Die Zukunft des Waldes im Blick
Eine Versuchspflanzung bei Anhausen soll Erkenntnisse und Antworten darüber liefern, welche Baumarten angesichts des Klimawandels in Zukunft sinnvollerweise gesetzt werden sollten.
Eine Versuchspflanzung bei Bolheim soll Aufschluss darüber bringen, welche Baumarten im Zuge des Klimawandels geeignet sind.
Es ist wahrscheinlich zu hoch gegriffen, dass sich die Zukunft des Waldes auf der Ostalb zwischen Anhausen und Dettingen entscheidet – Antworten auf drängende Fragen sollen dort aber heranwachsen.
Ortstermin im Revier Ballendorf des Forstbezirks Ulmer Alb, zu dem dieser Wald gehört. Die vier Forstwirte aus dem Team von Revierleiter Michael Thalheimer haben auf einer etwa 12 000 Quadratmeter großen Fläche seit vier Tagen gearbeitet, mit einem Bohrgerät Löcher geschaffen und vor allem junge Bäume gepflanzt, die in der von Rotbuchen geprägten Region bislang höchst selten waren.
Dabei handelt es sich nicht um eine normale Pflanzung, die Fläche wird vielmehr in den kommenden Jahren und Jahrzehnten von der in Freiburg ansässigen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) immer wieder untersucht werden. Die mehr als eintausend jungen Bäume gelten nämlich als Versuchspflanzung, die Aufschluss darüber geben soll, welche Baumarten gegenüber der Klimaerwärmung resistent sind.
Bäume im Klimastress
Am Ausgangspunkt dieser Frage steht eine Erkenntnis, die Förster und Forstwissenschaftler spätestens seit den jüngsten Dürrejahren massiv umtreibt: Die heimischen Baumarten geraten zunehmend unter Klimastress. Dass die Fichte vielerorts Extremwettern und Borkenkäfern zum Opfer fällt, hat die Fachleute dabei kaum mehr überrascht, aber sogar die Rotbuche – in weiten Regionen der Alb die Hauptbaumart – litt in den letzten Jahren unter Hitze und fehlenden Niederschlägen. Auch Eichen oder Weißtannen zeigten sich mancherorts angegriffen.
Baumarten, die sich in wärmeren und trockeneren Regionen bereits behauptet haben, gelten daher als Hoffnungsträger für die Wälder der Zukunft. Nur welche Arten? „Dieses Thema wird uns lange beschäftigen“, sagt Thomas Herrmann, Leiter des Forstbezirks Ulmer Alb, denn wie sich eine Baumart entwickelt, werde sich womöglich erst nach Jahrzehnten zeigen.
Zunächst habe die FVA, so Herrmann, gut 30 Arten ausgewählt, die in Baden-württemberg theoretisch gedeihen könnten. Diese Liste wurde schließlich verfeinert, bis etwa 20 Arten für eine Testphase übrig blieben.
Im Mönchshau nördlich von Dettingen fand sich eine Fläche, die für den Versuch wie geschaffen schien. Zuletzt standen hier alte Fichten, die von Borkenkäfern und Stürmen dezimiert waren. Zwar hatten die Vorgänger von Revierleiter Thalheimer unter dem Schirm der Fichten bereits Buchen gepflanzt, die einen neuen Bestand begründen sollten, die jedoch litten so sehr unter Fällungen und Sturmwürfen, dass nun ein „Neustart“für den Wald erfolgte.
Vier Baumarten gepflanzt
Auf je einem Viertel der Versuchsfläche wurden nun vier Baumarten gepflanzt. Als Referenzbaumart hat die FVA den heimischen Spitzahorn ausgewählt. Ein weiteres Viertel gehört nun 300 Exemplaren des Baumhasels, der im Kaukasus und in der Türkei heimisch und hierzulande eher als städtischer Zierbaum bekannt ist. Der Baumhasel gilt als ein Hoffnungsträger wegen seiner Toleranz gegenüber Trockenheit und weil er im Gegensatz zu den hier geläufigen Haselsträuchern zu mächtigen Bäumen mit hochwertigem Holz heranwächst.
Gepflanzt wurden auch 300 Exemplare der Hybridnuss mit dem sperrigen Namen MJ 209, einer Kreuzung aus Walnuss und Großblättriger Nuss.
Besonders wachsfreudig
Förster Michael Thalheimer erwartete für diese Woche zudem die Anlieferung von „Paulownia Artemis“und „Paulownia Phan Tong“, zwei Sorten des im ostasiatischen Raum beheimateten Blauglockenbaumes. Diese Baumart gilt als besonders wuchsfreudig, sie wachse etwa vier Mal so schnell wie die nicht gerade als behäbig bekannte Fichte, so Thalheimer.
Nach dem Pflanzen schützten die Forstwirte die Pflanzen mit sogenannten Wuchshüllen, die die Bäume in den ersten Jahren vor allem vor hungrigem Wild, aber auch vor Spät- und Frühfrost bewahren sollen.