Unterricht für alle – oder Lockdown
Vom ersten Schultag an soll nach den Osterferien an den Schulen Testpflicht herrschen. Falls sie dann offen sind.
Stuttgart. Am Donnerstag werden sich Schüler und Lehrer in die Osterferien verabschieden. Einige persönlich, die meisten auf digitalen oder fernmündlichen Wegen – so, wie schulische Begegnungen nun eben wegen der Pandemie seit Monaten stattfinden.
Wann und wie die Klassen nach den Ferien wieder zusammenkommen, bleibt vorerst unklar. Das war, so berichten Teilnehmer, die zentrale Botschaft einer Videokonferenz am frühen Montagabend. 17 Beteiligte des Schulgeschehens hatte die Landesregierung zum Austausch geladen: die Chefs der großen Lehrerverbände und Gewerkschaften im Land, Eltern- und Schülervertreter, dazu fünf Schulleiter.
Angesetzt hatte das Treffen das Staatsministerium von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), wo die Schulpolitik seit der Wahlniederlage der Cdu-kultusministerin Susanne Eisenmann verantwortet wird. Auch Eisenmann und Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) waren unter den Zugeschalteten.
Kretschmann habe viel zugehört, heben Teilnehmer lobend hervor. Etwa die Hälfte des rund zweistündigen Gesprächs sei mit Beiträgen der Eingeladenen gefüllt worden. So berichteten Schulleiter von organisatorischem Kleinklein des Pandemiegeprägten Schulbetriebs, und ein jugendlicher Schüler von Mitschülern, die in Computerspielsucht oder andere sozialpsychologische Auffälligkeiten abzurutschen drohten.
Kernfrage war: Wie geht es an den Schulen nach Ostern weiter? Die Antwort lautet: Das weiß derzeit niemand. Geplant ist von Landesseite, dann mehr Wechselunterricht halten zu lassen, perspektivisch für alle Klassenstufen aller Schularten. Abhängig sei alles von den Inzidenzen. Oberhalb einer Neuinfektionsrate von 50 pro 100 000 Einwohner und Woche soll es ausschließlich Schichtbetrieb zwischen Fernlern- und Präsenzphasen geben.
46 Millionen Schnelltests
Letztere will das Land mit Schnelltests absichern: Zwei pro Woche sollen alle Beteiligte absolvieren, um ihre Schule betreten zu dürfen. Vorgesehen sind, unter Aufsicht von Lehrern, „Schnelltests zur Selbstanwendung“. Das sind neuere Tests, die nicht ganz so tief in den Nasenrachenraum eingeführt werden müssen. Das Land beschafft gerade 46 Millionen Stück.
Auch für Grundschüler soll die Testpflicht gelten. Ausnahmen, stellt eine Sprecherin Kretschmanns am Dienstag klar, solle es nur bei schriftlichen Prüfungen geben. Rechtlich geregelt sein soll alles bis Ende der Woche.
Doch ob und wann welche Schule nach Ostern öffnet, hängt von der Infektionslage ab. Die Zahlen steigen schnell, demnächst tagen wieder die Regierungschefs von Bund und Ländern. Wer weiß, ob nach Ostern nicht erst einmal ein schärferer Lockdown wartet.