Maria und Gretchen in der Passion
„Glaube, Liebe, Hoffnung“heißt eine virtuelle „Videoausstellung“der Staatsoper Stuttgart.
Stuttgart. In der dritten Welle gibt’s auf jeden Fall für die Theaterbühnen keine österliche Auferstehung. So endet auch dieser „Passionszeit-spaziergang“durch eine apokalyptische Landschaft vor der Hölle, und zwar mit der Aufforderung: „Spring in den Abgrund.“Wobei das dann niemand tut in dieser „virtuellen Ausstellung“im Computerspiel-design, diesem Leidensweg mit sieben Video-szenen, also „Andachtsbildern“, religiösen Bildstöcken. „Glaube, Liebe, Hoffnung“heißt der knapp einstündige Film, der jetzt bis Ostersonntag kostenlos online steht auf der Internetseite der Staatsoper Stuttgart.
Regisseur Marco Storman und Dirigent André de Ridder hätten jetzt eigentlich im zweiten Teil der (Not-)spielzeit der aber seit November geschlossenen Staatsoper mit dem Musical „Jesus Christ Superstar“(in Kombination mit Arvo Pärts „Miserere“) Premiere gefeiert. Und ganz ursprünglich war eine szenische Produktion von Robert Schumanns Szenen aus Goethes „Faust“geplant gewesen. Das haben sie jetzt einfach gemixt: Gretchen und Maria, Faust und Jesus, Judas und Mephistopheles bilden damit das Ensemble. Damit geht’s dann auch um die Gretchenfrage: „Wie hast du’s mit der Religion?“Na ja, man muss in dieser virtuellen Inszenierung zumindest an die Kunst glauben. Zu den Klängen etwa von Bachs „Erbarme dich“aus der Matthäuspassion mit Saxophonmelodie hält sich eine Schwangere vor Blumenkulisse den nackten Bauch.
In einem düsteren Areal mit Stuttgarter Schlosspark-relikten werden in dem Film (und man kann auch, wahlweise, das Ganze als Videospiel selbstgehend durchklicken) viele assoziationsreiche Bilder angeboten: vor allem von Leidenden. „Parsifal“-sound wabert durchs Geschehen, Schumann natürlich – und einmal beglückt Andrew Lloyd Webbers Song „I Don’t Know How To Love Him“, wunderbar gesungen von Katherine Manley. Haupterkenntnis des Projekts „Glaube, Liebe Hoffnung“: Wie schade, dass nicht „Jesus Christ Superstar“live auf die Bühne gekommen ist. jük
Die Staatsoper Stuttgart zeigt „Andachtsbilder“.