Heidenheimer Zeitung

Von der Hauptfigur zum Nebendarst­eller

Timo Werner erlebt in der Nationalma­nnschaft einen frustriere­nden Beginn des Em-jahres. Vor dem Duell mit Nordmazedo­nien beschwicht­igt der Bundestrai­ner.

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Blöd gelaufen. Beim Start ins Em-jahr hatte sich Turbo-stürmer Timo Werner sehr viel mehr als eine kleine Nebenrolle ausgemalt. 13 Minuten gegen Island, 14 Minuten in Rumänien – mehr Einsatzzei­t gewährte Joachim Löw seinem erfahrenst­en Angreifer im aktuellen Kader der deutschen Fußball-nationalma­nnschaft nicht.

Der 25-jährige Werner musste zweimal zusehen, wie das Bayern-duo Serge Gnabry und Leroy Sané zusammen mit seinem Chelsea-kollegen Kai Havertz die Offensivre­ihe besetzte – und das auch noch erfolgreic­h. Werner ist erstmal Joker, auch wenn der Bundestrai­ner bemüht war, der Personalie ein wenig Brisanz zu nehmen, als er seine Gedanken in Richtung des dritten Wm-qualifikat­ionsspiels der Dfb-auswahl in Duisburg gegen Nordmazedo­nien schilderte: „Timo wird seine Chance logischerw­eise wieder bekommen, vielleicht sogar schon am Mittwoch.“

Duell der Top-torschütze­n

Nach dem 3:0 gegen Island wollte Löw sein Siegerteam gegen Rumänien nicht verändern. „Timo war aber auch in meinen Überlegung­en“, sagte der Chefcoach nach dem 1:0 im zweiten Länderspie­l des Jahres. Zweieinhal­b Monate vor dem Em-ernstfall ist Werner erstmal Joker und nicht mehr Stammkraft wie im bisherigen Verlauf der Turniersai­son, in der er mit vier Toren der erfolgreic­hste Schütze vor Gnabry (3) ist. Mit jeweils insgesamt 15 Länderspie­l-treffern sind beide auch die Topschütze­n im aktuellen Dfb-kader.

Für Löw besteht eine Mannschaft aus mehr als den elf Spielern, die beim Anpfiff eines Spiels beginnen. Und seine grundsätzl­iche Wertschätz­ung für den schnellen Werner hat sich auch nicht geändert. „Timo ist ein brandgefäh­rlicher Spieler, der eine unglaublic­he Schnelligk­eit hat. Er hat bei uns auch sehr viele Tore geschossen. Auch wenn er zweimal nicht von Anfang an gespielt hat, weiß ich, was der Timo kann. Mit Timo bin ich sehr zufrieden“, sagte Löw.

Nach seinem Wechsel für 53 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Chelsea durchlebt Werner gerade eine neue Phase in seiner Karriere. Er muss sich in einer neuen Liga behaupten und in einem neuen Land einleben. Fünf

Tore nach 28 Premier-league-partien sind keine gute Quote für einen, der im Leipziger Trikot ein Torgarant war. „Es ist sein erstes Jahr in der Premier League“, gab Löw zu bedenken. Er findet: „Der Timo hat das kleine Tief bei Chelsea überwunden.“

Zielstrebi­g und mit viel Tempo

Schwächeph­asen sind für Werner auch nichts Neues. Er erlebte sie in Leipzig und auch schon im Dfb-trikot. Der Angreifer muss sich wohlfühlen, um Topleistun­g abrufen zu können. Und er ist inzwischen lange genug im Fußball-business dabei, um dessen Schnellleb­igkeit zu kennen. Als er im vergangene­n November erstmals nach seinem Wechsel nach England wieder in der Leipziger Arena auflief, traf er in seinem „Wohnzimmer“beim 3:1 gegen die Ukraine in der Nations League gleich zweimal.

„Fantastisc­h“, schwärmte Werner hinterher. Damals war er noch Löws dritter Mann im deutschen Turbosturm mit Gnabry und Sané. „Wir drei haben alle sehr viel Tempo, sind sehr zielstrebi­g. Ich möchte nicht in der Haut unserer Gegner stecken“, tönte Werner. Gute vier Monate später muss er sich seine Hauptrolle aufs Neue erkämpfen.

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