Der Klimawandel gilt keineswegs als Drama
Das Land sieht sich nach wie vor als Gas- und Ölmacht. Von Sonnen- und Windenergie will Präsident Putin nichts wissen.
Nicht, dass Russland es nicht wahrnähme: Polarbärenrudel, die auf Müllkippen am Nordmeer Nahrung suchen, machen Schlagzeilen, langsam im Schlamm des auftauenden Permafrostbodens versinkende Gebäude auch. Aber offiziell erklärt das niemand zum Drama. Gerade erst hat Wladimir Putin ein neues Programm zum Klimawandel unterschrieben, das statt seiner Bekämpfung auf Anpassung setzt.
Putin bestätigte auch das Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Aber kritische Experten sehen darin nur Heuchelei. Denn der Kreml geht dabei von Werten des Jahres 1990 aus, die längst um 45 Prozent gefallen sind, praktisch will man also wieder mehr ausstoßen. Russland ist der viertgrößte Co2-emittent weltweit – und der Staat betrachtet sich weiter als Gasund Ölmacht.
Aber es gibt auch gute Ideen. So will Russland laut der Agentur Bloomberg künftig Großflächen verpachten, auf denen Unternehmen neue Wälder anbauen können. Mit der Option, digital Zertifikate für die Kohlenstoffdioxidmengen, die ihre Bäume schlucken, an die Industrie zu verkaufen.
Es bleibt allerdings abzuwarten, ob so wirkliche neue Wälder entstehen. Bisher können Forst und Taiga in Russland nur 38 Prozent des Co2-ausstoßes unschädlich machen. Und von einer Energiewende, vom massiven Umstieg auf Biogas oder Sonnenenergie ist keine Rede. Auch nicht von Windkraftanlagen. „Die rattern doch so“, warnt Präsident Wladimir Putin, „dass die Würmer aus der Erde kriechen“.