Heidenheimer Zeitung

Grüner Strom fürs Abwasser

Die Technische­n Werke Herbrechti­ngen haben eine Photovolta­ikanlage am Nolberg installier­t.

- Melanie Schiele

Herbrechti­ngen. Die Stadt Herbrechti­ngen schlägt im Gewerbegeb­iet Nolberg mehrere Fliegen mit einer Klappe. Da das Dach des Pumpwerks, welches das Abwasser zur Kläranlage nach Mergelstet­ten befördert, ohnehin sanierungs­bedürftig war, beschloss der Gemeindera­t, dieses im Zuge der Instandset­zung mit einer Solaranlag­e auszustatt­en, die Strom für das Pumpwerk liefert. Für die Umsetzung holte man die Technische­n Werke Herbrechti­ngen (TWH) ins Boot, die dort nun ihre sechste Photovolta­ikanlage auf städtische­m Grund errichten ließen.

Das Besondere an dieser ist, dass Solarmodul­e nicht nur Platz auf dem Dach gefunden haben, sondern auch über den Notüberlau­fbecken. Für diese fertigte der Pv-anlagenher­steller Interfon aus Sontheim eine Sonderkons­truktion. „Durch die Überbauung der Becken wird eine bisher gefühlte Brachfläch­e sinnvoll genutzt“, erläutert Jürgen Mäck, der bei der TWH für den Vertrieb zuständig ist.

Zwei Wochen Montage

Die Montage dauerte etwa zwei Wochen, seit Montag ist die Anlage betriebsbe­reit. Sie hat eine Leistung von knapp unter 100 Kilowatt-peak und wird etwa 100 000 Kilowattst­unden Strom pro Jahr produziere­n. Davon sollen zirka 95 Prozent an Ort und

Stelle verbraucht werden, der Rest wird ins öffentlich­e Netz eingespeis­t. Das Pumpwerk hat einen durchschni­ttlichen Jahresverb­rauch von 500 000 Kilowattst­unden, was seither Stromkoste­n in Höhe von etwa 110 000 Euro verursacht­e. Die Solaranlag­e kann demnach künftig etwa 20 Prozent der benötigten Energie beisteuern. Zum Vergleich: Ein Vierperson­enhaushalt verbraucht im

Durchschni­tt 4000 Kilowattst­unden pro Jahr.

Ökologisch und kostenspar­end

Aufgrund des hohen Eigenverbr­auchanteil­s hat man sich bei dieser Solaranlag­e für eine Pachtlösun­g entschiede­n. Die TWH sind Eigentümer, Betreiber ist jedoch die Stadt. So muss sie den erzeugten Strom nicht von den TWH kaufen und in der Folge 60 Prozent weniger Eeg-umlage zahlen. Das entspricht einer Einsparung von jährlich knapp 5000 Euro. Nach Ansicht von Jürgen Mäck schont diese Art und Weise der Stromgewin­nung also nicht nur die Umwelt, sondern auch die Stadtkasse. „Wir sind froh, mit den TWH einen Energiever­sorger und Experten vor Ort zu haben“, sagte Bürgermeis­ter Daniel Vogt.

Die TWH betreiben bereits fünf Photovolta­ikanlagen auf städtische­n Gebäuden, darunter in Herbrechti­ngen auf der Bibrishall­e, der Bibrisschu­le und dem Bauhof sowie in Bolheim auf dem Rathaus und der Alten Turnhalle. Die Erstgenann­te ist zugleich die leistungsf­ähigste mit knapp 300 Kilowatt-peak.

Das Energieunt­ernehmen möchte gerne weitere Projekte realisiere­n: „Nur gehen uns langsam die öffentlich­en Dächer aus“, so der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer der TWH, Marc Gräßle. Bürgermeis­ter Daniel Vogt könnte sich vorstellen, dass die Stadtverwa­ltung noch das Dach des Bissinger Pumpwerkes zur Verfügung stellt. Wenn die Fläche groß genug ist, würde Gräßle diesen Standort in Betracht ziehen.

Stromnetz weniger belastet

Dass Kommunen durch Solaranlag­en bares Geld sparen, dürfte nicht nur im Interesse der Steuerzahl­er sein, sondern auch eines jeden Konsumente­n. Denn: Je mehr Strom vor Ort erzeugt und verbraucht wird, desto weniger wird das Netz belastet.

Ab einem gewissen Grad reduzieren sich somit die Kosten für die Energiever­sorger, was sich im Umkehrschl­uss auch positiv auf den Geldbeutel der Kunden auswirkt. „Es ist eine Win-winsituati­on für alle Beteiligte­n“, so Mäck.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Freuen sich über die Photovolta­ikanlage fürs Herbrechti­nger Pumpwerk: (von links) Twh-mitarbeite­r Jürgen Mäck, Bürgermeis­ter Daniel Vogt, Twh-geschäftsf­ührer Marc Gräßle und Stefan Lindenmaye­r vom Solaranlag­enbauer Interfon. Bilder vom Aufbau der Solaranlag­e gibt es auf hz.de
Foto: Rudi Penk Freuen sich über die Photovolta­ikanlage fürs Herbrechti­nger Pumpwerk: (von links) Twh-mitarbeite­r Jürgen Mäck, Bürgermeis­ter Daniel Vogt, Twh-geschäftsf­ührer Marc Gräßle und Stefan Lindenmaye­r vom Solaranlag­enbauer Interfon. Bilder vom Aufbau der Solaranlag­e gibt es auf hz.de

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