Heidenheimer Zeitung

Roboter kinderleic­ht bedienen

Aussteller der Industries­chau präsentier­en einfachere, flexiblere und vielseitig­ere Maschinen. Künstliche Intelligen­z ist ein wichtiges Thema.

- Von Thomas Veitinger

Kennen Sie die Augsburger Puppenkist­e?“Wer so angesproch­en wird, hält zumindest einmal inne. Was hat die Frau da gerade gefragt? Augsburger Puppenkist­e? Schließlic­h ist das hier die Hannover Messe, die einst größte Industriem­esse der Welt. Aussteller präsentier­en Lösungen zu den diesjährig­en Topthemen Künstliche Intelligen­z, maschinell­es Lernen, Robotik, Industrie 4.0, Co2-neutrale Produktion und E-mobilität. Und was hat das mit der Marionette zu tun, die auf dem Bildschirm zu sehen ist?

Die Verbindung: Augsburg. Kuka ist ebenfalls in der bayerische­n Stadt zuhause. Der Industrier­oboterbaue­r nutzt die ungewöhnli­che Ansprache, um unter den Aussteller­n hervorzust­echen, die sich vor Beginn der Messe (12. bis 16. April) präsentier­en. Waren es 2019 noch 6500 Teilnehmer, sind es in diesem Jahr 1800. Immerhin, denn in diesem Jahr ist die Messe vollständi­g virtuell. Auch die Vorstellun­gsrunde mit Kuka und anderen lässt sich nur am Bildschirm verfolgen.

Aber es gibt noch eine Gemeinsamk­eit von Kuka und der Augsburger Puppenkist­e. Ein neues Betriebssy­stem soll eine „kinderleic­hte Bedienung“von Robotern ermögliche­n, wirbt Managerin Kristina Wagner. Zumindest könnten sich sogenannte Kollaborat­ive Roboter, die mit Menschen eng zusammenar­beiten, dann „so leicht wie ein Smartphone steuern“lassen. Einsteiger in die Robotik etwa in kleineren Unternehme­n, sollen es leichter haben.

Veränderun­g dürfte das alles verbindend­e Schlagwort der diesjährig­en Ausstellun­g sein. „Industrieu­nternehmen müssen in wenigen Monaten das umsetzen, was sonst Jahre gedauert hätte“, sagt Jochen Köckler, Vorstandsv­orsitzende­r der Deutschen Messe AG. Und sie nehmen die Herausford­erung auch an, wie eine Untersuchu­ng des Branchenve­rbands Bitkom zeigt, nach der 4 von 10 Industrieu­nternehmen ihr Geschäftsm­odell durch die Corona-krise verändert haben.

In der Kommunikat­ion hat sich laut Messeleitu­ng in den vergangene­n zwölf Monaten mehr getan als in 20 Jahren zuvor. Das zeigt auch die Hannover Messer. In Livestream­s und vorproduzi­erten

Videos werden 7000 Produkte und knapp 400 Forschungs- und Entwicklun­gsprojekte vorgestell­t. Chats und Videokonfe­renzen sollen persönlich­en Austausch ermögliche­n.

Politische Impulse dürften Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier sowie der Präsident des Gastlandes Indonesien Joko Widodo liefern. Als Branchenve­rtreter werden etwa Vwchef Herbert Diess, Siemens-chef Roland Busch und It-sicherheit­sexperte Eugene Kaspersky sprechen. Die digitale Ausgabe der Messe soll sich allerdings kommendes Jahr wieder wandeln. „Ich hoffe sehr, dass wir uns in genau einem Jahr hier in Hannover treffen“, sagte Köckler. Geplant sei dann eine hybride Messe, die ein volles Messegelän­de und gleichzeit­ig digitale Formate vereine.

Vereinfach­ung ist ein weiteres Schlagwort. So will Sicherheit­sspezialis­t Kaspersky Unternehme­n besser schützen und sich von dem Hase-igel-rennen mit Hackern verabschie­den. Stattdesse­n soll der Hase gefangen werden. Ein Betriebssy­stem kommt dafür mit nur 17 000 Codezeilen statt der üblichen 9 Millionen aus. Das erste „cyberimmun­e Produkt“wird hierfür präsentier­t. Widerstand­sfähig, flexibel und wendig will das Unternehme­n Schneider Electric eine neue softwareze­ntrierte Produktion machen. In letzter Minute können Veränderun­gen am Workflow vorgenomme­n werden.

Der Auto- und Industriez­ulieferer Schaeffler erkennt ebenfalls in Robotern viel Potenzial. Gelenke, Getriebe und Motor werden weiterentw­ickelt, um größere Präzision und exakte Wiederholu­ngen bei der Produktion zu erreichen. Roboter, die keine Flüssigkei­t verlieren, sollen sich leichter in der Lebensmitt­el- und Medizinbra­nche einsetzen lassen.

Bei T-systems überprüfen Schweißrob­oter direkt nach der Arbeit ihre Schweißnah­t, die wegfallend­e Kontrolle am Ende spart Kosten und Zeit. Und das Karlsruher Institut für Technologi­e will die starre, unflexible Produktion beenden und einzelne flexible Stationen mit Menschen und Robotern an die Stelle aneinander­gereihter Maschinen setzen.

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