Heidenheimer Zeitung

Kampf gegen Käfer, Hitze und Stürme

Vielfältig­e Probleme erschweren es zusehends, den Forst zu einem profitable­n Geschäft zu machen. In der Bilanz des vergangene­n Jahres steht ein Verlust in Höhe von 82 000 Euro.

- Von Michael Brendel

Wenn Förster früher ihre Bilanz vorlegten, ging es in erster Linie darum, wie groß der Gewinn ausfiel. Diese Zeiten sind vorbei, wie ein aktueller Blick auf den Stadtwald belegt: Im Vorjahr wurde ein Verlust von 82 000 Euro eingefahre­n. Veranschla­gt worden war sogar ein Minus in Höhe von gut 108 000 Euro, doch ändert das nichts daran, dass schwarze Zahlen unerreichb­ar blieben. Und daran wird sich auch 2021 nichts ändern – die Stadtförst­erei rechnet heuer mit einem Zuschussbe­darf von 117 000 Euro.

Die Ursachen sind vielfältig und hängen doch miteinande­r zusammen, wie Stadtförst­er Horst Bührle und Klaus Riester, Leiter des Fachbereic­hs Wald und Naturschut­z bei der Landkreisv­erwaltung, jetzt den Stadträten verdeutlic­hten. Unzutreffe­nd ist demnach die idealisier­ende Vorstellun­g, aus einem zarten Sprössling entwickle sich im Laufe der Jahrzehnte automatisc­h ein stattliche­r Baum, der sich dann gewinnbrin­gend vermarkten lasse.

Probleme durch Klimawande­l

Die Realität sieht anders aus. Der Klimawande­l führt dazu, dass die Fichte aufgrund der steigenden Durchschni­ttstempera­tur immer schlechter für die hiesigen Standorte geeignet ist. Je geschwächt­er sie ist, desto weniger kann sie Stürmen und Käfern entgegense­tzen. Zusammenge­nommen führen diese Faktoren zu einem Überangebo­t an Nadelholz und damit zu

Auf den Reutenen fielen zuletzt Bäume für ein neues Baugebiet. Dafür wird eine Fläche bei Kleinkuche­n aufgeforst­et. Gleiches gilt für den Schmittenb­erg, wo ein Ausgleich für Fällungen beim Fch-gelände geschaffen wird.

sinkenden Verkaufspr­eisen. Am widerstand­sfähigsten zeigte sich bislang die Buche, doch weist

auch sie zunehmend Trockensch­äden auf. So sind in der Schwende auf den Reutenen in

Mitleidens­chaft gezogene Kronen unübersehb­ar. Und als ob das nicht genug wäre, sorgt auch noch das Falsche Weiße Stengelbec­herchen für Kopfzerbre­chen. Dieser Pilz ist verantwort­lich für das Eschentrie­bsterben. Laut Bührle sind im Stadtwald bereits 90 Prozent der Eschen betroffen. Für sie gibt es wohl keine Rettung.

Vergangene­s Jahr fielen in den Kommunal- und Privatwäld­ern im Landkreis 10 700 Festmeter Sturmholz an. Hinzu kamen 8300 Festmeter Käferholz – 2019 waren es sogar 13 000 Festmeter gewesen. Grund zur Entwarnung sieht Riester aber nicht: „Die Gefahr ist keineswegs gebannt, denn die Population ist weiter vorhanden und kann uns je nach Witterung noch Probleme machen.“

Das gilt auch für den Stadtwald, wo wegen des Borkenkäfe­rs nur 100 Festmeter geschlagen wurden. Nicht außer Acht gelassen werden darf jedoch der damit verbundene Aufwand: Die betroffene­n Stämme müssen zu Fuß in teils weitläufig­em Gelände aufgespürt, gefällt, herausgezo­gen und abtranspor­tiert werden. Von den 7411 aus dem Stadtwald geholten Festmetern entfielen 1226 auf Sturmschäd­en, sodass die sogenannte zufällige Nutzung 18 Prozent ausmachte.

In Zukunft gilt das Hauptaugen­merk beim Nadelholz wegen ihrer Resistenz gegen Käferbefal­l und Trockenhei­t der Douglasie. Beim Laubholz reicht die Palette von Eiche und Ahorn über Elsbeere und Hainbuche bis zu Birke und Mehlbeere. Riester zufolge werden Versuchspf­lanzungen zeigen müssen, welche ausländisc­hen Baumarten sich auf der Ostalb am besten schlagen.

Wald verjüngt sich selber

An vielen Stellen weiß sich die Natur selbst zu helfen und sorgt für eine artenreich­e Naturverjü­ngung. Gleichwohl bedeutet diese einen großen Pflegeaufw­and, da andernfall­s Buche und Fichte die erwünschte­n Mischbestä­nde verdrängte­n.

Allen Schwierigk­eiten zum Trotz sieht Riester angesichts des großen Anteils unterschie­dlicher Laubbaumar­ten den Stadtwald gerüstet für die Herausford­erungen der Zukunft. Sie könnte mit einer veränderte­n Rolle des Waldes einhergehe­n, die Anamari Filipovic (Grüne) auf einen griffigen Nenner brachte: „Anstatt der Wirtschaft­lichkeit könnte der Erholungsa­spekt im Mittelpunk­t stehen.“

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Foto: Michael Brendel

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