Von einem anderen Stern
Die neue Luxuslimousine bringt den Konzern im Kampf um das beste Elektro-auto ganz nach vorn. Chef Ola Källenius hält einen schnelleren Durchbruch von Elektromobilität für möglich.
Daimlers S-klasse ist besonders. Das war schon immer so. Wenn es dann noch die erste von Grund auf als E-auto entwickelte S-klasse ist und an seinem Erfolg nicht unwesentlich die Zukunft des gesamten Konzerns abhängt, lässt sich auch von seiner Weltpremiere einiges erwarten. Und wirklich flog das Auto gestern in einem besonders aufwendigen Präsentationsfilm durch Wolken. Der Regisseur James Cameron war zu sehen und die Sängerin Alicia Keys zu hören. Die Erde wurde aus dem Weltraum herangezoomt und Vorstandschef Ola Källenius sagte die auch nicht gerade bescheidenen Worte: „Dies ist für dich, Welt.“
Das neue Flaggschiff fällt optisch auf durch rahmenlose Türen, die sich selbst schließen, eine nahtlos in die Motorhaubenpartie übergehende Frontscheibe. Es soll das aerodynamischste Serienauto der Welt sein, beim Geräuschkomfort zu den Besten gehören und 770 Kilometer mit einer Batterieladung schaffen.
Herkunftsnachweise sollen garantieren, dass Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wird. In Zukunft wird es so autonom fahren, dass Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen können. Updates gibt es über Internet.
Für Stefan Reindl ist es nicht mehr und nicht weniger als „das beste Auto, das es derzeit in diesem Luxus-segment gibt“. Der
Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft ist bereits mitgefahren und von Qualität und Komfort überzeugt. „Das merkt man schon beim Schließen der Tür. Die Haptik, die Materialien, der Bau sind sehr gut.“
In diesen Bereichen liege Daimler nun ganz vorne, sagt
Reindl. Aber „bei der Reichweite und Software befindet sich der EQS nur auf Augenhöhe mit dem Model S von Tesla.“Es gebe auch „keinen Grund für Daimler, sich auszuruhen. Die anderen Hersteller sind auch sehr agil und schnell unterwegs.“Kurzfristig sei aber in der Oberklasse weder von BMW, noch Lexus oder auch Audi ein Konkurrent in Sicht.
Für die Vertriebsvorständin Bettina Seeger bietet der EQS als „Erster seiner Art“eine Verknüpfung von Luxus mit großzügigem Innenraum, digitaler Interaktion und Elektroantrieb. Die Nachfrage für das Modell, das von Juni an ausgeliefert werden soll, sei gut, man erwarte viele Neukunden.
Zahlen, auch zum Preis, werden allerdings nicht genannt. Obwohl die variablen Kosten bei Autos mit Diesel- oder Benzinmotoren besser seien, erreiche Daimler mit dem EQS von Anfang an eine „vernünftige Marge“.
Traditionell verdienen Autobauer vor allem mit Extras Geld. Die Liste dafür dürfte beim neuen Flaggschiff von Daimler lang sein und einen 1,40 breiten Bildschirm mit vielen Multimediafunktionen enthalten. Dass Besitzer enttäuscht sind, wenn ihr Auto dieses Display nicht von Haus aus mitbringt, sieht die Vorständin nicht: „Die Käufer stellen sich ihr Auto sehr bewusst zusammen und wissen das.“
„Dies ist für dich, Welt.“