Tim Kleindiensts Nadelstich sitzt
Nach zwei Niederlagen in Folge zeigte der 1. FC Heidenheim beim 1:0-Heimsieg gegen Aufstiegsaspiranten Holstein Kiel eine starke Leistung und überraschte dabei in mehrfacher Hinsicht.
Im Nachholspiel am Dienstagabend behielt Fußball-zweitligist 1. FC Heidenheim gegen Holstein Kiel mit 1:0 die Oberhand.
Wie das aussieht, wenn Profifußballer miteinander herumblödeln? Genauso wie bei Amateurkickern. Nach dem Heimsieg gegen Holstein Kiel überbrückten Kevin Müller und Tim Kleindienst die Zwischenzeit vor den Fernsehinterviews mit kleinen Neckereien. Und beide hatten allen Grund dazu, gut drauf zu sein. Der eine erzielte mit seinem schwächeren rechten Fuß das Tor des Spiels, während der andere sich mehrmals als starker Rückhalt im Tor auszeichnen konnte.
Und dass die Kieler als Tabellenvierter (bei zwei Spielen weniger als das Spitzentrio) zu Torchancen kommen würden, war klar. Auf die Achter der Gäste, die hoch und breit stehen und zudem von dem sich ins Mittelfeld fallen lassenden südkoreanischen Nationalspieler Jae-sung Lee unterstützt werden, wie Fch-trainer Frank Schmidt erklärte, antworteten die Gastgeber mit einer Doppelsechs, die letztlich der Schlüssel zum Erfolg werden sollte, wie Schmidt zudem attestierte.
Thomalla auf der „Sechs“
Ungewöhnlich war nicht nur die taktische 4-2-3-1-Aufstellung der Heidenheimer (später zog Schmidt mit Kühlwetter einen zweiten Stürmer nach vorne), sondern auch die Position von Denis Thomalla, der überraschenderweise neben Jan Schöppner
auf der Doppelsechs im defensiven Mittelfeld auflief.
Und auch das gibt’s nicht oft: Im eigenen Stadion stand der FCH auffallend defensiv und lauerte auf Konter. Da war es fast schon nicht ungewöhnlich, dass sich alle Feldspieler in der Hälfte des FCH befanden. Ganz nach der Devise „Lasst sie kommen“von Trainer Frank Schmidt.
Durch überfallartiges Umschaltspiel über die Außen versuchten die Hausherren nach vorne zu kommen, was ihnen im Verlauf der ersten Halbzeit immer besser gelang. Zunächst gerieten die Zuspiele von Robert Leipertz (auf Christian Kühlwetter) und Marnon Busch (auf Tim Kleindienst) zu lang.
In der 18. Minute ging der Heidenheimer Plan aber auf: Nach einem Kieler Eckball eroberte der FCH den Ball und Christian Kühlwetter spielte aus der eigenen
Hälfte lang auf Kleindienst. Dieser setzte im Laufduell gegen Jannik Dehm derart nach, dass dieser den Ball vorbei an seinem Torwart, der zudem von der Sonne geblendet war, vorbeispitzelte. Kleindienst setzte weiter giftig nach und traf aus spitzem Winkel.
„Wir hatten nicht die nötige Ordnung in der ersten Halbzeit“, bemängelte Uwe Stöver auch im Hinblick auf das Gegentor nach eigenem Eckball. Dies und die Tatsache, dass seine Mannschaft die entscheidenden Zweikämpfe verlor, sah der Kieler Manager als spielentscheidend an.
Zwar präsentierte sich der 1. FC Heidenheim auch zu Beginn der zweiten Halbzeit äußerst bissig. Doch nach einem frühen Doppelwechsel wurden die Gäste stärker und erspielten sich eine zumindest optische Überlegenheit. Die Kieler kamen am Ende des Spiels auf über 63 Prozent Ballbesitz. Interessant: Der FCH lief insgesamt trotzdem mit knapp 123 Kilometern deutlich mehr (Kiel knapp 118). Allein Kleindienst kam auf überragende 12,66 Kilometer – absoluter Bestwert vor Thomalla (12,3) und Kiels Jonas Meffert (12,25).
Kleindiensts Erfolgsformel
Dem FCH sei bewusst gewesen, dass er wenig Ballbesitz haben würde, erklärte Müller. „Uns war deswegen die Kompaktheit wichtig, um vorne Nadelstiche zu setzen“, so der Heidenheimer Torhüter. Den entscheidenden setzte schließlich Kleindienst, der seine Erfolgsformel wie folgt umschrieb: „Ich gehe immer hinterher, versuche ungemütlich zu sein und den Körperkontakt mit dem Gegenspieler zu suchen.“
Sein Stürmer sei sich eben für nichts zu schade, betonte Trainer Schmidt und beschrieb die Szene vor dem 1:0: „Tim macht so große Schritte wie manche beim Weitsprung. Deswegen bekommt er den Ball auch.“Wie das aussieht, kann man sich durchaus vorstellen.
Der FCH bleibt auf dem siebten Tabellenplatz und hat mit 42 Punkten zwei weniger als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Am Sonntag geht’s für die Heidenheimer zum Tabellenzehnten Hannover 96.