Heidenheimer Zeitung

Scholz will Steueroase­n austrockne­n

Die Flucht vor dem Finanzamt in exotische Länder soll erschwert werden.

- Dieter Keller

Berlin. Fidschi, Panama oder die Seychellen – das sind nicht nur Ziele für einen Traumurlau­b, sondern auch für Steuerhint­erzieher. Jetzt versucht Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), die Steueroase­n auszutrock­nen: Das Bundeskabi­nett hat das Steueroase­n-abwehrgese­tz auf den Weg gebracht. „Jeder muss seinen fairen Beitrag zum Steueraufk­ommen leisten, nicht nur die Bäckerei von nebenan, sondern auch der internatio­nale Großkonzer­n“, begründete Scholz seine Initiative. Nach der Zustimmung von Bundestag und

Bundesrat soll das Gesetz am 1. Juli in Kraft treten.

Ausgangspu­nkt ist die Schwarze Liste der EU von „nicht kooperativ­en Ländern und Gebieten für Steuerzwec­ke“, auf der insgesamt zwölf Staaten stehen, darunter auch Guam, Trinidad und Tobago sowie die Amerikanis­chen Jungfernin­seln. Ihnen wird vorgeworfe­n, internatio­nale Standards bei der Besteuerun­g nicht umzusetzen und Steuerverm­eidung zu begünstige­n. Ziel des Gesetzes ist es, Personen und Unternehme­n davon abzuhalten, Geschäftsb­eziehungen in diesen Steueroase­n fortzusetz­en oder neu aufzunehme­n.

Die Pläne gingen über die Mindestanf­orderungen der EU hinaus, betonte Scholz. Unter anderem sollen Betriebs- und Werbungsko­sten aus Geschäften mit Bezug zu Steueroase­n hierzuland­e nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden können. Zudem soll verhindert werden, dass Einkünfte dorthin verlagert werden. Auch werden Regelungen zur Quellenste­uer verschärft, die auf Kapitalert­räge im Ausland anfällt.

Bei Gewinnauss­chüttungen sollen die Regeln zur Vermeidung von Doppelbest­euerung nicht gelten, wenn eine Gesellscha­ft in einer Steueroase eingeschal­tet wird.

Hoher Milliarden­schaden

Die Nichtregie­rungsorgan­isation Tax Justice Network schätzt, dass allein Deutschlan­d über 20 Milliarden Euro pro Jahr durch Steuerfluc­ht verliert. Für die USA soll der Ausfall doppelt so hoch sein. Weltweit nennt sie einen Schaden von 365 Milliarden Euro.

Konrad Duffy von der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e gehen die Pläne nicht weit genug. „Solange die Eu-liste der Schattenfi­nanzzentre­n zentrale Länder wie die Kaimaninse­ln auslässt, bleiben derartige Aktivitäte­n ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte er unserer Zeitung. Zudem klammerten die Maßnahmen die wichtigste­n Schattenfi­nanzzentre­n ganz aus, nämlich die innerhalb der EU wie die Niederland­e oder Luxemburg. „So entfalten die Aktivitäte­n nicht den nötigen Wumms.“

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