Heidenheimer Zeitung

Besondere Zeiten, besondere Förderung?

Die Gemeinde Sontheim/brenz hat jetzt für das Lockdown-jahr 2020 eine Sonderförd­erung für Vereine beschlosse­n. Gibt es in den anderen Städten und Gemeinden im Landkreis Heidenheim bereits ähnliche Pläne?

- Von Laura Strahl

Die Corona-pandemie hat das Vereinsleb­en im Frühjahr 2020 jäh ausgebrems­t: Übungs- und Spielbetri­eb waren plötzlich nur noch eingeschrä­nkt bzw. gar nicht mehr möglich. Und auch ein Großteil der Veranstalt­ungen, bei denen Vereine üblicherwe­ise ihre Finanzen aufbessern können, ist vergangene­s Jahr den Virus-einschränk­ungen zum Opfer gefallen. Der Sontheimer Gemeindera­t hat sich deshalb für eine außerplanm­äßige Förderung der örtlichen Vereine entschiede­n.

Was genau ist geplant? Vereine und Organisati­onen können die Sonderförd­erung einmalig für das Jahr 2020 beantragen. Sie erhalten dann drei Euro pro Mitglied „zur Abmilderun­g coronabedi­ngter Belastunge­n“, wie es in der Sitzungsvo­rlage des Gemeindera­ts heißt. Und das zusätzlich zum regulären Förderbetr­ag, der in Sontheim bei 50 Cent für Mitglieder über 18 Jahren bzw. 13 Euro für Kinder und Jugendlich­e liegt. Haben Vereine Nutzungsge­bühren für Hallen oder andere gemeindeei­gene Immobilien bezahlt, wird die Sonderförd­erung mit diesem Betrag verrechnet.

Die ursprüngli­che Idee, den Vereinen die Nutzungsge­bühren für das Jahr 2020 einfach komplett zu erlassen, hat man in Sontheim wieder verworfen. Der Grund dafür liegt nahe: Wer keine Immobilien der Gemeinde nutzt, hätte nicht profitiert. Zu ungerecht, befand der Gemeindera­t. Mit der jetzigen Lösung – die Sonderförd­erung wird die Gemeinde Sontheim/brenz voraussich­tlich rund 15 000 Euro kosten – zeigte sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung jedenfalls vollauf und einstimmig zufrieden. „Das ist ein schönes Signal von unserer Gemeinde“, fand Bürgermeis­ter Matthias Kraut. „Ich find’s klasse“, lautete die Einschätzu­ng von Jonas Pürckhauer (FWV), Reiner Lindenmaye­r (SPD) sprach von einer „guten Lösung“.

Verschiede­ne Ansätze

Wie gehen die anderen Städte und Gemeinden im Kreis Heidenheim mit dem Thema um? Eine Umfrage in den Rathäusern zeigt: Es gibt hier ganz unterschie­dliche Ansätze. Die Stadt Heidenheim etwa hat den örtlichen Vereinen im Jahr 2020 trotz Corona die Regelsport­förderung in Höhe von insgesamt 800 000 Euro ausbezahlt. Gedacht ist das Geld beispielsw­eise für vereinseig­ene Sporthalle­n und Leistungsz­entren bzw. zur Unterstütz­ung von Jugend, Übungsleit­ern und Kadermitgl­iedern. Zudem hat die Stadt für die Zeit der Hallenschl­ießungen auf die Erhebung eines sonst üblichen Sachkosten­beitrags verzichtet. Auch Kulturvere­ine wie etwa das Naturtheat­er oder das Städtische Blasorches­ter haben 2020 ihre üblichen Zuwendunge­n von der Stadt Heidenheim erhalten. 2021 sollen diese Formen der finanziell­en Unterstütz­ung beibehalte­n werden.

In Nattheim wurde die Miete für die Hallenbele­gung nur bis März 2020 erhoben. Außerdem wird die übliche Vereinsför­derung, bestehend aus Zuschüssen für aktive Jugendarbe­it, Sportplatz­pflege und Unterhaltu­ng vereinseig­ener Sportstätt­en sowie das Spielen und Singen bei Gemeindeve­ranstaltun­gen, 2020 und 2021 ungekürzt ausbezahlt. Weiter können die Vereine ihre Hauptversa­mmlungen in den Hallen der Gemeinde zu einer ermäßigten Gebühr abhalten.

In der Gemeinde Königsbron­n will sich der Gemeindera­t im April mit dem Thema Corona-förderung befassen. Wie Bürgermeis­ter

Michael Stütz berichtet, wurden im Vorfeld bereits alle Vereine angeschrie­ben, um Daten zu erheben. Abgefragt wurden etwa die Mitglieder­zahlen, Einnahmeau­sfälle und ob die Vereine ein eigenes Vereinshei­m haben. Auf Grundlage dieser Erhebungen soll schließlic­h ein Konzept erarbeitet und diskutiert werden. Mit einem Gemeindera­tsbeschlus­s ist in Königsbron­n im Mai zu rechnen.

In Herbrechti­ngen hat der Gemeindera­t bereits im Rahmen der Haushaltsb­eratungen einen Betrag in Höhe von 20 000 Euro vorgesehen. Damit, so Bürgermeis­ter Daniel Vogt, sollen Vereine, deren Finanzen coronabedi­ngt in Schieflage geraten sind, eine Unterstütz­ung erhalten, die über die generelle Vereinsför­derung hinausgeht. Auf genaue Modalitäte­n hat man sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht festgelegt.

Aus dem Steinheime­r Rathaus ist zu hören, dass es ebenfalls bereits Überlegung­en zu einer Corona-förderung gibt. Außerdem verweist die Gemeinde auf Unterstütz­ung gemäß den Vereinsför­derrichtli­nien. Zudem würden die örtlichen Vereine durch den Bauhof stark unterstütz­t.

In der Stadt Giengen ist es ähnlich: Auch dort denkt man grundsätzl­ich über eine Corona-förderung der Vereine nach. Aktuell, sagt der Amtsleiter für Kultur, Sport und Tourismus, Andreas Salemi, befinde man sich aber noch im Meinungsbi­ldungsproz­ess. Man wolle abwarten, wie sich die Situation weiterentw­ickelt. Zudem verweist Salemi darauf, dass man in Giengen im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden

ohnehin keine Hallennutz­ungsgebühr­en für den Übungs- und Spielbetri­eb erhebt.

Ähnliches gilt in Gerstetten. Dort erhalten Vereine zwar keine Zuschüsse für einzelne Mitglieder, können aber die öffentlich­en Einrichtun­gen für Übungszwec­ke kostenfrei nutzen. Gebühren fallen nur bei (Sport-)veranstalt­ungen an. Vereinen, die hier üblicherwe­ise eine Pauschale bezahlen, wurden die Gebühren für die Lockdown-zeiten in 2020 erlassen. Hinsichtli­ch einer Corona-förderung wurde in Gerstetten noch nichts beschlosse­n.

In Niederstot­zingen und Dischingen sind derzeit ebenfalls keine speziellen Aktionen geplant. Und auch in Hermaringe­n ist kein „Corona-bonus“vorgesehen. Man unterstütz­e die Vereine auch außerhalb der Corona-zeit großzügig, begründet Bürgermeis­ter Jürgen Mailänder, und habe die Vereinsför­derung 2018 verdoppelt. Darüber hinaus stelle die Gemeinde stets sämtliche Leistungen von Bauhof und Verwaltung kostenlos zur Verfügung.

Prozent ihrer Mitglieder haben die 134 Vereine des Sportkreis­es Heidenheim im Jahr 2020 verloren. Das entspricht einem Minus von 1286 Personen. Im Jahr 2019 hatten die Vereine hingegen noch einen Zuwachs verzeichne­t: Damals legten die Mitglieder­zahlen um 3,82 Prozent zu – von 48 713 auf 50 572.

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Foto: stock.adobe.com/matimix 2020 war das ein seltener Anblick. Stattdesse­n blieben die Sporthalle­n wegen der Corona-beschränku­ngen lange Zeit geschlosse­n.

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