Wenn sich t-online beim Ticker vertickert
Keine Spiele, kein Training aufgrund der Pandemie. Die Amateursportler aus dem Landkreis sind womöglich ein wenig aus der Übung, was den Umgang mit Bällen angeht. Dennoch gibt es individuelle Vorlieben, die sich so schnell nicht ändern.
Prophezeiung oder Versehen? Bei der Telekom trug Marc Schnatterer vergangenen Samstag plötzlich das Trikot von Hannover 96.
Mann, ist die Tasche aber groß: „Müssen Handballer denn gleich immer verreisen?“, wird gerne über sie gewitzelt, weiß Michael Kling aus eigener Erfahrung. Der Shb-spieler ist zugleich auch Fußballer und sagt: Taschen von Handballern sind einfach größer. Wobei, wenn man da an die American Footballer denkt . . .
In so einer Handballertasche findet sich in der Regel auch das betreffende Spielgerät. Doch obwohl das Aussuchen eines Handballs eine große Kunst ist, hat man bei der SHB seit zwei Jahren Mannschaftsbälle. Diese in Netzen zu tragen bleibt – so will es die Tradition – den Jüngsten im Team überlassen.
Es gibt Trainingsbälle, die zwischen 30 und 50 Euro kosten und zwei Bälle für Spiele, die es immerhin auf 70 bis 90 Euro bringen, erzählt Kling, der selbst in einem Sportfachhandel tätig ist. „Die sind entsprechend auch heißbegehrt“, sagt Kling und lacht. „Bei der Oberflächenverarbeitung sind diese minimal weicher.“
Michael Kling: Ballexperte
Die SHB hat sich dabei – Marken dürfen hier ausnahmsweise gerne genannt werden – für Kempa entschieden. Hier sei die Wertigkeit am höchsten, so Kling. „Die Bälle werden ja ständig beharzt und wieder abgeharzt. Mit Kempa hat man am längsten Spaß.“Und weiter geht’s mit Marken: „Vor drei Jahren waren alle scharf auf Hummel“, erinnert sich Kling. Die Bälle dieser Marke seien relativ klein und wohl auch daher „überragend“zu greifen. Der Hype um diese Bälle sei aber wieder abgeflacht. Nun werde mehr auf die Oberflächenverarbeitung geachtet. Andere Anbieter wie Select oder Molten hätten in den vergangenen Jahren etwas geschlafen.
Doch Kling ist nicht nur ein Ballexperte, sondern auch selbst Spieler. Wie darf es also bitte sein? „Es gibt welche, die sagen: Der Michi spinnt und runzeln die Stirn, wenn ich den Ball nochmal aufpumpe“, sagt Kling – und muss wieder lachen. „Ich bin einer der wenigen, die sehr viel Luft im Ball brauchen.“Warum? Ganz einfach: „Wenn der Ball gut hüpft, ist es einfacher, den Kopf hochzunehmen.“
Es gibt nicht nur vier verschiedene Größen (siehe Infokasten), sondern auch einen großen Unterschied im Vergleich zum Fußball. Während es dort in den Profiligen einen Spielball einer bestimmten Marke gibt (aktuell von der Marke Derbystar gestellt), sucht man im Handball vergebens danach. „Das gehört zur Romantik des Handballs und zeigt die Nähe zur Basis“, ist Kling überzeugt.
Susi Frey: Ball-wechslerin
Weiter geht’s also mit der Umfrage an der „Basis“: Wie darf die Kugel denn gerne sein? „Wenn der Ball zu stark aufgepumpt ist, bekommt man Stress mit Torhütern“, sagt Susi Frey. „Aber natürlich ist er dann leichter zu prellen“, so die Spielerin der TSG Schnaitheim, die auf Select setzt. „Mir ist eine griffige Oberfläche wichtig. Und es darf nicht extrem viel Harz am Ball sein.“
Ein Ball hält bei Frey eine Saison lang. Weil er danach nicht mehr so griffig ist, gibt es einen neuen. „Alte Bälle verschenke ich. Früher bekam sie Marion (Paus) oder meine Schwester Angi“, erklärt Susi Frey. Doch wie läuft das mit dem Harz? Dieses nach Spielen wegzumachen, ist eine regelrechte Kunst. Frey überlässt das gerne einer Mitspielerin, der sie dafür ein Getränk spendiert.
Sebastien Kieser: Kontrollfan
„Die Spieler sind ziemlich eigen, was die Bälle angeht“, weiß auch Sebastian Kieser. Daher haben die Handballer beim TV Steinheim jeder ein eigenes Exemplar von den Marken Hummel oder Erima, erklärt der Trainer. „Ich selbst möchte lieber weniger Harz, aber ganz ohne geht’s auch nicht“, sagt der 42-Jährige. Bei zu viel Harz verliere man schnell die Kontrolle über den Ball. Auch gefühlvolle Heber oder saubere Pässe seien dann nicht so gut möglich. „Generell ist an den Bällen genug Harz dran, da jeder in die Harzdose greift“, erklärt Kieser.
Er selbst bevorzuge ganz weiche Bälle – wegen der besseren Kontrolle. „Die müssen sich aber noch prellen lassen. Und bei mir ist es nicht so schlimm wie bei Gerd Mühlberger. Bei ihm ist der Ball gar nicht mehr gehüpft“, scherzt Kieser.
Cindy Rode: Pink ist Trumpf
Wenig Harz ist auch die bevorzugte Devise von Cindy Rode. „So bin ich das auch aus Dettingen gewohnt“, erzählt die 28-Jährige, die nach fünf Jahren beim TSV zum HSB gewechselt ist. In der Dettinger Lindenhalle herrscht sowieso Harzverbot. „Das wird sich auch mehr und mehr durchsetzen“, ist Rode überzeugt. „Manche kleistern mit Harz ja den ganzen Ball zu.“
Rodes Erima-ball ist eher weich und hat einen guten Gripp. Und ja, er ist pink. „Das ist schon ein bisschen ein Klischee. Aber ich mag Pink“, sagt sie selbstbewusst.
Axel Beißwanger: Gefühlstyp
„Viele denken ja, dass es egal ist, welchen Handball man hat“, sagt Axel Beißwanger. Doch dies sei ganz und gar nicht der Fall. „Es muss einem persönlich passen. Nach meinem Kempa hatte ich einen Molten und bin mit dem überhaupt nicht klargekommen. Für mich war er unhandlich, ich hatte einfach kein Gefühl damit“, erklärt der Hsb-spieler und fügt an: „Handball ist nicht Handball.“
Erfahrung spiele auch eine große Rolle: „Man kennt auch die Bälle der Mitspieler und weiß, mit welchem man gut zurechtkommt“, so Beißwanger. Zudem stellt die Heimmannschaft die Spielbälle. „Wenn man Glück hat, wird der eigene Ball ausgewählt. Wenn denn die Mitspieler auch sagen, dass der Ball gut ist.“
Katja Kramer: Ball mal zwei
Katja Kramer geht da sogar einen Schritt weiter. Die 24-Jährige spielt beim TSV Dettingen und hat daher zwei Bälle. Einen Harzball für Auswärtsspiele und einen Nicht-harzball für Heimspiele. „Ich vermisse es, mit Harz zu spielen. Das ist einfach ein anderes Feeling“, sagt die Industriekauffrau. Allerdings sei das Harzverbot in der Lindenhalle auch ein kleiner Vorteil gegenüber den Gastmannschaften, räumt sie ein.
Ihre Bälle müssen mittelhart sein. Wenn sie zu weich sind? „Dann kannst du ihn kicken wie einen Fußball“, sagt die Rückraumspielerin. „Und ganz hart geht auch gar nicht. Ich mag es nicht, wenn Bälle bis an die Decke hüpfen.“
Oliver Aeugle: Gripp, Gripp, hurra
Rückraumspieler haben oft einen klobigen Ball, der extrem aufgepumpt ist, sagt Oliver Aeugle. „Dann sagen selbst die Torhüter: Dein Ball ist wie ein Stein“, fügt der Hsb-spieler an.
Für den 31-Jährigen müssen Bälle einen guten Gripp haben und „schön weich“sein. „Wenn ich ihn drücke, muss er nachgeben“, so Aeugle, der auch schon höherklassig gespielt hat. „In höheren Ligen sind Spielbälle vorgeschrieben. Ab der Württembergliga gibt es einheitliche Bälle, damit für jeden die gleichen Voraussetzungen herrschen. Handbälle können vor allem auswärts ein wichtiger Faktor sein.“
Jahrelang hat Aeugle mit einem Ball der Marke Select gespielt, mittlerweile benutzt er Vranjes. Doch auch bei Handbällen gilt: Ob weich oder hart – es ist auch eine Kostenfrage.