Innovation ist Bringschuld
Corona hat der Digitalisierung in Deutschland einen mächtigen Schub verpasst. 2020 bewegte sich in manchen Bereichen mehr als in den zehn Jahren zuvor. Gerade findet die größte Industriemesse der Welt – die Hannover Messe – rein virtuell statt, mit tausenden von Ausstellern und Besuchern.
Andererseits deckt die Pandemie auch Schwachstellen auf. Fehlende Dienstlaptops für Lehrer, mangelnde digitale Angebote in der öffentlichen Verwaltung, kaum Internet-anwendungen im Gesundheitswesen – die Liste ließe sich beliebig fortführen. Falsch gesetzte Prioritäten in der Vergangenheit, nicht abgerufene Gelder für Digitalisierung und Festhalten an Altbekanntem erschweren den Kampf gegen Corona ebenfalls.
Um die Kluft zwischen digitaler Ausstattung und Nutzung im Privaten und im Öffentlichen nicht größer, sondern kleiner werden zu lassen, ist aber nicht weniger als ein Mentalitäts- und Strukturwandel nötig. Geld allein wird es nicht richten. Strukturen, Verwaltungsgesetze und Technik können selbst dann unzeitgemäß sein, wenn sie bislang funktionierten. Der Spieß ist umzudrehen: Institutionen müssen begründen, warum sie nicht investieren und nicht Neues wagen. Es muss eine Bringschuld geben. Anreizprogramme sollten helfen, damit die digitale Transformation nicht nur in Politikerreden vorkommt, sondern auch in der Realität.