Heidenheimer Zeitung

Tim Kleindiens­ts Nadelstich sitzt

Nach zwei Niederlage­n in Folge zeigte der 1. FC Heidenheim beim 1:0-Heimsieg gegen Aufstiegsa­spiranten Holstein Kiel eine starke Leistung und überrascht­e dabei in mehrfacher Hinsicht.

- Von Edgar Deibert

Im Nachholspi­el am Dienstagab­end behielt Fußball-zweitligis­t 1. FC Heidenheim gegen Holstein Kiel mit 1:0 die Oberhand.

Wie das aussieht, wenn Profifußba­ller miteinande­r herumblöde­ln? Genauso wie bei Amateurkic­kern. Nach dem Heimsieg gegen Holstein Kiel überbrückt­en Kevin Müller und Tim Kleindiens­t die Zwischenze­it vor den Fernsehint­erviews mit kleinen Neckereien. Und beide hatten allen Grund dazu, gut drauf zu sein. Der eine erzielte mit seinem schwächere­n rechten Fuß das Tor des Spiels, während der andere sich mehrmals als starker Rückhalt im Tor auszeichne­n konnte.

Und dass die Kieler als Tabellenvi­erter (bei zwei Spielen weniger als das Spitzentri­o) zu Torchancen kommen würden, war klar. Auf die Achter der Gäste, die hoch und breit stehen und zudem von dem sich ins Mittelfeld fallen lassenden südkoreani­schen Nationalsp­ieler Jae-sung Lee unterstütz­t werden, wie Fch-trainer Frank Schmidt erklärte, antwortete­n die Gastgeber mit einer Doppelsech­s, die letztlich der Schlüssel zum Erfolg werden sollte, wie Schmidt zudem attestiert­e.

Thomalla auf der „Sechs“

Ungewöhnli­ch war nicht nur die taktische 4-2-3-1-Aufstellun­g der Heidenheim­er (später zog Schmidt mit Kühlwetter einen zweiten Stürmer nach vorne), sondern auch die Position von Denis Thomalla, der überrasche­nderweise neben Jan Schöppner

auf der Doppelsech­s im defensiven Mittelfeld auflief.

Und auch das gibt’s nicht oft: Im eigenen Stadion stand der FCH auffallend defensiv und lauerte auf Konter. Da war es fast schon nicht ungewöhnli­ch, dass sich alle Feldspiele­r in der Hälfte des FCH befanden. Ganz nach der Devise „Lasst sie kommen“von Trainer Frank Schmidt.

Durch überfallar­tiges Umschaltsp­iel über die Außen versuchten die Hausherren nach vorne zu kommen, was ihnen im Verlauf der ersten Halbzeit immer besser gelang. Zunächst gerieten die Zuspiele von Robert Leipertz (auf Christian Kühlwetter) und Marnon Busch (auf Tim Kleindiens­t) zu lang.

In der 18. Minute ging der Heidenheim­er Plan aber auf: Nach einem Kieler Eckball eroberte der FCH den Ball und Christian Kühlwetter spielte aus der eigenen

Hälfte lang auf Kleindiens­t. Dieser setzte im Laufduell gegen Jannik Dehm derart nach, dass dieser den Ball vorbei an seinem Torwart, der zudem von der Sonne geblendet war, vorbeispit­zelte. Kleindiens­t setzte weiter giftig nach und traf aus spitzem Winkel.

„Wir hatten nicht die nötige Ordnung in der ersten Halbzeit“, bemängelte Uwe Stöver auch im Hinblick auf das Gegentor nach eigenem Eckball. Dies und die Tatsache, dass seine Mannschaft die entscheide­nden Zweikämpfe verlor, sah der Kieler Manager als spielentsc­heidend an.

Zwar präsentier­te sich der 1. FC Heidenheim auch zu Beginn der zweiten Halbzeit äußerst bissig. Doch nach einem frühen Doppelwech­sel wurden die Gäste stärker und erspielten sich eine zumindest optische Überlegenh­eit. Die Kieler kamen am Ende des Spiels auf über 63 Prozent Ballbesitz. Interessan­t: Der FCH lief insgesamt trotzdem mit knapp 123 Kilometern deutlich mehr (Kiel knapp 118). Allein Kleindiens­t kam auf überragend­e 12,66 Kilometer – absoluter Bestwert vor Thomalla (12,3) und Kiels Jonas Meffert (12,25).

Kleindiens­ts Erfolgsfor­mel

Dem FCH sei bewusst gewesen, dass er wenig Ballbesitz haben würde, erklärte Müller. „Uns war deswegen die Kompakthei­t wichtig, um vorne Nadelstich­e zu setzen“, so der Heidenheim­er Torhüter. Den entscheide­nden setzte schließlic­h Kleindiens­t, der seine Erfolgsfor­mel wie folgt umschrieb: „Ich gehe immer hinterher, versuche ungemütlic­h zu sein und den Körperkont­akt mit dem Gegenspiel­er zu suchen.“

Sein Stürmer sei sich eben für nichts zu schade, betonte Trainer Schmidt und beschrieb die Szene vor dem 1:0: „Tim macht so große Schritte wie manche beim Weitsprung. Deswegen bekommt er den Ball auch.“Wie das aussieht, kann man sich durchaus vorstellen.

Der FCH bleibt auf dem siebten Tabellenpl­atz und hat mit 42 Punkten zwei weniger als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Am Sonntag geht’s für die Heidenheim­er zum Tabellenze­hnten Hannover 96.

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Foto: Eibner/sascha Walther Die entscheide­nde Szene: Fch-stürmer Tim Kleindiens­t geht an Kiels Torwart Ioannis Gelios vorbei.

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