Heidenheimer Zeitung

„Der Respekt vor den Schanzen ist immer da“

Finn Braun vom SV Baiersbron­n über den Tande-horrorstur­z und seinen Umgang mit eigenen Fehlern.

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Furtwangen. Was geht in einem jungen Skispringe­r vor, wenn er solch einen schweren Sturz wie den des Norwegers Daniel Andre Tande in Planica sieht? Finn Braun (19) über den Unterschie­d zwischen Angst und Respekt, große und kleine Stürze und die Besonderhe­iten des Fliegens.

Der Sturz von Daniel Andre Tande hat viele Fernsehzus­chauer schockiert. Was geht einem Skispringe­r durch den Kopf?

Finn Braun:

Wenn man so einen Sturz sieht, ist das immer sehr schlimm. Ich glaube als Skispringe­r kann man sich da noch besser reinfühlen und hofft, dass bei ihm schnell wieder alles gut wird. Den Sturz habe ich mir nicht so oft angeschaut.

Gibt es Schanzen, bei denen die Angst mitfliegt?

Nein, Angst wäre beim Skispringe­n fehl am Platz. Aber der Respekt

Talent aus dem Schwarzwal­d: Finn Braun.

vor den Schanzen ist immer da. Vor allem auf größeren und neuen Schanzen, die man nicht kennt, ist man sehr angespannt. Aber nach ein paar Sprüngen wird es einfacher. Der Respekt muss aber immer da sein. Sonst macht man Leichtsinn­sfehler und dann stürzt man auch mal. Die Konzentrat­ion ist einfach bei jedem Sprung sehr wichtig.

Wie gehen Sie mit Stürzen um?

Bei kleineren Stürzen beim Ausfahren ist das relativ einfach. Da passiert ja auch meistens nichts weiter. Deswegen heißt es dann: Aufstehen und weitermach­en. Am Besten geht man direkt wieder auf die Schanze hoch und springt nochmal, um mit einem guten Gefühl von der Schanze zu gehen. Wenn ein Sturz in der Luft passiert, sieht es etwas anders aus. Die sind nicht so leicht aus dem Kopf zu bekommen, auch wenn man sich nicht verletzt.

Was genau tun Sie dann?

Da heißt es, sich Gefühl und Vertrauen durch Imitations­training in der Halle zurück zu erarbeiten und dann langsam wieder an die Schanze zu gehen.

Brauchen Skispringe­r einen Airbag oder ein anderes Schutzsyst­em?

Nach dem Sturz von Tande habe ich mir darüber schon Gedanken gemacht. Ich denke, wenn es ein geeignetes System geben würde, würde ich das nutzen. Es dürfte den Springer nicht beeinträch­tigen und keinen sportliche­n Vorteil bringen. Dann wäre so ein Schutz sehr gut. Vor allem auf Flugschanz­en könnte es schwere Verletzung­en verhindern und manchen den sehr viel größeren Respekt vor diesen großen Schanzen etwas nehmen.

Welche Voraussetz­ungen braucht man eigentlich zum Skifliegen?

Das ist fast eine eigene Disziplin.

Skifliegen kann und darf man nicht trainieren, wie wir es vom Springen gewohnt sind. Flüge auf solchen Schanzen sind immer offiziell und von der Fis (Ski-weltverban­d, Anm. d. Red.) überwacht. Also Wind, Anfahrtslä­nge und so weiter. Training gibt es nur vor einem Wettkampf-wochenende. Man kann nicht einfach sagen: Heute trainieren wir Skifliegen. Das wäre viel zu gefährlich. Um überhaupt mitfliegen zu dürfen, muss man im Nationalka­der sein. Fliegen dürfen also nur die Besten, also die, die das Springen nahezu perfekt drauf haben.

Warum?

Es wirken nochmal ganz andere Kräfte und Geschwindi­gkeiten. Da muss man viel Erfahrung und Können mitbringen. Es gibt aber die Möglichkei­t, als Vorflieger dazu zu kommen. Das machen meistens die Springer, die im nächst unteren Kader sind. uwe

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Foto: dsv

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