Seehofer zu Einsparungen gezwungen
Die Folgen von Corona belasten die Co2-bilanz von Gebäuden. Der Bauminister muss nachsteuern.
Berlin. Bis auf den Gebäudesektor haben alle Bereiche ihre Klimaziele für das Jahr 2020 erreicht. Das geht aus dem Gutachten des „Expertenrats für Klimafragen“hervor, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Der Gebäudebereich habe das Ziel des Klimaschutzgesetzes, maximal 118 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) auszustoßen, um zwei Millionen Tonnen überschritten, sagte der Freiburger Fraunhofer-physiker Hans-martin Henning, der dem Klimarat vorsitzt.
Ursache für die Emissionsüberschreitung sind die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Während in Wirtschaft und Verkehr die Emissionen deswegen gesunken sind, bewirkten sie in Gebäuden das Gegenteil. „Durch die Zunahme an Homeoffice und Kurzarbeit kam es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Mehrverbrauch an Heizenergie in Haushalten“, heißt es.
Innenminister Horst Seehofer (CSU), dessen Ressort gemeinsam mit Peter Altmaiers (CDU) Wirtschaftsministerium für den Gebäudebereich zuständig ist, muss nun innerhalb von drei Monaten ein Co2-einsparprogramm vorlegen. So sieht es das Klimaschutzgesetz vor, aus dem auch der Klimarat hervorgeht. Umweltverbände fordern nun einen schnelleren Einbaustopp von Ölheizungen oder strengere Energieeffizienz-vorgaben.
Krisengewinner Scheuer
Krisengewinner hingegen ist Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Ohne den Corona-bedingten Rückgang der Mobilität lägen die Emissionen in seinem Bereich zehn Prozent höher. Krisenbereinigt wäre sein Ressort somit das einzige, das die Klimaziele reißt, weswegen die Experten auch hier Handlungsbedarf anmahnen.
Spätestens wenn die EU das europäische Klimaziel verschärft, wird es diesen in allen Bereichen geben. Für Deutschland ergebe sich daraus, dass sich das Ziel der bisher anvisierten 55 Prozent weniger Emissionen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 auf minus 62 bis 68 Prozent verschärfen dürfte, schätzen die Experten.