Heidenheimer Zeitung

Corona und das Rentenalte­r

Die Forschungs­institute erwarten kurzfristi­g einen kräftigen Aufschwung. Doch es bleiben Probleme.

- Dieter Keller

Berlin. Der anhaltende Lockdown bremst zwar die wirtschaft­liche Erholung. Aber trotzdem dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr um 3,7 Prozent wachsen, erwarten die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute. Vor einem halben Jahr hatten sie noch mit 4,7 Prozent gerechnet. Im nächsten Jahr soll es um 3,9 Prozent aufwärts gehen, so das Ergebnis ihres Frühjahrsg­utachtens.

Längerfris­tig sorgen sich die Forscher allerdings, dass der Bundeshaus­halt überforder­t wird. Denn die Corona-pandemie dürfte dafür sorgen, dass das Wachstumsp­otenzial und damit auch die Staatseinn­ahmen in den nächsten Jahren niedriger ausfallen als erwartet. Hinzu kommen die Belastunge­n durch die demografis­che Entwicklun­g. Trotzdem fordern die Forscher möglichst rasch wieder einen ausgeglich­enen Staatshaus­halt und gleichzeit­ig hohe Investitio­nen. Das wird schwierig, weil die gesetzlich­e Rentenvers­icherung eigentlich deutlich höhere Bundeszusc­hüsse braucht. Als „elegantest­e Lösung“dieses Problems empfiehlt Oliver Holtemölle­r vom Institut für Wirtschaft­sforschung Halle (IWH) eine langsame schrittwei­se Erhöhung des Rentenalte­rs. Das würde auch die Produktion­smöglichke­iten der Unternehme­n erhöhen, also für mehr Wachstum sorgen, weil mehr Arbeitskrä­fte zur Verfügung stehen.

Kurzfristi­g dürften die über 200 Milliarden Euro die Konjunktur ankurbeln, die die Verbrauche­r wegen des Lockdowns im letzten und in diesem Jahr nicht

Die Wirtschaft wird weiter wachsen, so die Experten.

ausgeben konnten, sondern gespart haben. Nimmt ihre Kauffreude noch stärker zu, könnte das Wirtschaft­swachstum auch etwas höher ausfallen. Bei ihrer Prognose gehen die Forscher davon aus, dass der derzeitige Lockdown erst einmal fortgesetz­t wird, die Beschränku­ngen aber bis zum Ende des dritten Quartals wieder aufgehoben werden.

Davon würde auch der Arbeitsmar­kt profitiere­n: Die Zahl der Arbeitslos­en dürfte in diesem Jahr um 65 000 und im nächsten um 248 000 zurückgehe­n. Die Inflation dürfte in diesem Jahr auf 2,4 Prozent steigen, wobei sich die Senkung der Mehrwertst­euer 2020 auswirkt. 2022 könnte sie auf 1,7 Prozent sinken.

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