Heidenheimer Zeitung

Im ersten Anlauf zum Deutschen Meistertit­el

Das Team des 1. FC Heidenheim gewann den Mannschaft­stitel der virtuellen Bundesliga. Bei der Vorbereitu­ng zum Titel kam es vor allem auf eine gute Analyse der Gegner an.

- Von Alexander Ogger

Die E-sportler des FCH haben die „virtuelle Bundesliga“gewonnen. Für zwei Spieler aus der Mannschaft geht es nun ins Einzelfina­le.

Es war die erste Saison für die E-sportler des 1. FC Heidenheim, die prompt zum Sieg der „Virtual Bundesliga Club Championsh­ip“am vergangene­n Sonntag führte. Als Tabellenzw­eiter der Division Süd-ost hatte sich der FCH nach RB Leipzig direkt für das Finale qualifizie­rt.

Für das Finale, das auch im linearen Fernsehen übertragen wurde, entsendete jedes Team mindestens zwei Spieler, beim FCH waren es drei Spieler, Denis Müller, Serhat Öztürk und Deniel Mutic. Mit zum Team gehören außerdem Niklas Luginsland und Oliver Häußler. In der Gruppenpha­se am Samstag holten die Heidenheim­er im Stuttgarte­r Gaming-room 18 Punkte und zogen damit souverän als Tabellener­ste ins Halbfinale ein.

26 von 36 Clubs waren dabei

Die Deutsche Fußballlig­a (DFL) rief vor einiger Zeit die virtuelle Bundesliga ins Leben. Ziel war es, den Wettbewerb im Internet als dritte Wettbewerb­smarke neben der 1. und 2. Bundesliga zu etablieren. In der abgelaufen­en Saison waren 26 von 36 Dfl-clubs vertreten, vor der Saison wurden zwei Divisionen mit jeweils 13 Mannschaft­en gebildet. In einer „Play-off-phase“wurden am Sonntag dann die Finalparti­en ausgespiel­t. So kam es, dass die Fch-mannschaft im Halbfinale den 1. FC Köln mit 2:0 Siegen schlagen konnte.

Im Finale wurde der FC St. Pauli ebenfalls mit 2:0 Siegen geschlagen. Nachdem der FCH nach den ersten beiden Spielen mit 6:0 Punkten – für jeden Sieg gibt es drei Punkte – in Führung lag, musste die dritte Partie mit Deniel Mutic nicht mehr gespielt werden. Mutic hatte bereits in der Gruppenpha­se einige Siege einfahren können.

Was bei den Matches sofort auffällt, sind die Spielernam­en, die keine Klarnamen sind. Wie kommen diese Namen zustande? Deni „Deni_10“Mutic etwa besitzt seinen Spielnamen bereits seit sieben Jahren: „Woher der Name kommt, ist klar, die Zehn kommt von meiner Rückennumm­er, mit der ich lange selbst aufgelaufe­n bin.“Bei Serhat „Serhatino0­1“Öztürk hingegen setzt sich der Spielernam­e aus dem Namenszusa­tz „inho“, eine Hommage an Öztürks Lieblingss­pieler Ronaldinho, und den letzten beiden Ziffern seines Geburtsjah­res zusammen.

Wie konnte es die Mannschaft, die erst seit Herbst existiert, schaffen, deutscher Club-meister zu werden? „Das Geheimnis liegt in der guten Vorbereitu­ng“, erklärt Spielercoa­ch Mutic. Schon zwei bis drei Wochen vor dem großen Finale trainierte die Mannschaft sowohl gemeinsam als auch getrennt. Darüber hinaus wurden die Gegner, wie beim realen Fußball auch, eingehend analysiert. „Man schaut sich Spiele online an und beginnt, die Gegner zu analysiere­n. Besonders haben wir uns natürlich auf die drei Gegner aus unserer Gruppe vorbereite­t“, so Mutic.

Ist es wirklich so einfach, Muster und Spielzüge in den Online-partien zu erkennen? Schließlic­h spielt man ja nur gegen einen anderen Spieler, nicht gegen eine ganze Mannschaft. „Jeder Spieler hat seine Spielart, die man auch erkennt, wenn man lange genug hinsieht. Das geht weit darüber hinaus, ob jemand auf Ballbesitz spielt, oder nach dem Motto ‚kick and rush‘. So kann man sich zum Beispiel auch gut auf einen Gegner einstellen, der seine Angriffe hauptsächl­ich über außen spielt“, erklärt Mutic.

Was die Mannschaft zudem zusammenha­lte, sei die geringe räumliche Entfernung der Spieler zueinander. Während Spieler anderer Vereine mehrere Hundert Kilometer voneinande­r entfernt wohnen, sei es bei den Fchlern ein Vorteil, dass alle Spieler aus dem Großraum Stuttgart stammen. So hätte man sich fast jeden Tag im Stuttgarte­r „GamingBüro“getroffen. Die Trainingse­inheiten samt Analysen nähmen täglich mindestens vier bis fünf Stunden in Anspruch. Bei den Partien selbst motivierte­n sich die Spieler gegenseiti­g. Denn anders als bei großen Stadionpar­tien haben die E-sportler keine Fans im Rücken.

Kein Grund für Nervosität

Während der regulären Saison kam es auch einmal vor, dass die Server-verbindung abbrach und das Match damit unterbroch­en wurde. Als Vereinsver­treter musste Jochen Kreiten, Bereichsle­iter des E-sports beim FCH, umgehend Kontakt zur Liga aufnehmen und den Vorfall melden. Nach einer kurzen Unterbrech­ung konnte das Spiel regulär fortgesetz­t werden. „Ein Grund, nervös zu werden, ist es allerdings nicht. Man weiß, dass die Partie neu gestartet wird, und fokussiert sich dann auch neu auf den Gegner“, sagt Mutic. Angesetzt ist ein Spiel übrigens auf zweimal sechs Minuten, plus in der Regel 30 Sekunden Nachspielz­eit.

„Eine Siegprämie im Mannschaft­swettbewer­b gibt es nicht. Vor der Saison gab es aber eine Antrittspr­ämie von der DFL, um die Teilnahme wirtschaft­lich attraktiv zu gestalten“, sagt Kreiten. Um wie viel Geld es sich dabei handelt, darüber hat die DFL bereits zu Saisonbegi­nn auf Hz-anfrage keine Auskunft gegeben.

Bekannt ist das jedoch beim Wettbewerb der Einzelspie­ler, der jetzt noch ansteht. Beim Einzelfina­le, das am 6. Juni stattfinde­t, erwartet den Sieger eine Prämie von 40 000 Euro. Dorthin entsendet der FCH Denis Müller und Serhat Öztürk. Mutic hat über die „Playoffs“ebenfalls die Möglichkei­t, ins Finale einzuziehe­n.

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Fotos: FCH Online-siegerehru­ng: Für mindestens zwei Spieler des FCH geht es jetzt weiter in Richtung Einzelfina­le.
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Sie haben’s geschafft: (von links) Oliver Häußler, Serhat Öztürk, Denis Müller, Deni Mutic und Niklas Luginsland (vorne) haben die „Virtual Bundesliga Club Championsh­ip“gewonnen.

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