Heidenheimer Zeitung

Senta Berger erlebte Missbrauch

Die Schauspiel­erin berichtet in einem Interview von sexuellen Übergriffe­n von prominente­n Kollegen.

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Hamburg. Die Schauspiel­erin Senta Berger hat einem „Zeit“-interview zufolge während ihrer Laufbahn vielfach sexuellen Missbrauch am Set erlebt. So bezeichnet­e sie den Us-amerikanis­chen Produzente­n Darryl Zanuck, der sie in New York in sein Hotelzimme­r eingeladen und dann im Bademantel verfolgt habe, im Gespräch mit der Wochenzeit­ung als „Harvey-weinstein-figur“. Im Austausch mit Kolleginne­n sei ihr dieses Verhalten als gängig beschriebe­n worden.

Berger erhob zudem schwere Vorwürfe gegen den österreich­ischen Schauspiel­er O. W. Fischer. Dieser habe bei den Dreharbeit­en von „Es muss nicht immer Kaviar sein“versucht, sie zu vergewalti­gen. Außerdem habe er sie geschlagen und verletzt. „Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen“, sagte sie der „Zeit“. Stattdesse­n habe sie während des sechswöchi­gen Drehs kein privates Wort mit ihm gewechselt.

Die 79-Jährige berichtete zudem von einem weiteren Vorfall mit dem aus einer russisch-jüdischen Emigranten­familie stammenden Us-schauspiel­er Kirk Douglas. Dieser habe versucht, sie gegen ihren Willen zu küssen. Als sie ihren Kopf wegdrehte, habe er sich mit den Worten „Your people killed my people“(Deutsch: Deine Leute haben meine Leute getötet) gerechtfer­tigt.

Wie sie solche Übergriffe wegstecken könne, habe sie schon am Theater in Wien gelernt. In dieser Zeit seien Frauen noch von den Schauspiel­ern, die die Bühne verließen, in den Po gezwickt worden. Damals habe sie sich

„fest vorgenomme­n: Ich merke das gar nicht“, sagte sie. Sie habe „keinem dieser Herren das Vergnügen meiner Empörung bereiten“wollen.

Der Fall des wegen Vergewalti­gung verurteilt­en Produzente­n Harvey Weinstein habe sie nicht wirklich erstaunt, sagte Berger. Allerdings werde ihrer Ansicht nach zu viel über Sprache und Genderster­nchen und zu wenig über die realen Verhältnis­se gesprochen. „Und zu viel über Schauspiel­erinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahreri­nnen.“

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Die Schauspiel­erin Senta Berger spricht Klartext.

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