So sollen Reisende vom Flieger in den Zug umsteigen
Deutsche Bahn und Luftverkehrsbranche wollen jeden fünften Inlandsflug überflüssig machen.
Berlin. Zug statt Flugzeug: Unter diesem Motto haben die Deutsche Bahn und der Bundesverband Deutscher Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Donnerstag einen Aktionsplan vorgestellt. Das Ziel: die Zahl der Inlandsflüge reduzieren, Verkehr auf die Schiene verlagern und damit Co2-emissionen einsparen. Mit ihrem Plan wollen die Unternehmen jeden fünften Flug überflüssig machen und ein Sechstel der Emissionen einsparen.
Im Jahr 2019 sind rund 23 Millionen Passagiere innerhalb Deutschlands mit dem Flugzeug gereist. Davon flogen acht Millionen weiter ins Ausland, 15 Millionen davon waren reine Inlandsreisende – etwa Geschäftsleute.
Sollten die Maßnahmen, die Bahn und Luftverkehrsbranche planen, greifen, ließen sich 4,3 Millionen Passagiere auf die Schiene umleiten.
Umstieg erleichtern, Zeit sparen
Damit das klappt, planen die Unternehmen, Großstädte besser anzuschließen, den Umstieg zu erleichtern und Zeit einzusparen. Der Lufthansa-expresszug von und nach Frankfurt am Main, der derzeit 17 Verbindungen hat, wird um fünf Verbindungen ergänzt. Außerdem sollen Passagiere künftig ihren Flug spontaner buchen können als bisher.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird es weitere Sprinterverbindungen geben. Reisende sollen auf der Strecke München– Frankfurt künftig eine halbe Stunde sparen. Der Sprinter zwischen Hamburg und Hannover soll zehn Minuten Zeitersparnis bringen.
Weitere schnelle Verbindungen kommen in den nächsten Jahren hinzu. 2023 soll die Neubaustrecken Wendlingen–ulm in Betrieb genommen werden und zu einer Fahrzeitverkürzung zwischen Stuttgart und München führen.
Mehr Verkehr auf der Schiene bedeutet jedoch auch finanzielle Einbußen der Flugwirtschaft. Der Präsident des Flughafenverbands ADV, Stefan Schulte, sieht darin kein Problem. Er betont den ökologischen Nutzen. „Was möchten die Kunden? Sie wollen bequem und umweltfreundlich reisen“, sagte Schulte. Das biete die Luftverkehrswirtschaft den Passagieren nun. Die Zusammenarbeit sei nach anderthalb Jahren Gesprächen zwischen den Konkurrenten ein „Meilenstein“.
Vieles ist derzeit aber noch unklar. Wie die Bahnreisenden am Flughafen ihr Gepäck möglichst schnell loswerden, müssen die Bahn- und Flughafenbetreiber erst erarbeiten. Auch für das Einchecken von Gepäck für einen Flug direkt am Bahnhof gibt es keine Lösung. Ob das jemals möglich sein wird, ist zudem fraglich. „Die Passagiere haben ihr Gepäck gerne bei sich“, erläuterte Db-personenverkehrsvorstand Berthold Huber.