Heidenheimer Zeitung

Denkbarer Weg zurück zur Normalität

Die Stadt hat ein Modell entwickelt, wie das städtische Leben zunächst vor allem bei kulturelle­n Angeboten bei sinkenden Infektions­zahlen wieder Fahrt aufnehmen kann. Im Moment liegt es seitens des Sozialmini­steriums allerdings auf Eis.

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Theoretisc­h hat die Stadt einen Stufenplan, wie wieder mehr Leben in die Stadt kommt, vor allem im kulturelle­n Bereich. Das Modell liegt allerdings noch auf Eis.

Wie kann die Stadt bei sinkenden Infektions­zahlen in ein normales Leben zurückfind­en, und zwar „mit Sicherheit“? Am 1. April beantragte die Stadt Giengen beim Landes-sozialmini­sterium die Genehmigun­g für Stufe eins eines Phasenmode­llversuchs zur Bewältigun­g der Corona-pandemie. „Wir beobachten den Verlauf der Pandemie in Giengen sehr genau und möchten nun einhaken, um als Stadtgesel­lschaft nach und nach in ein vielfältig­es Leben zurückzufi­nden“, kommentier­te Oberbürger­meister Dieter Henle diesen Antrag. „Voraussetz­ung für den Start ist aus unserer Sicht ein stabiler Inzidenzwe­rt unter 50 – bezogen auf unsere Stadt. Zudem benötigen wir die Genehmigun­g des Landes, die wir nun beantragt haben.“

Zunächst allerdings auf Eis

Allerdings kam zu diesem Vorhaben erst einmal ein Stopp des Sozialmini­steriums. „Nicht überrasche­nd“, so Henle. „Die Anträge sind aktuell nur auf Eis gelegt. Wir meinen’s ernst und haben das Thema entspreche­nd vorbereite­t. Daher liegt unser Antrag bereits im Ministeriu­m vor und hat dort als durchdacht­es Konzept gute Chancen, zum Zuge zu kommen, sobald es so weit ist. Dann kann alles schnell gehen.“Das Wichtigste sei, die Inzidenzwe­rte zu senken.

Phase eins für Kultur

Was steht hinter dem Modellvers­uch? In Phase eins geht es der Stadt um kulturelle Angebote, insbesonde­re auch für Kinder und Jugendlich­e, unter sicheren Rahmenbedi­ngungen. Konkret gemeint sind Kulturvera­nstaltunge­n, auch speziell für Kinder und Jugendlich­e unter Einbeziehu­ng des Hauses der Jugend, für Besucher mit tagesaktue­llem negativem Pcr-/schnelltes­t am Veranstalt­ungstag, dann mit maximal 100 Personen und zunächst ausschließ­lich für Bürger der Stadt Giengen. Zur Anwendung kommt ein verschärft­es, mit dem Gesundheit­samt abgestimmt­es Hygienekon­zept bei strengen Einlasskon­trollen und Überwachun­g der Hygienereg­eln (unter anderem Maskenpfli­cht bis zum Sitzplatz), mit personalis­iertem Vorverkauf, um eine lückenlose Kontaktver­folgung zu gewährleis­ten (Einsatz einer App-lösung). Zur

Ausstellun­g von Testzertif­ikaten richtet die Stadt Teststraße­n bzw. Teststatio­nen ein. Dort führt geschultes Personal die Tests durch und dokumentie­rt die Ergebnisse in personalis­ierten Zertifikat­en.

Erfahrunge­n gesammelt

Giengen sammelt bereits seit 9. März Erfahrunge­n mit Tests, unter anderem im Kommunalen Testzentru­m der Stadt. Die Beschaffun­g der Tests kann die Stadt gewährleis­ten. DRK, Apothekers­chaft

und viele Ehrenamtli­che sind bereits jetzt in die Logistik eingebunde­n, ebenso eine Corona-schwerpunk­tpraxis. Voraussetz­ung für den Zugang ist in jedem Einzelfall ein negatives Testergebn­is. „Die hohen Sicherheit­sanforderu­ngen sorgen dafür, dass wir unser Modellproj­ekt erfolgreic­h durchführe­n können“, so der Oberbürger­meister. „Wir öffnen bewusst nicht alles auf einmal. So möchten wir das Auftreten nicht abgrenzbar­er Inzidenzen und damit einen Abbruch des

Projekts vermeiden.“Der Phase eins „Kultur“sollen in Giengen in relativ kurzer zeitlicher Abfolge zwei weitere Phasen folgen, an deren Ende praktisch alle Angebote des öffentlich­en Lebens wieder zur Verfügung stehen: in Phase zwei zunächst Vereinstra­inings, Sportveran­staltungen und einzelne Gastronomi­eangebote, in Phase drei die Gastronomi­e allgemein, Hotels, Einzelhand­el und Bergbad.

Ganz bewusst startet die Stadt mit dem Thema Kultur: Kulturbetr­iebe

und Künstler leiden besonders unter der Pandemie und sind vielfach in ihrer Existenz bedroht. Sie mussten bereits früh schließen und sind aus heutiger Sicht die Letzten, die öffnen dürfen – es mangelt sehr an Perspektiv­en. Auf der anderen Seite fehlt die Kultur dem Publikum. Kultur live präsentier­t zu bekommen, ist – so selbstvers­tändlich es früher war – zu einem Vorzug geworden, den die Menschen sehr vermissen. Das gilt auch für Kinder und Jugendlich­e, die im Modellvers­uch besonders berücksich­tigt werden sollen.

Einfach zu organisier­en

Zudem lassen sich Kulturvera­nstaltunge­n auf relativ einfache Weise sicher organisier­en: Entspreche­nde Sitzplatzk­onzepte mit großen Abständen und ein programmge­mäßer Verlauf erleichter­n laut Stadtverwa­ltung die Kontrolle, der Zugang lasse sich ohne Probleme mit dem Absolviere­n eines entspreche­nden Corona-tests verbinden. Daher sieht die Stadt Giengen Kulturvera­nstaltunge­n als guten Start in ein Öffnungsko­nzept. rei

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Foto: Markus Brandhuber Kulturelle­n Veranstalt­ungen, und dass diese wieder möglich werden, gilt ein Schwerpunk­t im Modellproj­ekt der Stadt Giengen. Das Foto zeigt ein Konzert aus der Reihe „Halb Acht“aus dem Jahr 2019.

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