Skepsis gegenüber Solaranlage
Eine der größten von der Stadt ausgewiesenen Freiflächen für Photovoltaikanlagen liegt im nördlichen Westen von Großkuchen.
Das Erneuerbare-energien-gesetz (EEG) wirft erneut seine Schatten auf Großkuchen. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um den Schlagschatten der Windkrafträder, sondern um in Bodennähe angebrachte Photovoltaikanlagen. Nicht zuletzt um die kommunale Planungshoheit zu gewährleisten, entwickelte die Stadt Heidenheim ein „Steuerungskonzept Freiflächenphotovoltaik“, das Andrea Nussbaum, Leiterin des Fachbereichs „Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung“, am Dienstagabend den Ortschaftsräten in der Großkuchener Turn- und Festhalle vorstellte.
Nussbaum hatte in der anschließenden Diskussion mitunter keinen leichten Stand, denn in Großkuchen wurde man das Gefühl nicht los, dass einem hier par ordre du mufti wieder etwas aufs sprichwörtliche Auge gedrückt werden sollte. Nussbaum machte deshalb mehrfach deutlich, dass es sich bei der Entscheidung für die Photovoltaik keineswegs um eine Lust- und Laune-debatte handele, sondern um ein Bundesgesetz: „Den Weg haben nicht wir festgelegt, sondern der Gesetzgeber“, so Nussbaum. Bereits in vier Wochen rechnet man mit dem Beginn des Bauleitplanverfahrens. Dann soll auch von einem ersten Investor, dessen Name noch nicht bekannt gegeben wurde, im Großkuchener Ortschaftsrat ein Konzept vorgestellt werden.
Sorge vor Einkreisungspolitik
Konfrontiert mit der Sachlage, war die Reaktion von Ortsvorsteher Josef Weber von eher verhaltener Freude gekennzeichnet. „Wir sind momentan nicht so glücklich“, so Weber, der das Dorf einer Art Einkreisungspolitik ausgesetzt sieht. Dabei sieht er die zukünftige Entwicklung des Dorfes unter Umständen als gefährdet. „Will man doch mal ein Gewerbegebiet ausweisen oder eine Umgehungsstraße bauen, hat man möglicherweise vor lauter Photovoltaikanlagen gar keinen Platz mehr“, so Weber.
Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen, aber die größten von der Stadt in ihrem Steuerungskonzept ausgewiesenen Freiflächen für Photovoltaikanlagen liegen in der Tat im nördlichen Westen von Großkuchen und im Südosten, also dem Gebiet zwischen Groß- und Kleinkuchen.
Kriterien zum Schutz der Natur
Auch wenn es für Ortschaftsrat Franz Schmid nicht nachvollziehbar blieb, warum man nicht vermehrt auf die Dächer in der Landwirtschaft
gehe, anstatt die Flächen zuzubauen, waren es vor allem zwei Punkte, die die Gemüter halbwegs beruhigen konnten. Zum einen, die harten Kriterien, die die Stadt in ihrem Konzept an die Nutzung der Freiflächen anlegte. Naturschutzgebiete, Grünzüge, Wasserschutzgebiete, schutzbedürftige Bereiche für die Erholung, Biotope, Landschaftsschutzgebiete und auch sensible Bereiche für das Landschaftsbild, blieben von vornherein ausgeschlossen. Zum anderen gibt es auch für die Photovoltaikanlage selbst strikte Auflagen
Die Nachricht allerdings, dass im Gegensatz zur Windkraft bei der Photovoltaik der Mindestabstand zur Wohnraumbebauung gesetzlich nicht vorgeschrieben sei, erfüllte Weber gelinde gesagt mit Schrecken. „Ein Licht am Horizont“sah er jedoch in der kommunalen Planungshoheit, die durch das Erneuerbare-energiengesetz unbeschnitten bleibe, so Nussbaum. Die Kommunen bleiben also durchaus Kapitän auf dem Schiff, auch wenn sie sich die Gewässer, die sie befahren, nicht immer aussuchen können.