Neustart für Marktplatz
Kaufland integriert die im Oktober übernommene Plattform real.de. Bei den Realfilialen geht es weiter voran, auch beim Konkurrenten Edeka.
Für Sie ändert sich nichts! Das wird den Kunden des Marktplatzes real.de seit diesem Mittwoch versprochen, wenn sie online gehen. Sie werden nun auf die Seite der Supermarktkette Kaufland weitergeleitet. Im Oktober des vergangenen Jahres hatte Kaufland real.de von der Scp-group übernommen. Bis Dienstag war es nur ein dezenter Hinweis auf der Homepage. „Aus real.de wird Kaufland. de“war links oben auf der bekannten Marktplatz-plattform zu lesen.
Nun ist Kaufland auf einen Schlag der drittgrößte Marktplatz in Deutschland nach Amazon und Ebay – auch wenn der Abstand zwischen den Branchenriesen und dem ehemaligen real.de groß ist. Deutlich wird das auch an folgenden Zahlen: 43 Prozent der Top-1000-online-shops waren 2019 auch auf Amazon vertreten, 37 Prozent bei Ebay und 9 Prozent auf real.de. 2019 hatte der damalige Chef von real.de, Gerald Schönbucher, noch von einem Gesamtumsatz von einer halben Milliarde Euro berichtet, nach 380 Millionen im Geschäftsjahr davor. Dann kam das Ende von Real, das schließlich zu einer Übernahme der Digitaltochter durch Kaufland geführt hat.
Die Integration des Marktplatzes sei Startschuss einer breit angelegten Kampagne, die Kaufland-kunden des stationären Handels für die Angebote des Marktplatzes begeistern soll und andersrum, sagt eine Sprecherin. Für die Kunden soll sich dadurch wenig ändern. Sie können sich weiterhin mit ihrem real-kundenkonto einloggen, Gutscheine einlösen oder bei real.de bestellte Artikel nun bei Kaufland zurückgeben.
Nach einem Bericht des Branchenblatts „Lebensmittelzeitung“wird sich das allerdings für die Schwarz-gruppe, zu der neben Kaufland auch Lidl gehört, vorerst nicht rechnen: „Mit positiven Ergebnisbeiträgen aus dem Netz kann die Schwarz-gruppe indes erst ab 2023 rechnen“. Das sei den Bewertungsunterlagen aus dem vergangenen September zu entnehmen.
Doch die Schwarz-gruppe hat sich nicht nur das Onlinegeschäft übernommen, im Dezember hat das Bundeskartellamt 92 Real-filialen zur Übernahme durch Kaufland freigegeben. Für 101 hatte sich die Kette interessiert. Aber: „Wir wollen für die Verbraucherinnen und Verbraucher
dort, wo sie einkaufen, genügend Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern erhalten“, begründet Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes die Entscheidung. In den betroffenen regionalen Märkten wären sonst die Ausweichmöglichkeiten und der Wettbewerb zu stark beeinträchtigt worden.
Der Umbau jedenfalls geht voran: Seit Januar dieses Jahres hat Kaufland 24 ehemalige Real-filialen in das eigene Filialnetz integriert, weitere werden nach und nach folgen. Die Filialen bleiben zwei Tage vor der jeweiligen Eröffnung geschlossen, erklärt die Sprecherin. „An diesen beiden Tagen werden die Filialen mit neuer Ware beliefert, die Obstund Gemüseabteilung wird umgebaut und an den Filialeingang verlegt. In einem ersten Schritt werden auch die Waagen- und Kassensysteme ausgetauscht ebenso wie Logos, Banner und Plakate vor und in der Filiale.“Der Rest folge später bei laufendem Betrieb.
Wir wollen den Verbrauchern genügend Möglichkeiten zur Auswahl erhalten. Andreas Mundt
Präsident des Bundeskartellamtes
Konkrete Termine bei Edeka
Auch Edeka macht Tempo bei der Umstellung. Statt 72 Real-standorten darf der größte deutsche Lebensmittelhändler nach der Entscheidung des Kartellamtes aber nur 45 Standorte ohne Auflagen übernehmen, sechs mit Auflagen. Für mindestens acht davon stehen bereits konkrete Termine fest, die frühesten sind Mitte Juni. So hat zum Beispiel die Region Südwest laut Lebensmittelzeitung Genehmigungen für 19 Flächen in der Tasche. Früh dabei sind Kaiserslautern, Kirchheim am Neckar und Horb, sowie Potsdam-drewitz und Teltow.