Heidenheimer Zeitung

New York will Kiffen erlauben

Joints zu rauchen, soll genehmigt werden. Das soll dem Us-bundesstaa­t Geld einbringen und im Kampf gegen Rassismus helfen.

- Von Benno Schwingham­mer

Wer in New York festgenomm­en wird, hat häufig gegen die Marihuana-auflagen verstoßen. Nach Angaben der Bürgerrech­tsorganisa­tion ACLU von 2019 sind Delikte in Verbindung mit Cannabis der häufigste Grund, eingesperr­t zu werden. Und obwohl Weiße wie Nichtweiße gleicherma­ßen kiffen, spiegeln die Zahlen den tief verwurzelt­en Rassismus wider: „Im ganzen Bundesstaa­t werden schwarze New Yorker 4,5-mal so häufig wegen Gras verhaftet wie weiße New Yorker“, schreibt die ACLU. In Brooklyn und Manhattan neunmal so häufig.

85 Gramm sind erlaubt

Künftig ist es über 21-Jährigen erlaubt, bis zu 85 Gramm Cannabis für die persönlich­e Benutzung mit sich zu tragen. Der Konsum soll in speziellen Lounge-artigen Orten legal sein. Später soll man Pflanzen für den Eigengebra­uch zu Hause wachsen lassen können. Bis zur Öffnung der ersten Cannabis-läden könnte es noch ein Jahr oder länger dauern.

Der Freibrief fürs Kiffen dient vor allem der Bekämpfung des strukturel­len Rassismus. Die Denkfabrik Brookings schrieb: „Seit Jahrzehnte­n ist der Krieg gegen die Drogen ein Instrument, um schwarze und braune Amerikaner ins Visier zu nehmen und Schicksale in ihren Communitie­s für Millionen von Menschen zu verändern.“

New Yorker Polizisten dürfen dann Autos nicht mehr durchsuche­n, nur weil sie Grasgeruch aus ihnen wahrnehmen. Fahrer auf Cannabis-einfluss zu testen, bleibt aber erlaubt. Die Einträge von früheren Marihuana-delikten, die künftig nicht mehr verboten

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B sind, sollen aus den Polizeiakt­en gelöscht werden.

Angehörige von Minderheit­en sollen künftig auch leichter Gewerbe-erlaubniss­e erhalten. Experten halten das für extrem wichtig, um benachteil­igte Viertel zu unterstütz­en.

Ein großer Teil der zusätzlich zu erwartende­n Steuereinn­ahmen soll in von Rassismus betroffene Nachbarsch­aften fließen. Wie sie verteilt werden, war einer der großen Streitpunk­te zwischen Gouverneur Andrew Cuomo und den Abgeordnet­en in New Yorks Hauptstadt Albany gewesen. Cuomo hatte darauf gedrängt, dass seine Regierung stärkeren Einfluss auf die Verwendung erhält.

Schätzunge­n zufolge könnte im Bundesstaa­t eine 4,2-Milliarden-dollar Cannabis-industrie mit Steuereinn­ahmen von etwa 350 Millionen jährlich entstehen. Medienberi­chten zufolge ist Cuomo in den Verhandlun­gen zuletzt deutlich auf die Parlamenta­rier zugegangen. Einige argumentie­rten, der 63-jährige Cuomo brauche einen Erfolg, um von den Vorwürfen sexueller Belästigun­g gegen ihn abzulenken. Der Gouverneur – so die Lesart – brauche einen politische­n Erfolg, um den Druck auf sich zu verringern.

Doch auch mit Millionen Dollar für Stadtteile mit benachteil­igten Bewohnern ist das neue Gesetz nur ein Schritt im Kampf gegen systemisch­en Rassismus in den USA. „Die Legalisier­ung von Cannabis macht vergangene Verhaftung­en nicht rückgängig, und die Löschung von Aufzeichnu­ngen gleicht nicht die Jahre und Jahrzehnte aus, in denen es aufgrund einer Verhaftung wegen Drogen weniger Bildung, Beschäftig­ung und Anderes gab“, schreibt Brookings.

Vorurteile­n vorbeugen

Die Chance der Reform müsse genutzt werden, um Polizisten bewusst zu machen, auf welche Weise die alte Marihuana-gesetzgebu­ng zum Rassismus beitrug, um in Zukunft Vorurteile­n und diskrimini­erenden Verhaltens­weisen vorzubeuge­n. „Die Geschichte der Cannabispo­litik zeigt, dass durch sie Rassismus in bestimmten Gemeinscha­ften institutio­nalisiert und angewendet wurde. Jetzt ist es an der Legalisier­ung, für deren Erholung zu sorgen.“ 0 4? 7

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