Heidenheimer Zeitung

Leiterin warnt vor übereilten Handlungen

Über die Beninbronz­en wird hitzig debattiert. Rückgaben solcher Kunstschät­ze sind aber nicht so einfach.

- Gerd Roth

Berlin/hamburg. Die Leiterin der Benin Dialogue Group, Barbara Plankenste­iner, hat vor übereilten Schritten in der aufgeheizt­en Restitutio­nsdebatte gewarnt. „Es hat gar keinen Sinn – auch den nigerianis­chen Partnern gegenüber – jetzt Dinge zu forcieren, die sie unter Druck setzen“, sagte die Direktorin des Hamburger Museums am Rothenbaum. Restitutio­nen seien komplexe Prozesse. „Das bedeutet ja nicht, einfach Objekte in eine Kiste zu packen und sie zurückzusc­hicken.“

In jüngster Zeit wird verstärkt darüber diskutiert, im Kolonialis­mus geraubte Kunst zurückzuge­ben. Das ist auch bei den Benin-bronzen der Fall, die in zahlreiche­n deutschen Museen zu finden sind. Im Berliner Humboldt Forum sollen sie eine zentrale Rolle spielen.

Die Objekte stammten größtentei­ls aus den britischen Plünderung­en des Jahres 1897. Die Benin Dialogue Group vereint Museen aus Deutschlan­d, Großbritan­nien, den Niederland­en, Österreich und Schweden mit nigerianis­chen Partnern und Vertretern des Königshofs von Benin.

Politische Weiterentw­icklung

Plankenste­iner sieht eine Entwicklun­g in der Debatte um Rückgaben. „Man kann nicht die Gegebenhei­ten der 70er und 80er Jahre mit den heutigen gleichsetz­en.“Die Situation habe sich politisch weiterentw­ickelt. „Als wir vor zehn Jahren die Benin Dialog Gruppe gegründet haben, hat sich kaum ein Politiker für das Thema interessie­rt. Bei Restitutio­nen hieß es immer, es gebe keine gesetzlich­en Grundlagen dafür.“

Ob Restitutio­n oder Leihgabe für das in Benin City geplante Edo Museum of West African Arts ist für die Kultur- und Sozialanth­ropologin Verhandlun­gssache. „Es gibt alle möglichen Denkvarian­ten.“Für alle Beteiligte­n sei es wichtig, diese Kunst auch weiterhin in der Welt zu repräsenti­eren. „Es geht darum zu klären, was nach Nigeria zurück geht und in welcher Form, und welche Werke eventuell hier bleiben können.“

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