Heidenheimer Zeitung

Notbremse in der Kommunalpo­litik

Erstmals tagt am Montag ein Ausschuss des Heidenheim­er Kreistags online. Auch die Kommunen reagieren teils auf die stark steigenden Neuinfekti­onen. Es gibt Testpflich­ten.

- Von Karin Fuchs

Der Jugendhilf­eausschuss des Kreistags ist am Montag, 19. April, der erste Ausschuss, der in digitaler Form abgehalten wird. Das gab es bislang noch nie. Bislang trafen sich die Kreisräte im Sitzungssa­al im Landratsam­t mit Abstand und Maske, der Kreistag tagte in der Landkreish­alle.

Warum nun dieser Schritt, für den sich Landrat Peter Polta gemeinsam mit den Fraktionsv­orsitzende­n entschiede­n hat? „Ausschlagg­ebend für diese Entscheidu­ng war das aktuelle Infektions­geschehen sowie die hohe Sieben-tage-inzidenz im Landkreis“, teilt Pressespre­cherin Lisa Gräßle mit. Unklar ist bislang, wie lange diese Video-schalte bestehen bleiben wird. Abhängig von der aktuellen Pandemiela­ge sowie auch von den geplanten Tagesordnu­ngspunkten werde situations­bedingt entschiede­n, ob und welche Ausschusss­itzungen digital erfolgen.

Live und öffentlich übertragen

Den Hybrid-sitzungen sind jedoch auch ihre Grenzen gesetzt, denn nicht alles ist möglich. Reine Telefonkon­ferenzen ohne Bildübertr­agung sind nicht zulässig, auch Wahlen sind nicht möglich. Weitere Vorgabe ist: Bild und Ton öffentlich­er Sitzungen müssen zeitgleich in einen frei zugänglich­en Raum übertragen werden, in dem Bürger und Medienvert­reter das Geschehen verfolgen können. Im Landratsam­t wird deshalb die Diskussion des Ausschusse­s im bisherigen Sitzungssa­al live übertragen.

Dass es überhaupt möglich ist, die Politik ins Virtuelle zu verlegen, dazu musste die Hauptsatzu­ng des Landkreise­s Heidenheim sowie die Geschäftso­rdnung für den Kreistag und die Ausschüsse geändert werden. Das geschah im Dezember. Reagiert haben auch die Kommunen im Landkreis, die ebenfalls ihre Satzungen geändert haben.

Teilnahme mit negativem Test

Doch nicht nur im Landratsam­t wird über eine Corona-notbremse bei Sitzungen nachgedach­t. Auch die Stadt Heidenheim reagiert auf den hohen Sieben-tagen-inzidenzwe­rt, will auf Nummer sicher gehen und setzt auf Tests. Die Stadt Heidenheim verlangt von allen Teilnehmen­den und Besuchende­n der Gemeindera­tssitzung im Rathaus am Dienstag, 20. April, den Nachweis eines aktuellen negativen Corona-schnelltes­ts, der nicht älter als 24 Stunden ist.

„Die Stadt Heidenheim will damit alle Teilnehmen­den der Sitzung schützen und zugleich sicherstel­len, dass auch in der aktuellen Situation der Pandemie demokratis­che Entscheidu­ngen in Präsenz getroffen werden“, teilt

Pressespre­cher Stefan Bentele mit. Für die Stadtverwa­ltung sei der Schritt nur konsequent, weil Tests derzeit in vielen Bereichen der Gesellscha­ft an der Tagesordnu­ng sind. Die Regelung gelte für die Stadträte, für die teilnehmen­den Beschäftig­ten der Stadtverwa­ltung, für die Presse sowie für Besuchende gleicherma­ßen.

Ungeachtet der Corona-testanford­erung würden im Sitzungssa­al wie bisher auch die Abstandsre­geln gewahrt, es stehen Desinfekti­onsmittel-spender bereit, es werde regelmäßig gelüftet, zudem gilt die Verpflicht­ung für alle Anwesenden, einen Mundschutz zu tragen.

Video-sitzungen nur Ausnahme

Schon heute tagt in Heidenheim ein Ausschuss, für den diese Tests noch nicht gefordert werden. „Wir appelliere­n aber an die Stadträte, sich vorher zu testen“, so Bentele. Wie es weitergeht, ist im Moment unklar. Der Gemeindera­t war auch schon in das Konzerthau­s ausgewiche­n wegen der größeren Abstände. „Wir wägen das ab, je nachdem, wie umfangreic­h die Sitzungen sind.“Auch Video-sitzungen wären in Heidenheim möglich. Doch Oberbürger­meister Bernhard Ilg hatte schon beim Beschluss deutlich gemacht, dass er diese alternativ­en Sitzungsmo­delle „als extremen Ausnahmefa­ll und letztes Mittel“ansieht.

Hermaringe­n: Video-vorreiter

Die erste Video-gemeindera­tssitzung im Landkreis fand schon im April 2020 in Hermaringe­n statt. Eine Abstimmung war zwar nicht per Video möglich, dafür mussten die Räte sich dann schriftlic­h äußern.

In anderen Kreisgemei­nden wird ebenfalls richtig getagt oder die Sitzungen werden abgesagt und die Bürgermeis­ter treffen Eilentsche­idungen.

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Abstand, Maske, Lüften, Tests: Der Kreistag tagte zuletzt in der Landkreish­alle. Wie es weitergeht, wird situations­bedingt entschiede­n.
Foto: Markus Brandhuber Abstand, Maske, Lüften, Tests: Der Kreistag tagte zuletzt in der Landkreish­alle. Wie es weitergeht, wird situations­bedingt entschiede­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany