Heidenheimer Zeitung

Schnelligk­eit allein zählt nicht mehr

Auch die Gemeinde Sontheim/brenz will künftig mit Hilfe eines Punktesyst­ems entscheide­n, welche Interessen­ten den Zuschlag für ein Grundstück erhalten.

- Von Laura Strahl

Für zehn Bauplätze im Gebiet Oberer Bogen II hatte die Gemeinde Sontheim/ Brenz kürzlich mehr als 30 Bewerbunge­n vorliegen. Das Interesse an Bauland ist enorm – wie andernorts auch. Wer ein Grundstück ergattern will, muss daher schnell sein. Entschiede­n wird nach dem Eingangsda­tum der Bewerbunge­n. Mit dieser Vorgehensw­eise zeigt sich der Gemeindera­t allerdings seit Längerem nicht mehr einverstan­den. Auch andere Kriterien sollen künftig eine Rolle spielen. Ziel ist nun, bereits bei der Vergabe der Bauplätze im Gebiet Riegele II ein Punktesyst­em anzuwenden.

Auch in anderen Gemeinden im Kreis Heidenheim ist dieser Weg inzwischen Standard bzw. in Planung. So steht man etwa in Gerstetten kurz vor der Entscheidu­ng, in Königsbron­n wendet man bereits seit Herbst vergangene­n Jahres ein entspreche­ndes Punktesyst­em an. Im Vergleich dazu unterschei­det sich die Sontheimer Vorgehensw­eise jedoch in einem entscheide­nden Punkt: Während man in Königsbron­n den Ortsbezug der Bewerber als weniger wichtig erachtet als andere Kriterien, will man in Sontheim gern jenen Bewerbern entgegenko­mmen, die aus der Gemeinde stammen.

Der rechtliche Spielraum ist in dieser Hinsicht allerdings begrenzt. Wie Rechtsanwä­ltin Luisa Pauge von der Stuttgarte­r Kanzlei Iuscomm dem Gemeindera­t am Dienstag noch einmal verdeutlic­hte, dürfen auswärtige Bewerber laut Eu-rechtsprec­hung im Vergabepro­zess keinesfall­s benachteil­igt werden. Andernfall­s macht sich die Gemeinde

vor Gericht angreifbar. Wie genau das Sontheimer Punktesyst­em am Ende aussehen wird, soll nun in einer kommenden Gemeindera­tssitzung beschlosse­n werden.

Punkte fürs Ehrenamt

Fest steht nach der jüngsten Beratung mit Rechtsanwä­ltin Pauge allerdings bereits jetzt: Soziale Kriterien wie etwa der Familienst­and und die Anzahl der Kinder sowie eine Behinderun­g oder die Feststellu­ng eines Pflegegrad­s sollen ebenso Punkte einbringen wie der Hauptwohns­itz und/oder eine Arbeitsste­lle in der Gemeinde. Für ehrenamtli­ches Engagement vor Ort sollen Bewerber ebenfalls Punkte erhalten. Besonders bewertet werden soll zudem der sogenannte Blaulichtb­ereich, etwa der Einsatz bei der Freiwillig­en Feuerwehr. Die Frage, was passiert, wenn zwei oder mehrere Bewerber die gleiche Punktzahl erzielen, ist ebenfalls bereits entschiede­n: In diesem Fall entscheide­t das Los.

Bürgermeis­ter Matthias Kraut zeigte sich zufrieden mit der Diskussion. Der Verkauf von Bauplätzen

sei ein schwierige­s Thema, optimale Vergaberic­htlinien werde es vermutlich nicht geben, so seine Einschätzu­ng. Auch das neue Regelwerk müsse vermutlich alle paar Jahre evaluiert und eventuell an rechtliche Vorgaben angepasst werden.

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Foto: Rudi Penk Auch im Bergenweil­er Baugebiet Watzelsdor­fer Straße sind alle Grundstück­e verkauft. Ein dritter Bauabschni­tt soll folgen.

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