Vom Paradiesvogel zum Pelikan
Kultur im Wäschegeschäft und eine „Open“-ausstellung auf dem Voith-gelände? Für Evi Fischer sind derlei Ideen durchaus vorstellbar. Die Heidenheimer Künstlerin führt durch ihr Atelier in der Scheffler-villa.
Die „Open“-künstlerin Evi Fischer gewährt einen Einblick in ihre Atelierräume in der Heidenheimer Scheffler-villa.
Evi Fischer kann auch anders: „Manchmal habe ich Lust auf Grautöne.“Wer die Heidenheimer Künstlerin kennt, ihre bunte Brille, ihren Blumen-haarreif, ihre unendlich farbintensiven Bilder, der stutzt bei dieser Aussage für einen Moment. Doch tatsächlich: Evi Fischer kann auch Grau.
Eine Truppe junger Pelikane tummelt sich auf einem ihrer Bilder. Schauplatz des Werks ist eine Kunstgalerie. „Pelikane sind recht selbstbezogen. Hier stehen sie für Galeriebesucher, die sich bei Ausstellungen eher mit sich selbst beschäftigen als mit der Kunst. Es ist eine Persiflage auf den Kunstbetrieb“, erklärt Fischer.
Ausstellungen – sie sind Fischer genau wie allen anderen Kunstschaffenden bereits seit einem Jahr nicht mehr vergönnt. Zumindest Ausstellungen in größeren Dimensionen. Wer mit wachen Augen durch die Heidenheimer Innenstadt wandelt, kann Evi Fischers Bilder beim Personalvermittler Zaquensis und bei Wäsche Reiber entdecken. Eine Art Mini-vernissage, sozusagen.
Verwinkelte Atelierräume
Entstanden sind die Bilder in Fischers Atelier, das sie in einem verwinkelten Teil der Scheffler-villa eingerichtet hat, die sie wiederum gemeinsam mit ihrem Mann bewohnt. Als gebürtige Heidenheimerin ist Fischer mit der Scheffler-villa bestens vertraut, schließlich ist diese bereits seit 1966 in Besitz ihrer Familie. 1983 zieht Evi Fischer mit ihrem Mann dort ein, zwei Jahre später kommt der Anbau dazu, der heute die Aterlierräume der beiden beherbergt.
Kennengelernt haben sich Evi Fischer und Karl-heinz Stufft-fischer an der Kunstakademie in Düsseldorf. Doch Evi Fischers Weg zur Malerin beginnt bereits in jungen Jahren, im Atelier ihrer
Eltern, die Textilentwerfer bei der WCM waren. Später führt dieser Weg sie an die Kunstakademie nach Stuttgart, sie wechselt nach Hamburg, nach Wien, geht nach Düsseldorf, später nach Paris, schließlich zurück nach Heidenheim.
Die Städte wechseln, die Kunst bleibt. „Im Kern bin ich Maler. Doch ich habe bei meiner Malerei
immer schon die gegenständliche Realität miteinbezogen“, sagt Fischer. Die Malerei beziehungsweise die intensiv erlebte Farbe lasse die Realität, die Dinge in einem anderen Licht erscheinen. Vor allem der Fuchs schleicht sich immer wieder in Evi Fischers Bilder ein.
Erst ein genauerer Blick lässt erkennen, dass es sich bei dem
Fuchs nicht um ein Gemälde handelt – es ist eine Fotografie, am Computer bearbeitet, und schließlich von Fischer übermalt. 2012 entdeckt sie die digitale Bildbearbeitung für sich. „Dieses überarbeitende Malen ist wie Gymnastik. Eine Bewegung folgt der nächsten.“
Ein Projekt, das Evi Fischer seit Herbst 2018 verfolgt, sind die sogenannten „Shaped Colours“: Aluminium-bilder, die dem konventionellen, rechteckigen Format trotzen, die Fläche wird verformt, gebogen, geschwungen. „Davon sind schon unendlich viele entstanden“, erzählt die Heidenheimer Künstlerin. Nur zu sehen bekommt sie momentan eben kaum jemand.
Alternative für die „Open“?
Die „Open“-ausstellung, bei der Fischer seit 2009 regelmäßig mitwirkte, musste vergangenes Jahr ausfallen. Für 2021 sieht es ähnlich mau aus: „Momentan steht es nicht in Aussicht, dass es dieses Jahr eine ‚Open‘ geben wird“, sagt Fischer mit Bedauern. Was sie sich neben der Schaufenster-aktion als Alternative für die „Open“vorstellen könnte? „Voith“, antwortet Evi Fischer. „Dort gibt es auch ganz andere und größere Ausstellungsmöglichkeiten.“
Weitere Fotos aus dem Atelier von Evi Fischer sowie ein Video gibt es unter hz.de