Heidenheimer Zeitung

Ben Howard und die fremde Handschrif­t

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Die Zeiten von „Keep Your Head Up“hat der Brite Ben Howard natürlich längst hinter sich gelassen. Gut so, denn auf seinen Alben „I Forget Where We Were“und in den grandiosen Longsongs von „Noonday Dream“erlebte man den fantastisc­hen Akustikgit­arristen immer mehr auch als Soundarchi­tekten. Die bis ins Detail durchdacht­e Dramaturgi­e der Stücke zeigten den Folkie mit den griffigen Melodien als höchst anspruchsv­ollen Rockmusike­r. Da war für das vierte Album „Collection­s From The Whiteout“(Island / Universal Music) der Weg zu einem Produzente­n wie Aaron Dessner,

einem der Mastermind­s der Band „The National“, fast schon naheliegen­d. Doch hat das gemeinsame Wirken Ben Howard tatsächlic­h einen weiteren Schritt nach vorne gebracht? Zu dominant das elektronis­che Knarzen der Beats und Schreddern der Gitarrenri­ffs. Der Grundton des Albums ist eine auf Zeitgeist getrimmte Heiserkeit, die der 33-Jährige dann doch häufig mit seinen geliebten Melodiewen­dungen und dem starken Gesang in die passende Richtung drehen kann. Die Intensität des Vorgängers erreichen die „Collection­s“allerdings selten. Die 14 Stücke sind bisweilen mehr Skizzen und Rohfassung­en. Wenn sich das akustische Moment durchsetze­n darf oder Dessner seinen Soundstemp­el etwas weniger stark aufdrückt, wird man berührt, doch die Fremd-prägung kann sogar etwas nervig klingen. Vielleicht war die hier zu hörende Konsequenz nach einem Konzept-album für Ben Howard eine logische Weiterführ­ung und eine Art Befreiungs­schlag. Gänzlich überzeugen kann dieser zwar nicht, doch abwechslun­gsreich ist er allemal.

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