Es bleibt ein Gschmäckle
Wird jemandem, der in Villingenschwenningen oder Frankfurt/oder vor dem Fernseher sitzt und Fußball schaut, die Werbung der Stadtwerke in der Arena auf dem Schlossberg ins Auge stechen? Und wird er deswegen einen Vertrag mit dem Energieunternehmen aus Heidenheim abschließen? Oder wird jemand aus Heuchlingen, Herbrechtingen oder Hermaringen nach dem Besuch im Fch-stadion seinen Vertrag kündigen und einen neuen beim Konzern aus der Oststadt abschließen? Denkbar ist das, aber nur mit ganz viel Vorstellungsvermögen.
In der Realität entscheidet über einen Anbieterwechsel letztlich, ob danach im eigenen Geldbeutel mehr übrigbleibt als zuvor.
Für die Stadtwerke Heidenheim, wie für andere Sponsoren, ist der FCH sicherlich ein werbewirksamer Partner, der mediale Präsenz und Reichweite bietet. Reicht das aber für eine Platinpartnerschaft der Tochtergesellschaft der Stadt aus? Aus Marketing-sicht vielleicht. Aber wie steht es um die Sicht der Heidenheimer Bürger?
Im Kern geht es bei der Betrachtung nämlich um die Frage, ob ein Unternehmen der Kommune, also der Stadt Heidenheim, ein anderes Wirtschaftsunternehmen sponsern soll und darf. Schließlich ist der FCH kein Amateurverein mehr. Er wird von Profis geleitet, von einem hochprofessionellen Stab trainiert und auch die Akteure auf dem Platz schnüren ihre Kickstiefel nicht für einen Kasten Bier nach dem Spiel in der Kabine. Die ehrenamtlichen Strukturen hat der Zweitligist längst hinter sich gelassen. Somit gehen Energieprofis im Eigentum der Stadt eine Partnerschaft ein mit Profis auf und abseits des Rasens. Ist das Unterstützung aus dem Rathaus durch die Hintertür? Denkbar ist das. Zumindest braucht es dazu nicht ganz so viel Vorstellungskraft.
Immerhin geht es laut Stadtwerken in der Summe in zwei Jahrzehnten um einen Betrag von nahezu 1,9 Millionen Euro. Nicht gerade wenig. Für Vereine und Organisationen, die ehrenamtlich funktionieren müssen, ist das sogar sehr viel Geld.
Nicht falsch verstehen:rechtlich ist an dem Sponsoringdeal rein gar nichts auszusetzen. Das ist auch bei der Verflechtung von Ämtern der Fall. Aber muss jemand, der im Vorstand der Fußballer sitzt, gleichzeitig im Aufsichtsrat beim Großsponsor einen Platz haben? Legal ist das schon, aber schießt man sich damit moralisch nicht ein Eigentor? Letztlich muss das jeder für sich entscheiden.
Aber: Ein Gschmäckle bleibt.