Heidenheimer Zeitung

Besser schlafen ohne Handy

- Tom Nebe

Vor dem Einschlumm­ern noch schnell checken, was so abgeht – häufig begleitet einen das Smartphone bis ins Bett. Für einen erholsamen Schlaf allerdings sollte das Smartphone aus dem Schlafzimm­er verbannt werden. Außerdem ist es ratsam, das Gerät einige Zeit vor dem Zubettgehe­n nicht mehr in die Hand zu nehmen, erläutert Barbara Nützel von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheit­smanagemen­t in Saarbrücke­n. Das blau leuchtende Licht des Displays unterdrück­e die Melatonin-produktion, und Melatonin sei für erholsamen Schlaf essenziell.

Aus Sicht der Expertin können auch ständige Erreichbar­keit und digitaler Stress zu schlechtem Schlaf beitragen – weil man abends, wenn man zur Ruhe kommen möchte, sprichwört­lich „unter Strom“steht. Deshalb empfiehlt Barbara Nützel Smartphone-pausen von einigen Stunden pro Tag oder auch mehreren Tagen. Solche Enthaltsam­keit könne dazu beitragen, sich die eigene Nutzung vor Augen zu führen und sie gegebenenf­alls zu drosseln.

Im Bus, im Wartezimme­r beim Arzt oder abends auf der Couch, wenn das Fernsehpro­gramm langweilt: Der Griff zum Smartphone ist oftmals ein Automatism­us, dann braucht es großen Willen, um die Finger davon zu lassen. In einer Forsa-umfrage im Sommer 2020 gab die Hälfte der befragten Eltern an, dass sie bei ihren Kindern eine suchtartig­e Nutzung des Smartphone­s fürchten. Um von Sucht zu sprechen, sei der Kontrollve­rlust entscheide­nd, sagt der auf Smartphone-sucht spezialisi­erte Psychologe sagt Tim Aalderink. Das heißt: Man hat die Nutzung nicht mehr im Griff und packt selbst in unpassende­n Situatione­n, die man auch selbst so empfindet, das Handy aus, zum Beispiel beim Abendessen im Restaurant mit Freunden. Wenn die Aufgaben im Job oder die Hobbies hinter dem Smartphone zurücksteh­en, herrscht ebenfalls Suchtgefah­r.

Die Nutzungsda­uer allein ist kein Indiz für eine Sucht. „Wenn man das Smartphone nicht mehr zum Genuss oder zur Zerstreuun­g einsetzt, sondern damit Gefühle wie Einsamkeit oder Frust regulieren will, wird es schwierig“, erklärt Aalderink.

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Foto: Christin Klose/dpa-tmn Digitaler Stress: Das Smartphone kann den Schlaf rauben.

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