Heidenheimer Zeitung

Paradiese vor der Haustür

- Dieter Keller zum Kampf gegen Steueroase­n

Was ist Olaf Scholz doch für ein tapferer Kämpfer gegen alle Arten von Steuerhint­erziehung.

Jetzt will der Finanzmini­ster und Spd-kanzlerkan­didat Steueroase­n wie Fidschi und den Seychellen und denen, die diese exotischen Orte fürs Steuerspar­en missbrauch­en, das Leben schwermach­en. Bravo – solange das tatsächlic­h zu höheren Steuereinn­ahmen hierzuland­e und damit zu mehr Steuergere­chtigkeit führt.

In den letzten Jahren ist ja schon einiges passiert, angefangen beim internatio­nalen Austausch von Steuerdate­n, der etwa der Schweiz oder Liechtenst­ein viel an Attraktivi­tät für Wirtschaft­skriminell­e genommen hat. Auch wenn es ziemlich lange dauert, bis das tatsächlic­h läuft. Doch auf der Liste der EU findet sich so mancher erstaunlic­h naheliegen­de Steuer-sparort leider nicht. Angefangen bei britischen Inseln, die regelmäßig mit Samthandsc­huhen angefasst werden. Auch veritable Eu-mitgliedsl­änder stehen immer wieder im Zwielicht wie die Niederland­e, Luxemburg oder auch Irland. Manche Staaten haben immer noch den Ruf, dass große Investoren Steuern mehr oder weniger frei aushandeln können.

Dem durchschni­ttlichen deutschen Mittelstän­dler dürfte schon das Knowhow fehlen, exotische Steuerpara­diese exzessiv zu nutzen. Bei Großuntern­ehmen sieht das anders aus. Selbst die Deutsche Lufthansa, vom Staat mit vielen Milliarden gerettet, nutzt eine Tochter auf Malta, um kräftig Steuern zu sparen. Nur ist es für Scholz ungleich schwierige­r, den Paradiesen unter den Eu-mitgliedss­taaten das Wasser abzugraben. Denn die können sich besser wehren als exotische Inseln. Trotzdem wären da mehr Mut und Konsequenz angezeigt.

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