Kampf gegen Käfer, Hitze und Stürme
Vielfältige Probleme erschweren es zusehends, den Forst zu einem profitablen Geschäft zu machen. In der Bilanz des vergangenen Jahres steht ein Verlust in Höhe von 82 000 Euro.
Wenn Förster früher ihre Bilanz vorlegten, ging es in erster Linie darum, wie groß der Gewinn ausfiel. Diese Zeiten sind vorbei, wie ein aktueller Blick auf den Stadtwald belegt: Im Vorjahr wurde ein Verlust von 82 000 Euro eingefahren. Veranschlagt worden war sogar ein Minus in Höhe von gut 108 000 Euro, doch ändert das nichts daran, dass schwarze Zahlen unerreichbar blieben. Und daran wird sich auch 2021 nichts ändern – die Stadtförsterei rechnet heuer mit einem Zuschussbedarf von 117 000 Euro.
Die Ursachen sind vielfältig und hängen doch miteinander zusammen, wie Stadtförster Horst Bührle und Klaus Riester, Leiter des Fachbereichs Wald und Naturschutz bei der Landkreisverwaltung, jetzt den Stadträten verdeutlichten. Unzutreffend ist demnach die idealisierende Vorstellung, aus einem zarten Sprössling entwickle sich im Laufe der Jahrzehnte automatisch ein stattlicher Baum, der sich dann gewinnbringend vermarkten lasse.
Probleme durch Klimawandel
Die Realität sieht anders aus. Der Klimawandel führt dazu, dass die Fichte aufgrund der steigenden Durchschnittstemperatur immer schlechter für die hiesigen Standorte geeignet ist. Je geschwächter sie ist, desto weniger kann sie Stürmen und Käfern entgegensetzen. Zusammengenommen führen diese Faktoren zu einem Überangebot an Nadelholz und damit zu
Auf den Reutenen fielen zuletzt Bäume für ein neues Baugebiet. Dafür wird eine Fläche bei Kleinkuchen aufgeforstet. Gleiches gilt für den Schmittenberg, wo ein Ausgleich für Fällungen beim Fch-gelände geschaffen wird.
sinkenden Verkaufspreisen. Am widerstandsfähigsten zeigte sich bislang die Buche, doch weist
auch sie zunehmend Trockenschäden auf. So sind in der Schwende auf den Reutenen in
Mitleidenschaft gezogene Kronen unübersehbar. Und als ob das nicht genug wäre, sorgt auch noch das Falsche Weiße Stengelbecherchen für Kopfzerbrechen. Dieser Pilz ist verantwortlich für das Eschentriebsterben. Laut Bührle sind im Stadtwald bereits 90 Prozent der Eschen betroffen. Für sie gibt es wohl keine Rettung.
Vergangenes Jahr fielen in den Kommunal- und Privatwäldern im Landkreis 10 700 Festmeter Sturmholz an. Hinzu kamen 8300 Festmeter Käferholz – 2019 waren es sogar 13 000 Festmeter gewesen. Grund zur Entwarnung sieht Riester aber nicht: „Die Gefahr ist keineswegs gebannt, denn die Population ist weiter vorhanden und kann uns je nach Witterung noch Probleme machen.“
Das gilt auch für den Stadtwald, wo wegen des Borkenkäfers nur 100 Festmeter geschlagen wurden. Nicht außer Acht gelassen werden darf jedoch der damit verbundene Aufwand: Die betroffenen Stämme müssen zu Fuß in teils weitläufigem Gelände aufgespürt, gefällt, herausgezogen und abtransportiert werden. Von den 7411 aus dem Stadtwald geholten Festmetern entfielen 1226 auf Sturmschäden, sodass die sogenannte zufällige Nutzung 18 Prozent ausmachte.
In Zukunft gilt das Hauptaugenmerk beim Nadelholz wegen ihrer Resistenz gegen Käferbefall und Trockenheit der Douglasie. Beim Laubholz reicht die Palette von Eiche und Ahorn über Elsbeere und Hainbuche bis zu Birke und Mehlbeere. Riester zufolge werden Versuchspflanzungen zeigen müssen, welche ausländischen Baumarten sich auf der Ostalb am besten schlagen.
Wald verjüngt sich selber
An vielen Stellen weiß sich die Natur selbst zu helfen und sorgt für eine artenreiche Naturverjüngung. Gleichwohl bedeutet diese einen großen Pflegeaufwand, da andernfalls Buche und Fichte die erwünschten Mischbestände verdrängten.
Allen Schwierigkeiten zum Trotz sieht Riester angesichts des großen Anteils unterschiedlicher Laubbaumarten den Stadtwald gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft. Sie könnte mit einer veränderten Rolle des Waldes einhergehen, die Anamari Filipovic (Grüne) auf einen griffigen Nenner brachte: „Anstatt der Wirtschaftlichkeit könnte der Erholungsaspekt im Mittelpunkt stehen.“