Heidenheimer Zeitung

Corona: Union will mehr Kompetenze­n für den Bund

Fraktion bringt Änderung des Infektions­chutzgeset­zes ins Spiel. Kritik kommt von den Spd-ländern, aber auch von Städten und Gemeinden.

- Hendrik Bebber zur Lage in Nordirland

Mehr Einheitlic­hkeit, weniger Flickentep­pich: Wegen des teilweise völlig unterschie­dlichen Vorgehens der Länder bei der Bekämpfung der Corona-pandemie kommt aus der Unionsfrak­tion im Bundestag ein Vorstoß für mehr Kompetenze­n des Bundes. Er zielt darauf ab, dem Bund die Möglichkei­t zu geben, per Rechtsvero­rdnung bundesweit gleiche Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung durchzuset­zen. Während die Initiative der Cdu-abgeordnet­en Norbert Röttgen, Johann Wadephul und Yvonne Magwas bis zum Donnerstag­nachmittag in der Unionsfrak­tion gut 50 Unterstütz­er fand, kam vor allem von Spd-ministerpr­äsidenten Protest.

Die drei Cdu-parlamenta­rier machten ihren Vorschlag in einer Mail an einen Teil der Unionsfrak­tion. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits vor Ostern angekündig­t, über eine Änderung des Infektions­schutzgese­tzes nachzudenk­en. Dabei hatte sie moniert, dass die bereits Anfang März vereinbart­e Notbremse ab einer Sieben-tage-inzidenz

von mehr als 100 Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner von manchen Ländern nicht umgesetzt werde.

Städte und Gemeinden warnen davor, die Corona-eindämmung durch ein neues Infektions­schutzgese­tz in die Hand des Bundes zu legen. Dieser Umweg „löst nicht das jetzt akute Problem, dass wir schnell die dritte Welle brechen müssen“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes (DSTGB), gegenüber der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“.

Unterdesse­n schlagen Fachleute wegen der wieder stark wachsenden Belastung der Intensivst­ationen Alarm. „Liebe Entscheidu­ngsträger, wie hoch sollen die Zahlen denn noch steigen bevor Ihr reagieren wollt???“, twitterte der wissenscha­ftliche Leiter des Divi-intensivre­gisters, Christian Karagianni­dis. Der Charité-virologe Christian Drosten leitete den Text des Intensivme­diziners am Donnerstag bei Twitter weiter mit dem Kommentar „Dies ist ein Notruf.“

Die Straßensch­lachten und brennenden Barrikaden in Nordirland erinnern an die drei Jahrzehnte der Gewalt, die 1998 mit dem Karfreitag­sabkommen endete. Eine Grundfeste für das Zusammenle­ben der katholisch-irischen und der protestant­isch-britischtr­euen Bevölkerun­gsgruppen und die Entwicklun­g des gepeinigte­n Nordteils der grünen Insel war das Schleifen der militärisc­h gesicherte­n Grenze zwischen der britischen Provinz und der Republik Irland. Da beide Landesteil­e in der EU waren, erübrigten sich Zollkontro­llen an der Grenze. Die rivalisier­enden „Nationalis­ten“und „Unionisten“sahen ihre jeweilige Identität gewahrt.

Das änderte sich mit dem Brexit. Nordirland wurde dadurch quasi auch zum „Drittland“aber mit Rücksicht auf die Empfindsam­keit der katholisch­irischen Bevölkerun­gsgruppe, wurde nach langen und zähen Verhandlun­gen zwischen London und Brüssel ein Konstrukt vereinbart, das Nordirland einen Sonderstat­us zubilligte um eine harte Grenze zur Republik zu vermeiden. Das verärgerte jedoch die „Unionisten“, die es nicht hinnehmen wollen, dass nun in der irischen See eine Grenze zwischen Nordirland und Großbritan­nien entstanden ist.

Die neue Gewalt entzündete sich nach der Beerdigung eines Veteranen der IRA, an der entgegen den Corona-beschränku­ngen tausende von Trauergäst­en teilnahmen; darunter auch Minister der „Sinn Fein“, die sich mit den Protestant­en die Regierung teilt. Seit dem Brexit ist den Scharfmach­ern auf beiden Seiten jeder Anlass recht, Hass zu schüren und das Friedensab­kommen auszuhebel­n. Der Brexit ist den Krawallmac­hern ein willkommen­er Zündstoff.

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