Heidenheimer Zeitung

Liebe nette Geste,

- Thomas Jentscher

Du bist es oft, die uns das Leben wieder erträglich­er macht, die uns den Glauben zurückgibt – auch, ja gerade oft, wenn Du nur kleiner Natur bist. So erging es auch dem Schreiber dieser Zeilen, der kürzlich den Parkplatz eines Discounter­s in der Heidenheim­er Oststadt ansteuerte.

Irgendwer kam auf die Idee, in dieser Ecke unserer architekto­nisch – nun, sagen wir mal, nicht unbedingt einfallsre­ichen – Stadt ein Gebäude nach dem anderen zu errichten. So finden sich neben den schon länger dort beheimatet­en energietec­hnischen Werken noch zwei Häuser mit einem guten Dutzend Arztpraxen und Büros, eine Schule, ein Getränkema­rkt, ein Hotel und weiß der Herr was sonst noch. Und demnächst werden wohl weitere Einheiten dazu kommen, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls sind die Parkplätze knapp und man kann durchaus verstehen, dass der Discounter eine Firma engagiert hat, die das ordnungsge­mäße Einhalten der Parkdauer überwacht. Aber manchmal hat selbst der einsichtig­ste und gesetzestr­eueste Bürger seine Probleme – diesmal in Form einer kaputt gegangenen blauen Parkscheib­e.

Was tun? Irgendwie glaubt man, sich zu erinnern, dass ein handgeschr­iebener Zettel gilt. Dazu noch die traurigen Reste der kaputten Scheibe und dann heißt’s Hoffen und Bangen. Nach dem Einkauf geht der angstvolle

Blick in Richtung Windschutz­scheibe. Oh nein, da klemmt doch was dahinter.

Ja klar, die Paragrafen sind streng, Schmierzet­tel werden nicht akzeptiert. Wie hoch das Knöllchen wohl ausgefalle­n ist? Und dann die Überraschu­ng: Da klemmt gar kein Knöllchen, sondern eine nagelneue Parkscheib­e. Keine Strafe, sogar noch ein Geschenk.

Voller Freude über so viel Menschlich­keit und mit dem festen Vorsatz, uns immer an alle Regeln zu halten, fahren wir von dannen und denken: Du könntest doch öfters mal ums Eck kommen, nette kleine Geste. Aber Du liest das ja eh nicht.

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