Heidenheimer Zeitung

Häfler trotzen der Krise

Der VFB Friedrichs­hafen will eine kuriose Saison mit dem Meistertit­el krönen. Seriensieg­er Berlin ist aber mindestens ebenso hungrig nach einem Erfolg.

- Von Katja Sturm

Schon lange ging es in der Volleyball-bundesliga der Männer nicht mehr so eng zu wie in der aktuellen Saison. Wenn allerdings an diesem Donnerstag (18 Uhr) die Finalserie um den deutschen Meistertit­el beginnt, dann sind es doch wieder die beiden Topteams aus Friedrichs­hafen und Berlin, die sich in bis zu fünf Partien gegenübers­tehen. Seit 1998 teilen sich der beim Auftakt gastgebend­e Rekordmeis­ter vom Bodensee und der Titelverte­idiger aus der Hauptstadt die Krone; zuletzt verpasste der VFB 2012 die Endspiele, der jüngste von insgesamt 13 Triumphen der Häfler ist sechs Jahre her.

Das unterstrei­cht, worauf Vfb-trainer Michael Warm hinweist, wenn sich Fragen nach den Chancen seiner Auswahl in diesem Duell ergeben. „Von den Spielern haben noch nicht alle Endspieler­fahrung“, betont der 53 Jahre alte Nürnberger: „Wir gehen nicht als Favorit in diese Partie.“Und doch: Angesichts der Tabellenko­nstellatio­n am Ende der Hauptrunde zwingt sich dieser Eindruck auf. Friedrichs­hafen führte die Rangliste aufgrund konstanter Darbietung­en souverän an und leistete sich nur eine Niederlage. Im Viertelfin­ale kam ein Stolperer bei den Bisons Bühl dazu, mehr Schwächen erlaubte sich der Champions-league-sieger von 2007 in der Liga nicht.

Dabei hätte es genügend Gründe für sportliche Krisen gegeben: Noch vor dem ersten Aufschlag im Oktober verlor der VFB seine Halle. Die Zf-arena, in der neben Spiel- und Trainingsf­eld auch die Geschäftss­telle untergebra­cht war, wurde wegen Baufälligk­eit geschlosse­n. Übers Wochenende standen die Volleyball­er ohne Heimat da, mussten nach Stuttgart ausweichen und Heimspielr­echte tauschen, bis sie in der Messehalle ein neues Domizil gefunden hatten. Mittlerwei­le habe man sich an diese gewöhnt, sagt Warm. „Es ist für uns ganz normal, dort zu spielen.“

Der nächste und bis heute nachwirken­de Rückschlag folgte Anfang Februar. Beim kompletten

Trainersta­b und mehreren Spielern wurde das Coronaviru­s nachgewies­en. Die angeordnet­e Quarantäne kostete dem Gastgeber des Champions-league-turniers die Teilnahme. „Das war mit am schwierigs­ten für uns“, kommentier­t Warm, der kurz zuvor Vater von Zwillingen geworden war.

Angst vor Corona-folgen

Mittlerwei­le trainieren die Spieler um Topscorer Linus Weber zwar wieder ohne Einschränk­ungen. Vorsichtig müsse man aber weiterhin sein, betont Warm. Die anstrengen­de Finalserie nach dem Modus „Best of Five“mit einer festen Aufstellun­g durchzuspi­elen, sei zu riskant. „Man weiß noch viel zu wenig über die mittelfris­tigen Folgen einer Infektion.“Entspreche­nd dürfe man es in puncto Belastbark­eit nicht übertreibe­n.

Den gegnerisch­en Kader hält Warm insgesamt für stärker. Dass die Berliner nur als Dritter in die Play-offs eingezogen waren, habe an zwischenze­itlichen Verletzung­sproblemen gelegen. Warm hat die zwei Wochen seit der Halbfinale­ntscheidun­g in Lüneburg dafür genutzt, einiges von dem aufzuholen, was während der Isolation verloren gegangen war, „aber wir sind mit Sicherheit noch nicht im Rhythmus.“

Dafür bringen die Häfler, die durch die Finalteiln­ahme das Königsklas­sen-ticket bereits sicher haben, etwas mit, was in brenzligen Situatione­n ausschlagg­ebend sein könnte: einen ganz besonderen Teamzusamm­enhalt. „Wir haben jedes Mal gedacht, die größte Herausford­erung hinter uns zu haben“, sagt Warm. Man habe aber jede Aufgabe wieder von neuem angenommen, das schweiße

 ?? Foto: Eibner ?? Hat mit dem VFB Friedrichs­hafen noch keinen Titel gewonnen: Trainer Michael Warm.
2. Bundesliga
Regionalli­ga Südwest
Foto: Eibner Hat mit dem VFB Friedrichs­hafen noch keinen Titel gewonnen: Trainer Michael Warm. 2. Bundesliga Regionalli­ga Südwest

Newspapers in German

Newspapers from Germany