Straftat während eines Fch-heimspiels?
Weil er eine Kiosk-mitarbeiterin während eines Fch-heimspiels beleidigt und verletzt haben soll, musste sich ein Karlsruhe-fan vor dem Amtsgericht verantworten. Das Urteil steht allerdings noch aus. Eine Zeugin war nicht zum Termin erschienen.
Ein KSC-FAN ist wegen Beleidigung und Körperverletzung angeklagt. Nach drei Stunden gab es kein Urteil, weil eine Zeugin fehlte.
Ein Angeklagter, eine Geschädigte, acht Zeugen, vier Hunde und zwei Pferde: Beim Gerichtsprozess am Mittwoch wurde fast über drei Stunden um die Schuld eines 38-Jährigen verhandelt. Nun wird es in 14 Tagen einen weiteren Termin wegen der im Raum stehenden gefährlichen Körperverletzung sowie der Sachbeschädigung und Beleidigung geben. Der Grund dafür ist so ungewöhnlich wie kurios.
Am 7. März des vergangenen Jahres war der mutmaßliche Täter als Fußballfan beim Spiel des 1. FC Heidenheim gegen den Karlsruher SC in der Voith-arena zu Gast. Noch vor Ende der ersten Halbzeit soll es zwischen dem Fan und einer Mitarbeiterin des Kiosks „K5 A“beim Gästeblock zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen sein. Der Grund hierfür soll laut Anklageschrift eine Streitigkeit wegen des Bezahlsystems gewesen sein.
Im weiteren Verlauf des Streits soll der 38-Jährige den Rollladen des Kiosks hochgedrückt und darüber hinaus zwei Kassen, jeweils zehn Kilogramm schwer, in Richtung der Mitarbeiterin heruntergestoßen haben, wobei diese am rechten Unterschenkel verletzt worden sein soll. Neben der Verletzung soll der Fan einen Sachschaden von ca. 3800 Euro verursacht haben. Ein Bruchteil der
Schadenssumme, die infolge des verlorenen Spiels durch KSCFANS bei der Verwüstung einer Toilette verursacht wurde.
Der Angeklagte selbst äußerte sich zum Sachverhalt. Generell trat er ruhig auf, wählte seine Worte und überlegte stets, bevor er die Fragen von Richter Dr. Christoph Edler, der Staatsanwaltschaft sowie des Nebenklageanwalts und seines eigenen Vertreters beantwortete. Dies mag auch daran liegen, dass der Vorfall nun schon über ein Jahr zurückliegt.
Natürlich habe er sich über das Rückerstattungssystem des Kiosks aufgeregt, sagte der Angeklagte. Schließlich hätte er nicht nachvollziehen können, ob ihm die komplette Pfandsumme per Bankkarte zurücküberwiesen würde. Hinzu sei noch gekommen, dass das Kassensystem ausgefallen sei, wodurch auch Kunden hinter ihm laut geworden seien. Zwar sei der Ton rauer geworden, jedoch hätte der 38-Jährige nach eigener Aussage weder die Sachbeschädigung begangen, noch hätte er die Frau verletzt und sie unter anderem auch nicht als „Hure“beschimpft, wie es ihm durch die Staatsanwaltschaft vorgeworfen wird.
Alkoholtest ergab 1,3 Promille
Als schließlich Security-kräfte und die Polizei eine Kette wegen vermummter KSC-FANS bildeten, hätte er sich aus dem Trubel zurückgezogen. Warum ihn die Polizei kurze Zeit später vor dem Fan-bus verhaftete und eine Personenkontrolle durchführte, konnte sich der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt nicht erklären. Auf die Frage des Richters, wie viel er denn an diesem Tag getrunken hätte, verwies der Angeschuldigte auf den Wert, der in den Akten vermerkt ist: 1,3 Promille. Die Geschädigte, die gleichzeitig als Nebenklägerin
auftrat, erkannte während ihrer Aussage den Täter im Angeklagten wieder. Sie bestätigte, dass das Kassensystem ausgefallen war, und dass der Kiosk infolge der aufkommenden Unruhe hätte geschlossen werden sollen.
zur Entlastung des Angeklagten
„Ja, es sind Worte wie Schlampe und Hure gefallen, was von ihm kam, weiß ich nicht“, so die Geschädigte. Ein weiterer Unbekannter soll den Angeklagten nach Aussage der Frau beim Hochdrücken des Rollladens unterstützt haben. „Wir wollten noch die Security rufen, dann flogen schon die Kassen“, schildert die Mitarbeiterin ihre Sicht der Dinge. Dies wurde auch von ihrem Schwager und zwei weiteren Zeugen, ebenfalls Kioskmitarbeiter, in ihren anschließenden Aussagen größtenteils bestätigt.
„Toter Winkel“im Stadion
Ein weiterer Aspekt wurde von einem Polizeibeamten geliefert, der sich zum Tatzeitpunkt in der Einsatzzentrale aufhielt. So werde das gesamte Stadion mithilfe von Kameras komplett überwacht, allerdings gebe es einen „toten Winkel“im Bereich des „K5 A“, sodass der dortige Trubel nicht hätte gesehen werden können. Erst auf die Mitteilung „Vermummung im Gästeblock“sei der sogenannte szenekundige Beamte (SKB) mit mehreren Kräften, darunter auch zwei Polizeipferden und vier -hunden in Richtung Block vorgegangen, um dort eine Kette zu bilden. Dabei sei er von Security-mitarbeitern auf den Angeklagten aufmerksam gemacht worden. Diesen verhaftete er kurzerhand und nahm die Personalien auf. „Der SKB aus Karlsruhe kannte den Angeklagten nicht. Er war ihm bislang auch nicht durch Brutalität aufgefallen“, so der Polizeibeamte. Auch während der Festnahme sei der Angeklagte stets ruhig und besonnen gewesen.
Neben den Belastungs- waren auch Entlastungszeugen geladen. So meldete sich ein KSC-FAN auf den Aufruf des Verteidigers, um eine Aussage zu machen. Ihm sei der Angeschuldigte flüchtig über den Fußball bekannt. Er kenne ihn aber gut genug, um zu wissen, dass er zu einer solchen Tat nicht fähig sei. „Wenn er betrunken ist, dann ist er eher trottelig, nicht aggressiv“, beschreibt der Zeuge. Ein weiterer KSC-FAN gab an, dass er den Angeklagten während der Tat in der vor dem Kiosk stehenden Menge nicht ausmachen konnte.
Nun hätte es an diesem Tag eine letzte Zeugin gegeben, die die Tat unmittelbar gesehen haben soll. Diese blieb der Verhandlung trotz ordentlicher Ladung ohne triftigen Grund fern. Wie eine Mitarbeiterin des Gerichts mitteilte, hätte sich die Zeugin damit „entschuldigt“, dass sie keine Lust hätte und arbeiten müsse. Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass die Zeugin derzeit in einem Ausbildungsverhältnis bei der Polizei des Bundes steht. Daraufhin beantragte der Vertreter der Staatsanwaltschaft eine Ordnungsstrafe über 150 Euro sowie die Auferlegung der Prozesskosten für den Folgetermin. Richter Edler ließ beide Anträge zu. Fortgesetzt wird der Prozess am Mittwoch, 21. April. Für diesen Tag wird auch das Urteil erwartet.
Wenn er betrunken ist wird er trottelig, nicht aggressiv.
Ein KSC-FAN,