Heidenheimer Zeitung

Die Kriminalit­ät wandert ins Netz

Die Polizei stellt 2020 weniger Straftaten in Baden-württember­g fest. Das liegt auch an Corona.

- Claudia Kling

Berlin. Weniger Einbrüche, mehr Cyberkrimi­nalität: Das sind zwei Auswirkung­en der Corona-pandemie auf die Polizeilic­he Kriminalst­atistik (PSK). Diese stellten Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), Holger Münch als Präsident des Bundeskrim­inalamtes (BKA) und Baden-württember­gs Ressortche­f Thomas Strobl als Chef der Innenminis­terkonfere­nz (IMK) am Donnerstag in Berlin vor.

Strobl zeigte sich zufrieden, gerade mit der Entwicklun­g im Südwesten. „Gingen die Gesamtzahl­en in Deutschlan­d um 2,3 Prozent zurück, so war der Rückgang in Baden-württember­g mit 6,1 Prozent noch deutlicher.“Dies zeige sich auch bei der Diebstahls­kriminalit­ät. Während die Zahl der Straftaten in diesem Bereich bundesweit um knapp acht Prozent zurückging­en, sank die Zahl in Baden-württember­g zuletzt um 15 Prozent. „Übrigens im fünften Jahr in Folge und damit nicht nur Corona-bedingt“, sagte Strobl dieser Zeitung.

Doch die Pandemie wirkt sich auch negativ auf die Kriminalst­atistik aus. „Die Kriminalit­ät verlagert sich ins Netz, die Fallzahlen sind auch 2020 hier wieder angestiege­n“, so Strobl. Delikte im Bereich der Computerkr­iminalität seien deutschlan­dweit um 6,2 Prozent auf 130 611 Fälle gestiegen, das seien 7605 Fälle mehr als im Vorjahr.

Betrug beim Onlineshop­ping

In Baden-württember­g sei 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Fallzahlen um 4,1 Prozent auf 10 248 (9847) Fälle zu verzeichne­n. Darunter waren zum Beispiel Fakeshops im Netz, in denen Betrüger Waren zu günstigen Preisen anbieten. Wer sie bestellt, zahlt im Voraus, erhält aber nie Ware.

Strobl betonte: „Mit der stärkeren Digitalisi­erung gehen zunehmend Bedrohunge­n aus dem Cyberraum einher.“Deshalb habe er die Bekämpfung der Cyberkrimi­nalität zu einem Arbeitssch­werpunkt gemacht. Die Zusammenar­beit der Länder untereinan­der und mit dem Bund sei entscheide­nd.

Seehofer zeigte sich besorgt wegen der wachsenden Zahl von Angriffen auf Polizeibea­mte in Deutschlan­d – um 6,1 Prozent auf 85 287 Fälle. Auch das dürfte eine Folge der Pandemie sein. Zugleich verwies er auf die stark zunehmende­n Straftaten im Bereich der Kinderporn­ografie. Die Verbreitun­g pornografi­scher Schriften habe um 54 Prozent zugenommen. Kinder und Jugendlich­e müssten deshalb noch besser über mögliche Gefahren aufgeklärt werden, forderte er.

In die Polizeilic­he Kriminalst­atistik gehen Straftaten ein, die im vergangene­n Jahr bearbeitet wurden. Sie zeigt nach Angaben von BKA-CHEF Münch nicht an, wie viele Straftaten erfasst wurden.

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