Heidenheimer Zeitung

Cdu-ministerpr­äsident für Söder

Sachsen-anhalts Landeschef hält Umfragewer­te für ausschlagg­ebend.

- Von Ellen Hasenkamp

Berlin. In CDU und CSU werden die Rufe nach einer raschenklä­rung der Kanzlerkan­didatur lauter. „Armin Laschet und Markus Söder müssen endlich ihre Verantwort­ung für die Union begreifen“, sagte der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, der „Bild“-zeitung. Aus der CDU verlautete, dass Laschet und Söder in intensiven Gesprächen seien.

Sachsen-anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) forderte eine Entscheidu­ng auf Grundlage der Popularitä­tswerte – und deutete damit eine Präferenz für Söder an, der auf deutlich bessere Umfragewer­te verweisen kann. „Leider geht es jetzt nur um die harte Machtfrage: Mit wem haben wir die besten Chancen?“, sagte Haseloff dem „Spiegel“.

In den Umfragen liegt CSUCHEF Söder derzeit weit vor Laschet – sowohl unter Unionsanhä­ngern als auch unter den Befragten insgesamt. Söder selbst wirbt mit dem Argument seiner starken Umfragewer­te für seine Benennung als Kanzlerkan­didat von CDU und CSU. Laschets Argument hingegen lautet, Umfragen seien kurzlebig – die Kandidaten­frage müsse auch anhand anderer Kriterien entschiede­n werden.

Cdu-generalsek­retär Paul Ziemiak stellte sich hinter Laschet. Gegenüber dem „Focus“verwies Ziemiak auf die Unterstütz­ung in Cdu-präsidium und -Vorstand für Laschet. Er habe selten so viel Einmütigke­it erlebt wie in diesen Sitzungen, sagte Ziemiak.

Die Lage“, sagt Armin Laschet, „ist dramatisch.“Und obwohl das ziemlich genau auf die Situation von CDU und CSU zutrifft, ist diese natürlich nicht gemeint in Laschets Landtagsre­de. Es geht um die Corona-zustände in Nordrhein-westfalen. Am Pult steht nicht der CDU-CHEF und Kanzlerkan­didatenkan­didat Laschet, sondern der Ministerpr­äsident. Doch dass diverse Fernsehsen­der über diese „Unterricht­ung durch die Landesregi­erung“live berichten, liegt dann eben doch an der aktuellen Dramatik in der Union.

Laschet ist wie immer nicht viel anzumerken, vor Beginn des Plenums winkt er freundlich Richtung Tribüne und plaudert dann mit seinem Fdp-vizeminist­erpräsiden­ten Joachim Stamp. In seiner Rede erinnert er an seinen Vorschlag eines Brücken-lockdowns, preist den Impffortsc­hritt und die Testerfolg­e in seinem Bundesland. Ein paar kleine Spitzen Richtung Bayern – und damit Richtung Csu-kontrahent Markus Söder – schießt er allerdings doch ab, rein Corona-bezogen natürlich. Wobei sein engagierte­s Eintreten für eine gemeinsame Impfstoffb­eschaffung auch in Sachen Sputnik V auch als Kanzlersou­nd gedeutet werden kann: „Deutschlan­d als Ganzes“müsse hier agieren, sagt Laschet, es gehe nicht um einen „Wettbewerb der Bundesländ­er“und schon gar nicht um die „schnelle Schlagzeil­e“.

Womit man wieder mitten im Königsdram­a von CDU und CSU wäre. Allerdings haben beide Seiten nach dem sehr schlagzeil­enträchtig­en Duell in der Fraktion offenbar eine Schlagzeil­enpause vereinbart. In der Union ist eine Art Stille nach dem Sturm eingetrete­n. Sondiert, diskutiert und telefonier­t wird natürlich trotzdem. Aber vielleicht ist vielen auch der Schreck in die Glieder gefahren nach der Sitzung der Abgeordnet­en.

Denn während offiziell die Lesart von der „offenen Aussprache“, dem „guten Meinungsbi­ld“und dem „wichtigen Moment“verbreitet wurde, wählen einige Beteiligte drastische­re Worte. Der frühere Csu-landesgrup­penchef Peter Ramsauer beispielsw­eise sprach von einer „offenen Feldschlac­ht“und einer „Arena“, in die man die beiden Parteichef­s als „zwei Gladiatore­n hineinführ­t und dann Blut fließen lässt“. Der Chef der Nachwuchso­rganisatio­n JU, Tilman Kuban, wiederum nannte den Begriff „Selbstzerf­leischung“.

Derweil wagte sich Sachsen-anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff als Vertreter aus den oberen Cdu-reihen Richtung Söder hervor. Im „Spiegel“forderte er eine Entscheidu­ng auf Grundlage der Popularitä­tswerte – was angesichts der besseren Werte des Csu-manns eine ziemlich klare Aussage ist. „Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeine­r Überzeugun­g absolut kanzlerfäh­ig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinne­n und Wähler ihn nicht lassen“, so Haseloff, der im Juni Landtagswa­hlen bestehen muss. Welche Entscheidu­ng wie und wann gefällt werden soll, war am Donnerstag­nachmittag weiter unklar. Bis zum Wochenende, das hatten Laschet und Söder selbst so angekündig­t, soll ein Ergebnis her.

 ??  ?? Im Kampf gegen Corona geht es nicht um einen „Wettbewerb der Bundesländ­er“, sagte Armin Laschet im Landtag in Düsseldorf.
Im Kampf gegen Corona geht es nicht um einen „Wettbewerb der Bundesländ­er“, sagte Armin Laschet im Landtag in Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany