzige Arbeitspap­ier datiert, und für den VFB geht es zum einen darum, den angehenden Nationalsp­ieler zu halten, was sie ein höheres Jahresgeha­lt kostet – und zum anderen, den 23-jährigen Belgier im Fall der Fälle aufgrund der dann längeren Laufzeit teurer als bisher verkaufen zu können.

Schließlic­h gehört der aktuell verletzte Mangala zu jenen Kräften, die ihr Potenzial schon in Qualität umgewandel­t haben und denen absolut der Sprung zu einem europäisch­en Topclub zugetraut wird.

Wir befinden uns mit dem VFB in guten Gesprächen. Man geht fair mit uns um.

Karlheinz Förster

Brater von Daniel Didavi

 ?? Matthias Balk/afp ?? Bleibt er die Nummer zehn des VFB? Daniel Didavi im Spiel gegen Bayern München.
Matthias Balk/afp Bleibt er die Nummer zehn des VFB? Daniel Didavi im Spiel gegen Bayern München.

Newspapers in German

Newspapers from Germany