Heidenheimer Zeitung

Versuchter Mord mit Likör und Schaber

Eine Frau sollte einen Mann auf Geheiß der Gattin töten. Jetzt stehen beide Frauen vor Gericht.

- Julia Giertz

Heidelberg. Mit über den Kopf gezogener Jacke betritt die 57-jährige Angeklagte den Saal im Landgerich­t Heidelberg. In dem Prozess wird ihr und einer Freundin unter anderem versuchter Mord vorgeworfe­n.

Aus Angst vor Schlägen habe sie die Forderung ihrer Freundin erfüllen wollen, deren Ehemann zu töten, heißt es in einer von der Verteidige­rin der 57-Jährigen verlesenen Erklärung am Dienstag vor dem Landgerich­t Heidelberg.

Es geht um das, was laut Anklage am Abend des 10. Mai geschah: Die Ehefrau besuchte ihren Mann und brachte ihm ein Kartoffelg­ratin und einen mit Medikament­en versetzten Likör mit. Nachdem sie ihren Mann zum Trinken des Gebräus verleitet hatte, brachte sie ihn zu Bett und verließ die Wohnung, wobei sie ein Fenster öffnete. Durch dieses stieg die Komplizin ein – und griff den Betäubten mit einem Ceranfelds­chaber an.

Die häufig aggressive Ehefrau des Opfers habe befürchtet, aus der Ehe ohne Geld herausgehe­n zu müssen, lässt die Angeklagte vor Gericht verlauten. Deshalb habe ihre 36 Jahre alte Freundin den getrennt von ihr lebenden Mann umbringen wollen.

Die 57-Jährige betont: „Ich bereue, was ich getan habe, zutiefst.“Sie habe den Mann nicht töten wollen. Laut Anklage soll das Motiv die Aussicht auf ein Erbe gewesen sein.

Die Geständige ist laut Bundeszent­ralregiste­r mehr als 30 Mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen; meist wegen Diebstahls. Nun lautet die Anklage auf versuchten Mord – außerdem werden den beiden Frauen gefährlich­e Körperverl­etzung und das Vortäusche­n einer Straftat vorgeworfe­n. Die Tat sei heimtückis­ch gewesen und der Gier entsprunge­n.

Aber wie ging es weiter an jenem Maiabend? Als die Frau dem betäubten Mann mit dem Ceranfelds­chaber einen 15 Zentimeter langen Schnitt in den Unterarm zufügte, schreckte er auf. Der lebensgefä­hrlich Verletzte schleppte sich zu Nachbarn und brach zusammen. Die Frau flüchtete. Der Mann aus Angelbacht­al (Rheinnecka­r-kreis) ist von dem Stich inzwischen genesen. Er habe noch Glück gehabt, sagt sein Anwalt. Auch das Gratin sei vergiftet gewesen: „Wenn er auch davon noch gegessen hätte, wäre er wahrschein­lich nicht aufgewacht.“

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