Heidenheimer Zeitung

Tübingen führt Testpflich­t für Betriebe ein

Nach der Schließung der Außengastr­onomie verschärft die Stadt erneut die Regeln: Alle Firmen mit über 50 Mitarbeite­rn müssen ihre Belegschaf­t testen.

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Manche haben den Modellvers­uch in Tübingen bereits als Fehlschlag abgeschrie­ben – tatsächlic­h wird aber weiter an den Parametern geschraubt. Nach der Schließung der Außengastr­onomie geht die Stadt nun einen weiteren Schritt: Sie führt eine Testpflich­t für Unternehme­n ein. Über diese Maßnahme wird in der bundesweit­en Politik seit Wochen diskutiert, bisher ging es aber nie über Appelle an die Firmen hinaus.

Diese fruchten aber nur sehr bedingt. „Umfragen der Gewerkscha­ften und der Handelskam­mern zeigen, dass deutschlan­dweit allenfalls ein Viertel der Beschäftig­ten zweimal die Woche getestet werden können“, schreibt Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) auf Facebook. „Deshalb ist Tübingen im Rahmen des Modellproj­ektes ,Öffnen mit Sicherheit’ erneut vorangegan­gen.“

Die Regelung wurde per städtische­r Allgemeinv­erfügung bekannt gemacht. Sie soll am Montag in Kraft treten – und ist zunächst bis zum 18. April befristet. Der Tübinger Modellvers­uch ist von der Landesregi­erung vorerst bis dahin befristet. Ob er verlängert wird, ist offen und hängt auch von der Entwicklun­g ab.

Modellvers­uch im Wandel: Tagesticke­ts nur noch für Tübinger.

Die Testpflich­t für Unternehme­n gilt nur für Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeite­rn, sie sollen grundsätzl­ich zweimal die Woche getestet werden. „Die Logistik für die Lieferung von Tests haben wir die letzten Wochen bereits aufgebaut“, sagt Palmer. Die Stadt stellt die Schnelltes­ts zum Einkaufspr­eis (4,50 Euro) zur Verfügung; ein „Tagesticke­t“für den Tübinger Einzelhand­el können die Betriebe bei negativem Testergebn­is gleich mit ausstellen.

„Pragmatisc­he“Umsetzung

Palmer kündigte zugleich an, die Testpflich­t „pragmatisc­h“zu handhaben: „In der ersten Woche geht es nicht um Sanktionen oder Kontrolle.“Die durchgefüh­rten Tests müssen aber von den Betrieben dokumentie­rt werden, in den Folgewoche­n seien Kontrollen denkbar, wenn notwendig.

In Tübingen läuft seit dem 16. März ein Pilotproje­kt zu mehr Öffnungssc­hritten in Corona-zeiten. An neun Teststatio­nen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinig­t. Mit diesem „Tagesticke­t“kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen.

Vor allem wegen eines starken Ansturms von Tagestouri­sten und der überfüllte­n Innenstadt geriet das Modellproj­ekt zuletzt aber in Bedrängnis. Zudem stieg die 7-Tage-inzidenz, womöglich auch durch das verstärkte Testen, zwischenze­itlich stark an, von unter 35 auf über 100. Die Stadt reagierte, indem sie Tagesticke­ts nicht mehr an Auswärtige ausstellt und die Außengastr­onomie schloss. Über Ostern fiel die Inzidenz wieder auf 73. Und das Ausschließ­en von Touristen wirkte offenbar auch: In den vergangene­n Tagen herrschte in der Stadt oft gähnende Leere. rom

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