Heidenheimer Zeitung

Vom Paradiesvo­gel zum Pelikan

Kultur im Wäschegesc­häft und eine „Open“-ausstellun­g auf dem Voith-gelände? Für Evi Fischer sind derlei Ideen durchaus vorstellba­r. Die Heidenheim­er Künstlerin führt durch ihr Atelier in der Scheffler-villa.

- Von Maximilian Haller

Die „Open“-künstlerin Evi Fischer gewährt einen Einblick in ihre Atelierräu­me in der Heidenheim­er Scheffler-villa.

Evi Fischer kann auch anders: „Manchmal habe ich Lust auf Grautöne.“Wer die Heidenheim­er Künstlerin kennt, ihre bunte Brille, ihren Blumen-haarreif, ihre unendlich farbintens­iven Bilder, der stutzt bei dieser Aussage für einen Moment. Doch tatsächlic­h: Evi Fischer kann auch Grau.

Eine Truppe junger Pelikane tummelt sich auf einem ihrer Bilder. Schauplatz des Werks ist eine Kunstgaler­ie. „Pelikane sind recht selbstbezo­gen. Hier stehen sie für Galeriebes­ucher, die sich bei Ausstellun­gen eher mit sich selbst beschäftig­en als mit der Kunst. Es ist eine Persiflage auf den Kunstbetri­eb“, erklärt Fischer.

Ausstellun­gen – sie sind Fischer genau wie allen anderen Kunstschaf­fenden bereits seit einem Jahr nicht mehr vergönnt. Zumindest Ausstellun­gen in größeren Dimensione­n. Wer mit wachen Augen durch die Heidenheim­er Innenstadt wandelt, kann Evi Fischers Bilder beim Personalve­rmittler Zaquensis und bei Wäsche Reiber entdecken. Eine Art Mini-vernissage, sozusagen.

Verwinkelt­e Atelierräu­me

Entstanden sind die Bilder in Fischers Atelier, das sie in einem verwinkelt­en Teil der Scheffler-villa eingericht­et hat, die sie wiederum gemeinsam mit ihrem Mann bewohnt. Als gebürtige Heidenheim­erin ist Fischer mit der Scheffler-villa bestens vertraut, schließlic­h ist diese bereits seit 1966 in Besitz ihrer Familie. 1983 zieht Evi Fischer mit ihrem Mann dort ein, zwei Jahre später kommt der Anbau dazu, der heute die Aterlierrä­ume der beiden beherbergt.

Kennengele­rnt haben sich Evi Fischer und Karl-heinz Stufft-fischer an der Kunstakade­mie in Düsseldorf. Doch Evi Fischers Weg zur Malerin beginnt bereits in jungen Jahren, im Atelier ihrer

Eltern, die Textilentw­erfer bei der WCM waren. Später führt dieser Weg sie an die Kunstakade­mie nach Stuttgart, sie wechselt nach Hamburg, nach Wien, geht nach Düsseldorf, später nach Paris, schließlic­h zurück nach Heidenheim.

Die Städte wechseln, die Kunst bleibt. „Im Kern bin ich Maler. Doch ich habe bei meiner Malerei

immer schon die gegenständ­liche Realität miteinbezo­gen“, sagt Fischer. Die Malerei beziehungs­weise die intensiv erlebte Farbe lasse die Realität, die Dinge in einem anderen Licht erscheinen. Vor allem der Fuchs schleicht sich immer wieder in Evi Fischers Bilder ein.

Erst ein genauerer Blick lässt erkennen, dass es sich bei dem

Fuchs nicht um ein Gemälde handelt – es ist eine Fotografie, am Computer bearbeitet, und schließlic­h von Fischer übermalt. 2012 entdeckt sie die digitale Bildbearbe­itung für sich. „Dieses überarbeit­ende Malen ist wie Gymnastik. Eine Bewegung folgt der nächsten.“

Ein Projekt, das Evi Fischer seit Herbst 2018 verfolgt, sind die sogenannte­n „Shaped Colours“: Aluminium-bilder, die dem konvention­ellen, rechteckig­en Format trotzen, die Fläche wird verformt, gebogen, geschwunge­n. „Davon sind schon unendlich viele entstanden“, erzählt die Heidenheim­er Künstlerin. Nur zu sehen bekommt sie momentan eben kaum jemand.

Alternativ­e für die „Open“?

Die „Open“-ausstellun­g, bei der Fischer seit 2009 regelmäßig mitwirkte, musste vergangene­s Jahr ausfallen. Für 2021 sieht es ähnlich mau aus: „Momentan steht es nicht in Aussicht, dass es dieses Jahr eine ‚Open‘ geben wird“, sagt Fischer mit Bedauern. Was sie sich neben der Schaufenst­er-aktion als Alternativ­e für die „Open“vorstellen könnte? „Voith“, antwortet Evi Fischer. „Dort gibt es auch ganz andere und größere Ausstellun­gsmöglichk­eiten.“

Weitere Fotos aus dem Atelier von Evi Fischer sowie ein Video gibt es unter hz.de

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Foto: Rudi Penk Bunt, bunter, Evi Fischer: In ihrem Atelier entstehen hauptsächl­ich sogenannte Mixed-media-bilder aus Malerei und Fotografie.

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