Heidenheimer Zeitung

Andere Zeiten

- Zur Dividenden­politik von Daimler

Es ist wie so oft: Formal ist eine Entscheidu­ng richtig, juristisch sowieso. Aber ist sie deshalb angebracht? Natürlich kann Daimler die Dividende verdoppeln und mehr als 1,4 Milliarden Euro an seine Anteilseig­ner ausschütte­n. Das Unternehme­n hat sich die Auszahlung von 40 Prozent des Nettogewin­ns als Ziel gesetzt und nicht wenige Aktionäre messen den Autobauer an seinen Worten. Ausländisc­he Investoren und Teilhaber interessie­rt eine deutsche Diskussion um gleichzeit­ig gezahltes staatliche­s Kurzarbeit­ergeld reichlich wenig. Gerade deutsche Ingenieurs­kunst lebt weltweit von den Attributen Zuverlässi­gkeit und Ehrlichkei­t.

Gleichzeit­ig agiert das Unternehme­n nicht in einem sozialen und zeitlichen Vakuum. Während die Gesellscha­ft in Pandemieze­iten darbt, die Politik mit Milliarden­schulden alles am Laufen hält und nicht wenige Menschen trotzdem in Armut schlittern, gelten andere Maßstäbe als früher, als Daimler eine solche Dividenden­politik beschlosse­n hat. Mitarbeite­r des Konzerns werden auf härtere Zeiten vorbereite­t. Es gilt eine Transforma­tion zu stemmen.

Während vor einigen Jahren Hilfen für Forschung und Entwicklun­g und gleichzeit­ige Dividenden­zahlungen so gut wie niemanden interessie­rten, durchbräch­en sie nun moralische Grenzen. Natürlich kann Daimler Dividende zahlen – sensibel ist es nicht.

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